- Gábor Papp "Brief aus Budapest, Mitteleuropa"
Ungarn auf der Suche nach einer Identität zwischen den heutigen Ungarn, den nationalistischen Traum vom Großungarn, Mitteleuropa und der EU. Selbst die ungarische Elite spricht von ungarischen Städten und Regionen in der Slowakei und in Rumänien und führt damit zu großen Irritationen bei anderen EU-Staaten, die neue Stolpersteine in der EU schaffen. Wie Gábor Papp anmerkt:
"Bedenke aber zuvor gut, an welcher Stelle du die virtuelle inner-europäische Grenze übertreten möchtest. Du könntest sonst in eine slowakische Ortschaft geraten, die von der lokalen Obrigkeit am Tag des Beitritts zum Schengenraum mit Blumen in massiven Betonkästen geschmückt wurde. Für deren Aufstellung wurde die Fahrbahn der Verbindungsstraße zwischen den beiden Ländern als passend erachtet ... (Nebenbei bemerkt, gibt es auch bei unseren österreichischen Freunden ähnliche Beispiele.)" (LE MONDE diplomatique, Juli 2008, Seite 2) - Niels Kadritzke "Den Freund im Nacken - In Zypern gibt es endlich Chancen für eine Lösung, doch die Krise in der Türkei lässt wenig Spielraum"
Nach der Lektüre dieses langen Essays bleibt die Erkenntnis, dass der Verlauf der weiteren Entwicklung des Aufnahmeverfahrens der Türkei in der EU sich auf Zypern entscheiden wird. Hier stehen die undemokratischen kemalistischen Militärs (etwa 40.000 türkische Soldaten) gegen die demokratisch gewählte Regierung von Nordzypern und damit ist hier der inner-türkische Konflikt innerhalb eines EU-Landes zu beobachten und zu erleiden. Nicht nur das die Türkei 3/8 der Insel seit 1974 besetzt hält, schränkt die Souveränität ein, sondern auch das die alte Kolonialmacht Großbritannien großflächige Militärstationen in Akrotiri und Dhekilia besitzt, die im Gegensatz zur griechischen Luftwaffenbasis "Andreas Papandreou" bei Yerokipos auch noch außerhalb der EU liegen. Es geht hier also um mehr als eine Vereinigung zweier Inselhälften, es geht um die Erlangung einer tatsächlichen Souveränität, welche die Sonderstellung fremder Militärs (die USA unterhält auch noch eine Station) auflöst. - Georges Corm "Die armen Nachbarn von gegenüber - Europas Mittelmeerpolitik geht an den Realitäten vorbei"
Der Autor beschreibt das Verhältnis der EU zu den anderen Anrainerstaaten des Mittelmeers. Die von Sarkozy gewünschte Mittelmeerunion (auch als "Barcelona-Prozess" bekannt) hat ja nur das Ziel, die Türkei in ein EU-System zu integrieren ohne sie in die EU aufzunehmen. Georges Corm war 1998-2000 libanesischer Finanzminister und ordnet die "neuen Ideen" in die wirtschaftliche und politische Realität der Nicht-EU-Staaten ein.
Montag, 13. Oktober 2008
LE MONDE diplomatique Juli 2008 - Lesefrüchte
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