Die erste Tour unserer fünfköpfigen Gruppe verpasste ich. Der Tramontane wehte heftig und ich war nach dem Frühstück ohne Abmeldung bei den anderen an den Strand gegangen, wo ich meine Entspannung an der Wasserlinie suchte und fand. Die schleifende Wirkung des Sandes war irgendwann nur noch unangenehm und ich ging zurück zu meinem Zelt. Hier fand sich ein Zettel, der mir sagte, dass die anderen wegen des Wetters auf einen Strandtag verzichten und zu einer Stadtbesichtigung nach Narbonne gefahren sind. Pech gehabt!
Der Tramontane hielt am nächsten Tag an und diesmal fuhr ich mit. Es ging zunächst in Richtung Perpignan, wo wir dem Tal von la Têt bis in 300 Meter Höhe folgten. Unser Ziel waren die Kalkhöhlen von Canalettes. In der von Menschenhand zerstörten Landschaft (=Garigue) war bei Vinca ein langgestreckter Stausee des Têt zu sehen, der die ungebremsten Starkregen in den Pyrenäen aufnehmen sollte. Die endende Trockenzeit zeigte sich durch einen sehr niedrigen Pegelstand und den mehrere Meter höher liegenden Zeichen höherer Wasserstände.
Die Grotte des Grandes Canalettes bei Villefranche-de-Conflent reichen tief in den Berg hinein und mehr als 500 Meter sind für den Tourismus erschlossen. Es sind alle Formen der Kalkablagerungen zu sehen von teilweise enormer Größe. Als Tourist wird man durch Metallabsperrungen und -treppen auf einen Weg gezwungen, doch immer wieder sind links und rechts weitere Gänge zu sehen. Hier war einmal mehr ein Vorteil von digitalen Kameras zu erleben. In dunkle Gänge wurde hineingeblitzt und das Display zeigte danach die ansonsten nicht zu sehende Fortführung der Gänge. Das ganze begehbare System ist durch Beleuchtung und Muzak erschlossen. Dennoch war es beeindruckend. Wir waren off-season und nach etwa hundert Metern waren wir die einzigen Besucher und somit konnte überhaupt etwas von den Höhlengefühl aufkommen, dass ich auf anderen Reisen und Exkursionen bereits erleben konnte.
Hungrig standen wir schließlich wieder im Tageslicht und gingen nach Villefranche-de-Conflent. Die Saison ist noch nicht vollständig vorbei, die Mehrzahl aller Geschäfte war für uns Touristen und es flanierten mit uns einige Hundert Menschen durch die Festung und die damit verbundene Ortschaft.
Hier passierte vermutlich ein Ärgernis. Als wir an einer kleinen Bäckerei ankamen, holten wir uns dort verschiedene lokale Spezialitäten, die wir als wir in der nächsten Seitenstraße freie Bänke fanden, als Mittagessen verzehrten. Die klebrig süßen Leckereien führten dazu, dass unsere mitgeführten Sachen neben uns legten. Als wir eine Viertelstunde später weiter durch den Ort spazierten, hatte vermutlich einer von uns hier etwas liegen gelassen. In einen Laden kauften wir Kleinigkeiten, tranken in einen Café einige Kleinigkeiten und gingen schließlich zur eigentlichen Festung. Da erst fiel auf, dass die Digitalkamera verschwunden war. Ich blieb bei der Festung und die anderen stürmten los, um unseren bisherigen Weg systematisch zurück zu verfolgen. Als Sie nach einer Viertelstunde wieder auftauchten, zeigte die Stimmung bereits, dass jemand die abgelegte Kamera (ob nun bei unserer Mittagspause oder im Café ließ sich nicht rekonstruieren) an sich genommen hatte. Es gab viel böses Blut wegen dieser Unaufmerksamkeit, denn auf der Kamera waren nicht nur alle bisherigen Bilder dieses Urlaubs, sondern auch noch frühere Fotos, die bisher nicht archiviert waren. Was liebe ich doch die echten Kameras. Maximal 36 Bilder können verloren gehen. Der Tag war für zwei ruiniert und so gingen wir nun zurück zum Auto und fuhren zurück nach Le Barcarés.Die nächste Tour führte uns nach Perpignan und zeigte einmal mehr, dass ich nicht mit Frauen solche Touren machen kann. Es ist eine schöne Stadt mit vielen historischen, architektonischen Highlights, die der Besucher suchen und finden kann, doch das weibliche Geschlecht sah nur die Auslagen in den Schaufenstern und blieb lange in den Geschäften, die es mit gleichen Namen und Angebot in jeder größeren Stadt gibt. Als wir in der Cathédrale Saint-Jean standen, fragte ich mich, was man wohl mit diesen Gebäuden in etwa fünfzig Jahren machen würde. Wir waren in einer katholischen Kirche und selbst hier gab es viele Zeichen, dass nur noch eine kleine Minderheit, dieses Gebäude sakral nutzt. Die Besonderheiten der Nebenaltäre mit ihren großformatigen Gemälden waren bereits abgesperrt. Bestimmt gibt es die 2-3-4 besonderen Festivitäten, wo auch diese Kirche von mehr Menschen genutzt wird, aber diese Nutzung steht in keinen Verhältnis zu diesem riesigen Gebäude.
Nach einer Woche war klar, dass die Tagestour nach Barcelona nicht stattfinden würde. Wir wären sowieso nur zu dritt die 2-3 Stunden nach Süden gefahren. Leider musste ich Xavi meine Ankunft widerrufen.
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