An der nächsten Tour nahm ich bewusst nicht teil. In den engen Täler, der von den Pyrenäen herabströmenden Flüssen, gibt es mehrere Angebote von Canyoning und Rafting. Diese blöden Wörter verweisen schon auf den Modecharakter dieser "Sport" (?) - Art, die tatsächlich einfach nur Rummelplatz in der Natur ist. Doch dies ist für Leute die Adrenalin-Schübe als Unterhalt verstehen. Ich habe genügend Adrenalin-Schübe in meinen Beruf und meiner Freizeit (habe bisher 25 Jahre Fahrradfahren in Hannover mit nur einen Unfall überlebt).
Zu dritt unternahmen wir in der zweiten Woche noch eine Tour entlang des Agly, der neben unseren Campingplatz in das Mittelmeer mündet. Diesmal ging auf kleineren Straßen durch die Landschaft. Bei Riversaltes passierten wir die großen Weinanbaugebiete für den Muskat de Rivesaltes und bei St-Paul-de-Fenouillet bogen wir Norden in einen Gebirgszug. Die Straße wand sich auf schmaler Spur aufwärts. Jedes entgegenkommende Fahrzeug führte zur vollständigen Ausnutzung der Breite der Straße. An der tiefen Schlucht des Gorges de Galamus hielten wir auf einen Parkplatz und gingen auf den schmalen Pfad zur Ermitage de St-Antoine.
Tief religiöse Menschen hatten hier in Spalten und Höhlen ihren religiösen Rückzug gefunden. Die Ermitage ist weiterhin auch eine religiöse Stätte, doch der Priester oder Mönch, der zu sehen war, verkaufte nun Postkarten und Kerzen. Doch es gab größere Bereiche, des in die Spalten gebauten Gebäudes, die für den Besucherzugang gesperrt waren. Wie an anderen katholischen Orten zeugten beschriebene Steine und Plaketten für den Dank gläubiger Menschen, die hier ihr Heil und Trost gefunden hatten.
Der Blick in den Canyon, den der Agly geschaffen hatte, war erschreckend. Es waren weit über 100 Meter, die es hinabging und so steil, dass der Fluss selbst nicht zu sehen waren.
Der Rückweg wurde bewusst so gewählt, dass sich ein möglichst großer Rundkurs ergab. Die Region war das französische Gebiet der Katharer (übrigens das Etym des Wortes Ketzer), die im 13. Jahrhundert durch den Papst in Kreuzzügen bekämpft und alle gefangenen Priester öffentlich verbrannt wurden. Aus dieser Zeit stammen die Ruinen vom Château de Peyrepertuse und dem Château de Quéribus. Für meine Begleiter hatte die erste Burg eine besondere Bedeutung, da sie auf der Abfahrt von der Burg mit ihren Motorrad von der steilen Straße gestürzt waren und nur mit der Hilfe anderen die Maschine wieder auf die Straße wuchteten. Wer diesen beiden Burgen gesehen hat, ahnt wie schwer diese Festungen zu erobern waren. Nur Belagerungen erlauben eine Einnahme nach Kapitulation.
Zwei Ruinen später mit einer bei Quéribus erworbenen TK100 in der Hand sollte es nun auf Nebenstraßen zurück an die Küste gehen. Die D39 schien laut Karte tendenziell in die Richtung zu führen. Die Straße war weiterhin sehr schmal und wurde schmaler. Sie blieb geteert, doch tauchten nun auch Abschnitte auf, die nur geschottert waren. 10 Minuten Fahrt bei 30-40 km/h führten uns links - rechts- links in engen Kurven um Hügel und nie kam uns ein Auto entgegen oder näherte sich von hinten. Als dann auch noch die Sonne links vorne von uns war, wir also in westlicher Richtung fuhren, war uns klar, dass wir auf der falschen Straße waren. Doch dort wo wir waren, gab es keine Schilder und die Straße ging weiter rechts - links - rechts durch einen unerwarteten Wald (!). Die nächste Kreuzung zeigte uns, dass uns die verworrene, französische Beschilderung auf den Abschnitt der D39 geführt hatte, der nach Nordosten führte. Natürlich fuhren wir nicht zurück, sondern vollendeten den Bogen bis Caves, wo wir auf die Küstenschnellstraße bogen. Bis dahin durchfuhren wir auf vielen Kilometern Weinanbaugebiete. Die roten Reben hing zahlreich und schwer an den Stöcken. Es waren diese und andere schöne Anblicke, die dazu führten, dass wir trotz der verlängerten Tour mit einem guten Gefühl in le Barcarés ankamen.
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