Sonntag, 7. November 2010

Schwarzer Block vor Splietau in Aktion

Am 6. November konnte ich um 15 Uhr zwischen Nebenstedt und Splietau den schwarzen Block in seinen beiden Ausführungen mal wieder in Aktion erleben.
Die Medien und der Großteil der politischen Kommentatoren meinen mit dem schwarzen Block ausschließlich die wüten(d)en jungen Männer, die sich selbst als Autonome oder Revolutionäre verstehen und durch eine uniforme Kleidung und Vermummung glauben, dass sie nicht erkannt werden. Doch es gibt auch noch einen anderen schwarzen Block. Es gibt Einheiten der Polizei, die eine schwarze Uniform tragen, dazu schwarze Schutzhelme mit Visier, schwarzen Mundschutz UND zum Teil sogar noch Hauben, wie sie von Motorradfahrern bekannt sind, die nur noch die Augen zeigen. Das sind wirklich gefürchtete Einheiten, die sehr brutal zuschlagen. Habe vor Jahren erlebt, wie alleine der Anmarsch dieser militärisch gedrillten Spezialeinheiten eine Sitzblockade auf einer Straße auflöste. Es war die schiere Angst, welche die Protestierenden vor einer Begegnung im schnellen Lauf die Kreuzung räumen ließ.

Doch zurück zum Wendland 2010. Die Ursache des Aufmarsches des schwarzen Blocks der Staatsgewalt war zunächst nicht zu erkennen. Es gab viel Unmut, dass die Polizei auf das Kundgebungsgelände drängte. Unterstützt von „normalen“ Einsatzkräften in Kampfuniform (Schutzhelm, Beinpanzer und Oberkörperpanzer –für Bilder siehe hier beim Hersteller, sowie Atemschutzmaske) und voller Bewaffnung (Pistole, Pfefferspraydose, Knüppel) aus Wilhelmshaven (WHV 41 stand auf dem Nackenschutz der Helme) und Hamburg marschierten mehr als hundert Polizisten auf.
Auf der südlichen Kundgebungsfläche hatte sich eine bunte Gruppe von Samba-Trommlern und mehr als tausend Kundgebungsteilnehmer versammelt. Doch es waren auch auffallend viele einheitlich schwarz Gekleidete zu sehen.
Und dann ging es mal wieder sehr schnell. Ein Polizeieinheit drängte in eine Gruppe, worauf panisch Hunderte von Menschen weg rannten. Mindestens zwei Flaschen flogen von außen in diesen Menschenwirbel hinein. Den Werfern aus den so genannten „autonomen“ schwarzen Block war es mal wieder egal, wenn diese Flugobjekte treffen würde. Demonstranten ist es grundsätzlich verboten Schutzkleidung zu tragen und so würde eine Flasche entweder einen geschützten Polizisten oder ungeschützte Demonstranten treffen. Hirnloser kann kein Protest ausgedrückt werden. Die feigen „Autonomen“ zogen sich bei den folgenden Katz- und Mausspiel auch stets als erste zurück, so dass normale Kundgebungsteilnehmer zwischen der Polizei und den maximal 200-300 Vermummten standen. BEF-Einheiten geschützt durch den staatlichen schwarzen Block machten Ausfälle, um Einzelne festzunehmen. Einmal sah ich dann auch eine kleine Wolke und kurz darauf wurde eine Frau in meinem Alter mit Händen vor den Augen von zwei anderen Kundgebungsteilnehmern weggeführt. Das war wohl ein Pfeffersprayeinsatz.
Ein bengalisches Feuer flog in die Richtung der Polizei und nach einem weiteren Zugriff wurden Fahnenstangen und ein Vierkantholz in die Richtung der Polizei geworfen. Das Vierkantholz traf einen Demonstranten im Rücken. Wütende Demonstranten liefen auf den Werfer zu, der sich in meine Richtung mit zwei Kumpanen zurückzog. Ich lief auf den total vermummten Mann zu und beschimpfte ihn als Feigling, der gerade einen Demonstranten verletzt hat. Er sagte mir, ich soll ihn zufrieden lassen, als mich ein nicht Vermummter ansprach und mir vorwarf, dass ich die falsche Person beschimpfe. Ich entgegnete, dass die Polizei hier auch nicht erwünscht ist. Mit diesen wenigen Worten endete diese unerfreuliche Episode für mich.

Die Ursache des Aufmarsches der Polizei war der Versuch einer Gruppe im Schutz der mehreren Zehntausend Teilnehmer aktiv den kommenden Castortransport zu stören. Die Straße, die das Kundgebungsgeländer teilte, ist eine von zwei möglichen Transportstrecken für den Castor vom Verladebahnhof Dannenberg Ost zum so genannten Zwischenlager Gorleben. Es war ein Graben ausgehoben und teilweise bereits der Straßenunterbau entfernt. Doch davon war vor Ort nichts zu sehen, denn eine geschlossene Wand vom staatlichen schwarzen Block verhinderte jeglichen Blick auf die Szene. Erst die Tagesschau zeigte mir die Ursache. Übrigens hatte einer dieser jungen Beamten schwarze Textilien so weit über seine Nase nach oben gezogen, dass nur seine Augen zu sehen waren.


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Mein Bericht über die Gesamtveranstaltung befindet sich hier: Anti-Atom-Kundgebung im Wendland. Ein Screenshot der gehackten Seite www.kernenergie.de der Atom-Mafia findet sich hier. Wesentlich für die Information aus dem Wendland waren in diesem Jahr der CastorTicker und der taz-Ticker.

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