Donnerstag, 1. November 2012

Film Diva 1981 von Jean-Jacques Beineix

Diva
(Frankreich 1981, 113 Minuten)
Regie: Jean-Jacques Beineix

Eine Bühne, ein Orchester, ein Dirigent, eine Operndiva und dann die erwartungsvolle Stille im vollbesetzten Saal als die Musik einsetzt.
Der Regisseur Jean-Jacques Beineix verlässt sich auf die Musik und zeigt großartige Bilder. Der Film beginnt ohne Dialoge und die ersten Worte sind Italienisch und dramatisch, wenn Wilhelmenia Fernandez die Arie Ebben? Ne andrò lontana aus der (Geier-) Wally von Alfredo Catalani (1854-1893) singt.

Kultfilm ist ein arg strapazierter Begriff. Manche Filme werden bereits im Trailer als Kult bezeichnet, ohne das die grundlegende Definition von Kultfilm überhaupt erfüllt werden kann.

"Definiere Kultfilm?"
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"Ein Kultfilm wird von seinen Fans wieder und wieder geschaut"

Diva war Anfang der 1980-er Jahre ein Kultfilm. Der Film gewann 1982 in Frankreich 4 Cesar u.a. für beste Musik und beste Kamera und startete im März 1983 in Westdeutschland.
Als ich im Oktober 1983 nach Hannover kam, lief der Film immer noch und ich habe ihn in den folgenden Jahren, wie viele Andere in der Stadt wieder und wieder gesehen. Der Film lief mehrere Jahre im Spätprogramm der Raschplatzkinos.
Der Film ist Kultur. Es wird eine Ausstellung von Bildern besucht und dazu gibt es außergewöhnliche Musik.

Es gibt eine spannende Handlung, aber wesentlich sind die Bilder, besonders wenn sie als Zitate an andere Filme und Gemälde erinnern (einmal wird deutlich Vincent van Gogh kopiert und immer wieder sind impressionistische Bilder zu sehen). Ein Opernfan macht eine sehr gute Aufnahme vom Auftritt der Diva und hinter dieser einzigartigen Aufnahme sind Musikproduzenten hinterher. Gleichzeitig gibt es eine Aufnahme einer Prostituierten, welche einen hohen Polizeibeamten des Drogen- und Menschenschmuggels bezichtigt und die auch bei dm Fan landet und mordende Verfolger (darunter Dominique Pinon in einer seiner ersten bösen Rollen) nach sich zieht.
Und dann gibt es noch den Zen-"Meister". Ob er nun in seinem Loft raucht, puzzelt oder ein Baguette mit Butter und Zwiebel zubereitet. Stets ist ungewöhnliche Meditations-Musik von Vladimir Cosma im Hintergrund und alles ist jeweils im Zentrum seiner Welt (das Primat der Praxis). Er strahlte eine ironische Gelassenheit aus, wenn er Probleme löst.
Der ironische Blick auf die Realität am Beginn der 1980-er, mit ihrem Drang alles zu Kommerzialisieren, ist immer wieder in einzelnen Szenen zu sehen.

Doch es bleiben die Bilder mit ihrem musikalischen Umfeld. Wenn der Fan und die Diva in den sehr frühen Morgenstunden an menschenleeren Postkartenmotiven vorbeigehen, dann gibt es Minutenlang wieder keinen Dialog. Etwas was Luc Besson 2005 in Angel-A wiederholte.

Am Ende ist wieder eine Bühne und die Diva, doch diesmal auch der Fan und die Tonaufnahme aus dem ersten Akt der Wally, die der Künstlerin, die keine Aufnahmen machen möchte, übergeben wird.

Ich gebe diesem Film 9 von 10 möglichen Punkten.

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