Montag, 1. Januar 2007

Bjoern Lomborg – revisited

Bjørn Lomborg "Apocalypse No! Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln", Lüneburg: von Klampen Verlag, 2002.
Das im Original dänische Buch (Verdens Sande Tilstand, 1998) wurde auf der Grundlage der erweiterten englischen Ausgabe The Skeptical Environmentalist, Cambridge University Press, 2001 übersetzt.

Nach dem Hinweis von Erkki habe ich das Buch und die hoch informativen Internetseiten lomborg.com und anti-lomborg.com in die Literaturliste für eine der Arbeitgruppen des Europa-Kollegs aufgenommen. Es wurde eine sehr gutes Referat gehalten, doch leider wurde die Kontroverse um Lomborg mit keinem Wort erwähnt.

Das Buch ist anthropozentrisch und positivistisch. Es fragt stets, was hat ein postulierter Notstand an einer Ressource oder die Prognose einer solchen für Auswirkungen auf den Menschen. Es ist eine Repetition Argumentation im Stil von, "vor 10-20-30 Jahren wurde gesagt, dass es diese oder jene Katastrophe gibt, aber heute wissen wir, dass dies nicht stimmt". Es ist also im Prinzip ein Buch, dass gegen den Katastrophismus in der Umweltbewegung argumentiert und polemisiert.
Ich würde dem Buch keine Bedeutung beimessen, aber Cambridge University Press hat die Thesen dieses dänischen Politologens durch eine Aufnahme in seinem Katalog geadelt. Das Buch ist ein Stachel im Fleisch und hilft damit, die Argumentationen der Umweltbewegung zu überprüfen und zu pointieren.

Es findet sich zum Teil grausiger Unfug im Buch. Unter dem Titel "Sterben die Wälder" wird behauptet, dass der Amazonas-Regenwald nicht die Bedeutung für Biomasse, Sauerstoff und Artenvielfalt hat, wie stets angenommen wird. Zum Artensterben wird nur festgestellt "Nicht alle von ihnen stellen eine ökonomische Ressource dar (...), aber es lassen sich natürlich moralische Gründe für ihre Erhaltung anführen" (S. 140f.).
Nach Lomborg gibt es weder eine Energiekrise (S.145-165) noch Wassermangel (S. 179-189) in der Gegenwart oder in den nächsten Jahrzehnten. Es wird ausgiebig aus den staatlichen Untersuchungsprogrammen der US-Regierung zum sauren Regen und anderen Umweltphänomen zitiert, ohne zu thematisieren, dass diese Forschungsansätze wegen ihres eingeschränkten Forschungsziels (es sind GUTachten für die Regierung) zweifelhaft in Methode und Ergebnis sind.

Das wichtigste Öko-Thema der Gegenwart ist der vom Menschen beeinflusste Klimawandel. Auch Lomborg widmet diesem Thema unter der Überschrift "Der Treibhauseffekt" ein Großkapitel (S. 301-377). Wer sich einmal intensiv mit dem Wettergeschehen oder sogar wissenschaftlich mit Klima und Meteorologie beschäftigt hat, wird große Probleme haben, diese einseitige Quellenauswahl zu lesen. Grundthese ist, dass der Markt alle Probleme lösen wird. Wenn Kohlendioxid ein Problem ist, werden die Kosten für die Schäden eines Klimawandels schnell zu einer Reduzierung führen. Auch würde Klimawandel und die Zunahme der Kohlendioxidkonzentration in der Luft nicht weltweit als ein Problem angesehen, da nun neue Siedlungsgebiete in Kanada und Russland dem Menschen offen stehen.
Bjørn Lomborg hat einfach keine Ahnung von Ökologie und der Langsamkeit von Veränderungen. Wir erleben zur Zeit gerade einmal die Auswirkungen der Veränderungen der unmittelbaren Nachkriegszeit. Ein sofortige Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen würde sich erst in Jahrzehnten bemerkbar machen.

Lomborg hätte bestimmt eine weitere lebhafte Debatte im EK06 zur Folge gehabt.

Keine Kommentare: