Mittwoch, 3. Januar 2007

Tom Tykwer 2006 Das Parfüm

Das Parfüm (Deutschland, Frankreich 2006, 134 Minuten).
Regie: Tom Tykwer


Der Teaser im Frühjahr hätte vollständig ohne Text auskommen können. Als sich aus dem Halbdunkeln eine schnüffelnde Nase abzeichnete, die sich einem Frauenoberkörper nähert, wusste ich sofort: Das ist die langerwartete Verfilmung von Parfüm. Das einmalige köstliche Leseerlebnis ist mehr als zehn Jahre her, aber diese Szene war so eindeutig.

Die Geschichte ist wohlbekannt und nun interpretiert Tom Tykwer die Geschichte vom Parfumeurgesellen Jean-Baptiste Grenouille, der auf der Suche nach den absoluten Parfüm zum Mörder wird. Patrick Süsskind schuf viele Bilder in der Imagination eines Lesenden und nun ist diese barocke Pracht zum Teil visualisiert.
Die Gassen mit ihrem Schmutz und den herben Gegensätzen zwischen edel betuchten Adeligen und der Masse von Menschen in verschmutzten Lumpen ist gelungen. Eine sonore Erzählstimme liegt über vielen Szenen und dieser Kunstgriff erscheint gelungen, da damit Bilder interpretiert und das Auge gelenkt wird. Ohne diese Stimme würden sich manchmal unfreiwillige Lacher ergeben.
Der Ekel der ersten Seiten des Buches ist fulminant mit seinen Bildern von Schmutz, Verletzungen, Ratten und Würmern wiedergegeben. Die amorphe Masse von wimmelnden Würmern, die einen Körper zersetzen werden groß gezeigt und in der bacchantischen Orgie, die statt der Hinrichtung von Grenouille folgt, sehen die unzähligen Körper, die sich umeinander in Lust winden, aus, wie die Würmer.
Wenn dies eine optische Analogie sein soll, dann bleibt sie für mich rätselhaft.

Das die Geschichte eine Parabel ist, für die Suche nach der Liebe in einer Welt, die dieses Lebenselixier verleugnet, täuscht und unterdrückt, wurde bereits beim Lesen deutlich. Unlogische Passagen und Szenen werden im Film noch deutlicher und erinnern daran, dass es keine historisierte Geschichte ist.
Die Schlüsselszene, die bereits für die Werbung genutzt wurde, basiert auf der Idee, dass Grenouille keinen eigenen Geruch hat und deshalb die anderen Menschen ihn nicht riechen können, seine Nähe nicht erahnen. Es mag für den Verlauf der Geschichte so sein, dass er keinen Geruch produziert, aber er trägt in dieser Szene die Kleidung aus der Gerberei. Jede einzelne Faser muss nach den Gerbstoffen stinken.

Doch der Film ist fantastisch und einmal konnte ich auch herzlich lachen, als er auf die Frage nach dem Aufenthaltsort seiner Chefin nur kurz schnuppert, für eine Sekunde sie beim Sex zu sehen ist, und sagt, sie sei derzeit sehr beschäftigt. Die rasanten Kamerafahrten fehlen auch in diesem Film von Tom Tykwer nicht. Es gibt nur sehr wenig, was mir nicht gefallen hat. Die Zeitlupe während der Orgie und die oftmals unnötig pathetische Musik waren nicht notwendig. Rote Haare sind eindeutig ein Fetisch von Tom Tykwer. Sowohl das erste als auch das letzte Opfer haben eine leuchtende Haarpracht.

Ich gebe den Film 8 von 10 Punkten meiner Werteskala.

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