Um neun Uhr begann am 7. Juni 2006 meine Reise nach Helsinki und Tallinn.
Mein kleiner Rollkoffer war so weit gefüllt, dass keine Lücken zu fühlen waren und gleichzeitig sah die Sporttasche durch ihre pralle Füllung auch schwer aus, aber darin waren nur eine zusammengerollte Schlafunterlage und ein Daunenschlafsack.
Auf dem Bahnsteig von Hannover war zum einen die lächerliche Ansage zu hören "Willkommen in der Stadt der FIFA WM-Spiele" (oder so ähnlich) und die übliche Information, dass unser ICE nach Berlin einige Minuten Verspätung haben wird.
Als nächstes sah ich bereits meine Reisebegleiterin, die einen riesigen, roten Koffer hinter sich herzog. In einigen freundlichen und unterhaltsamen Wortwechsel verging die Zeit so schnell, dass plötzlich unser Zug da war und wir unsere Fensterplätze einnehmen konnten. Beide packten wir unsere Zeitungen aus (Zeit und taz), aber es gab so viel zu erzählen, dass die Blätter ungelesen in Berlin wieder eingepackt wurden.
Von der Fahrt gibt es wenig zu berichten, außer das die Elbe nach den langen Regentagen über die Ufer getreten war und in der Aue die gefluteten ehemaligen Totarme zu sehen waren.
Wir redeten und redeten über Rotenburg, die kleinen Gemeinschaften, die sich vor dem Abitur bilden und irgendwie flocht ich hierzu Erkenntnisse aus der Familienforschung ein.
In Berlin war es dann eine kontinuierliche Bewegung vom Glaspalast Hauptbahnhof (nicht beeindruckt!) über den S-Bahnhof Friedrichstr. zu einer U-Bahn-Station auf den Weg nach Alt-Tegel und schließlich in einen Bus zum Flughafen. Die letzte Etappe musste bereits kurz vor den Landebahnen sein, da zwei Düsenjets sehr niedrig über die Haltestelle flogen. Wir hatten diesen Weg gewählt, da wir dies kostenfrei mit unseren Bahnticket fahren konnten, der Sonderbus mit irgendeinen englischer Spezialnamen hätte extra gekostet.
In Tegel waren es wie wohl auf jeden Flughafen schier endlose Gänge, in denen lange Schlangen vor Schaltern zu Urlaubszielen unseren Weg immer wieder aufhielten. Dafür ging es dann sehr schnell am Schalter von Blue1. Meine Mitreisende legte ihren Ausweis vor und ich kramte in meinen Rucksack nach dem Zettel mit der Geheimnummer und der Kunden-ID und legte parallel meinen Pass vor. Das war alles nicht nötig. Mit den Angaben der Mitreisenden wurde der von mir getätigte Kauf von zwei Flugtickets auf den Bildschirm angezeigt und mein Pass bestätigte mich als den richtigen Mitreisenden. Unsere drei Gepäckstücke wogen nur etwa 32 kg, also war Platz für 8 kg Mitbringsel (4 kg Bärenfleisch und ???) und dann waren wir frei.
Meine Mitreisende wollte noch mal schnell prüfen, ob es am Rückreisetag einen billigen Weiterflug nach Westdeutschland gibt, da sie am Folgetag bereits einen persönlichen Geschäftstermin vereinbart hatte. Ups, plötzlich stellte sich heraus, dass der Rückreisetag falsch erinnert wurde und ihr Termin am Rückreisetag lag. Viel Aufregung, da nun ein früherer Rückflug gefunden werden musste und dies natürlich auch die Reisepläne der Gruppe verändern würde.
Mit der Überzeugung dies besser in Helsinki zu klären, ging es in die internationale Zone. Der Flieger war noch nicht da, doch eine halbe Stunde vor Abflug kam ein kleiner Düsenflieger an unserer Gate. Es war ein kurzes (vielleicht 20 Reihen), schmales (links und recht vom Gang je zwei Sitze) Flugzeug und wir saßen kurz hinter den Düsen.
Blue1 ist die billige Variante innerhalb der SAS. Es gab dennoch freie Zeitungen, jedoch noch nicht einmal Kaffee. In der Ansage (Finnisch/Schwedisch/Englisch) wurde auch betont, dass jede Zahlung bargeldlos erfolgen muss. Tja, wir flogen in ein Hochtechnologieland, in dem Plastikkarten DIE Währung sind.
Während des Fluges waren die Mecklenburger Seenplatte und die Ostseeküste in Wolkenlöchern zu sehen. Als wieder Inseln und Küste zu sehen waren, war dies vermutlich erst Schweden, da wir erst eine Stunde in der Luft war. Es dauerte dann noch einmal so lange bis der Ohrendruck signalisierte, dass wir im Sinkflug durch Wolken bereits Finnland überquerten. Als unterhalb der Wolkengrenze Gebäude zu sehen waren, zeigten diese Gewerbe, Kleinstsiedlungen und dann waren da wenige Felder und Wald und noch mehr Wald und nur Verkehrslinien fielen zunächst als strukturbildende Linien auf. Doch dann waren regelmäßige Strukturen im Wald zu sehen, da immer wieder einzelne Hektar abgeerntet waren. Die Forsten zeigten regelmäßige Waldungen, die durch ihre Farben auf unterschiedliches Alter verwiesen.
Bei der Landung rumpelte es kurz und dieser Flieger reduzierte spürbar seine Geschwindigkeit. Es kommt mir dann immer alles so schnell vor, auch wenn es ein Warten am Gepäckband ist. Ich schob den Wagen raus und erwartete unseren Gastgeber und eine weitere Mitreisende aus Düsseldorf zu sehen. Da lächelte aber zunächst "nur" unser Gastgeber.
Es gab die Horrorgeschichte, dass die Vierte im Bunde, die eigentlich zwei Stunden vor uns ankommen sollte, erst noch kommen würde, da es ein technisches Problem gab. Der Flieger hatte in Düsseldorf beim Startversuch einen Motorschaden und musste zurück an ein Gate. Es ging dann für sie erst mit fast drei Stunden Verspätung nach Helsinki.
Es war kühl in Helsinki, vielleicht 12-15 Grad und wir wurden im kurzärmeligen Hemd empfangen. Sommer in Finnland! Als die verspätete Mitreisende eintraf, fror sie sichtlich. Nicht nur, weil sie krank war, sondern sie war von einem französischen Ort und mehr als 25 Grad über Düsseldorf in den kühlen Norden geflogen.
Es waren dann doch noch einmal eine mehr als halbstündige Autofahrt nach Espoo und auf der Stadtautobahn war erstmals ein Schild mit der Warnung vor Elchen zu sehen. Dies Schild kannte ich bisher nur als Scherz von IKEA oder als Beutestück von Skandinavienreisenden.
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