Als ich heute Morgen ein Päckchen mit dem Buch Even Cowgirls get the Blues (Bescheuerter deutscher Titel: Sissy – Schicksalsjahre einer Tramperin) von Tom Robbins aus dem Briefkasten fischte, freute mich dies ungemein und führte zu Erinnerungen an meine Zeit in Ganderkesee und Bockholzberg. Das Buch hatte ich 1985 an eine Mitabiturientin verliehen, die es vor kurzem in einer Bücherkiste wiederfand. So sind nun in den letzten Monaten zwei Bücher (das andere war das Dschungelbuch von Kipling in der exzellenten Neuübersetzung von Gisbert Haefs), die viele Jahre auf Wanderschaft waren, wieder in meine Bibliothek zurückgekehrt.
Meine Abiturzeit habe ich in vier Unterkünften erlebt, davon meine erste eigene Wohnung und die erste Wohngemeinschaft. Wenn ich mich so in meinem Wohn- und Arbeitsraum umschaue, dann sind es nicht nur Bücher und Schallplatten, die mich an diese Zeit erinnern. Da ist zum Beispiel dieser Teetisch, den ich als häßliches Objekt am Straßenrand gefunden habe. Die diversen Farbschichten wurden abgeschliffen, die Beine erheblich gekürzt und das Ergebnis mit sehr viel Klarlack versiegelt. Ähnlich fand sich damals ein Korbstuhl, der nun unter meiner Leselampe steht und eine große Seemannstruhe, deren tierische Bewohner mit Kälte (es gab eisige Winter) vertrieben und nach dem Abschleifen mit Klarlack erstickt wurden. Obwohl wenn ich genauer hinschaue, scheinen einige Holzwürmer doch überlebt zu haben.
Und in den Regalen stehen nicht nur ein Teil der etwa 100 ersten eigenen Bücher, sondern auch eine gläserne Bonbonniere, in der ich Kekse aufbewahre. Eine Freundin der damaligen Zeit hatte diesen Behälter blanko bei IKEA gekauft, mit einer naiven Sommeridylle bemalt und mir geschenkt. Hinter mir liegen auf meinem Medienregal Bongos als Verweis auf mein fehlendes musikalisches Talent. Im Hintergrund läuft Ton Steine Scherben auf meinem DUAL-Plattenspieler, der genauso wie der AKAI-Receiver und der Technics-Recorder bereits 1979 und 1980 gekauft wurde; das ist Qualität. 25 Jahre in Benutzung und die einzigen Mängel sind, dass der Treibriemen ein wenig ausgeleiert (beim Digitalisieren meiner Schallplatten muss ich zum Ausgleich die Rohaufnahme auf 99% komprimieren) und der Tonkopf keine Aufnahmen mehr zuletzt.
Doch wer benutzt heute noch Musikkassetten. Auch meine Aufnahmen vom Radio, etc. haben zwischenzeitlich ein Echo auf ihren Magnetspuren. Doch dafür habe ich die seltenen Live-Aufnahmen von Heinz Rudolf Kunze in der Hamburger Markthalle (Ja damals machte der angenehme Musik mit interessanten Zwischentexten), Mental Hygiene Service aus Ganderkesee in der DLW, Trio im Onkel Pö und der UNI Mensa Bremen, Keith Jarrett in der Hamburger Oper und verschiedene Aufnahmen vom Rockpalast. Alles wird nur noch selten gehört, da die Qualität weit von den heutigen Hörgewohnheiten entfernt ist.
Aber man muss sich einmal vorstellen. NDR und Radio Bremen haben damals 30, 45 und zu besonderen Anlässen auch einmal mehr als 60 Minuten einfach ein Konzert gesendet. Heute meint bei diesen Sendern ja stets irgendein ein untalentierter Redakteur zwischen den Stücken seinen uninteressanten Kommentar abgeben zu müssen. Ein weiterer Grund Radio Flora zu hören, wo einfach mal LIVE von einen unser lokalen Festivals gesendet wird.
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