Freitag, 12. Januar 2007

Reise nach Sarasota in Florida

Quarter Florida 2004

Im Januar und Februar 2005 hielt ich mich für drei Wochen im Winterquartier meiner Vermieterin auf. Dies war meine erste Reise in die USA und ich habe damals sehr viel notiert und in Sammelemails an meine Familie und Freunde diese Beobachtungen versandt. Schließlich kamen noch Fotos hinzu. Diesen leider unvollständigen Reisebericht von etwa 20 Druckseiten habe ich für den Blog überarbeitet und nun mit Fotos versehen. Es werden mehrere Teile werden ...
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Sicherheitskontrollen
25. Januar 2005, ich bin drin, ich durfte einreisen. Die Sicherheitskontrollen waren sehr zeitaufwendig, aber mit der Ausnahme einer indisch aussehenden Familie sah ich keine Personen, die zur Seite gebeten wurden.

Doch ich sollte woanders beginnen. „Begin the begin“ (R.E.M.)

25. Januar, 3:50 Uhr. Im Wohnzimmer ging lautstark mein Radio an. Mein erster Gedanke war, so’n Mist, habe wohl vergessen meinen Radiowecker vom Vortag auszustellen. Ich war in Wolfenbüttel gewesen und für die lange Anfahrt dorthin musste ich früh im Dunkeln aufstehen. Verärgert wollte ich nun aufstehen, um nach dem Abstellen des Radioweckers in Ruhe auszuschlafen. Doch im zweiten, klareren Gedanken hatte ich bereits begriffen, meine Reise nach Florida fängt jetzt an.
Um 4:40 Uhr verschloss ich die Wohnungstür, zehn Minuten später saß ich in der U-Bahn und um 5:05 Uhr in der S-Bahn zum Flughafen. Ich sollte mindestens zwei Stunden vor dem Abflug um 7:50 Uhr am Schalter sein.
Zunächst verwundert realisierte ich, dass bereits viele Menschen auf dem Weg waren und nur sehr wenige waren Reisende, da Sie in Menschentrauben in Vinnnhorst und Langenhagen bereits ausstiegen und zu den Fabriken gingen. Einen täglicher Arbeitsbeginn um 6:00 Uhr möchte ich nie wieder haben, 18 Monate habe ich dies ertragen müssen.
Um 5:45 Uhr begann die Prozedur am Flughafen Hannover-Langenhagen. DIE SICHERHEIT wird immer größer geschrieben. Großgepäck wird jetzt vor den Augen der Reisenden überprüft und in Zweifelsfällen genauer von Hand kontrolliert. Am Ende erhielt mein Hartschalenkoffer ein Siegel vom Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) und wurde mit einem Einwegschloss versehen.
Nach dieser ersten Schlange ging es gleich an die Schlange zum Einchecken. Ich war sehr früh dran und entsprechend ist “Schlange“ ein wenig übertrieben. Fensterplätze für die erste und zweite Etappe wurden reserviert. Jetzt fehlte nur noch der Check des Handgepäcks und das Abtasten der Kleidung. Gegen 6:15 Uhr war ich dann bereits im internationalen Bereich. Ich kann mich eigentlich nicht beschweren, statt zwei Stunden Prozedur war ich bereits auf dem Wege und musste nun nur noch eineinhalb Stunden auf dem Abflug warten.
Der Flug war ausgebucht. Im Morgengrauen ging es nach oben. Die Schneeflächen der Felder kontrastierten mit dem Dunkel der Wälder. Direkt nach dem Steigflug kamen schon die Hinweise auf den Sinkflug. Als wir uns der obersten Wolkenschicht näherten zeichnete die Sonne einen Schatten vom Flugzeug auf benachbarte Wolkenberge. Rund um den Schatten war ein vollständiger Halo.
Frankfurt war lang(weilig). Ich hatte knapp über zwei Stunden für einen Wechsel des Fliegers. Mein Handgepäck wurde ein weiteres Mal durchleuchtet und vor dem Bereich für die US-Flüge noch ein Mal. Diesmal musste ich sogar meine Schuhe ausziehen und auf das Förderband legen.
Beim Einchecken in die Wartezone gab es das erste Mal eine richtige Verzögerung. Der Flieger war noch nicht in Frankfurt angekommen und die letzte Tür öffnete sich erst um 10:00 Uhr. Hier kam dann die Befragung „Zweck der Reise“, „Gehört das gesamte Gepäck ihnen“, etc. Hier sah ich auch wie eine indisch aussehende Familie erst einmal nicht weiter kam. Später waren sie dann doch im Wartebereich. Der Flieger kam erst nach der geplanten Abflugzeit in Frankfurt an und Gerüchte gingen durch den Raum. Die Verspätung wurde mit dem Schneesturm in Neu-England und den sich nur langsam wieder normalisierenden Flugplänen erklärt. Es gab scheinbar noch viele Fragen zum Gepäck oder zu anderen Aspekten, denn in der folgenden Stunde wurden mehr als ein Dutzend Personen aufgerufen, sich noch einmal am Eincheck-Schalter zu melden.
Schließlich waren wir mit etwas mehr als 90 Minuten Verspätung im Flieger. Auch hier waren die ersten Eindrücke aus der Luft die weißen Äcker, die von Betonlinien und den schwarzen Wälder unterbrochen wurden.
Acht Personen in jeder Reihe, neben mir saß ein Mann, der wie ein Inder (?) aussah und es auch war. Er war wortkarg und schlief bereits vor dem Abflug ein. Viel später erfuhr ich in einem Gespräch, dass er gerade von einem Heimaturlaub aus Mumbai (a.k.a. Bombay) auf dem Weg zur University of Syracuse (NY) war. Seine Reisezeit betrug insgesamt 36 Stunden. Seine Müdigkeit wollte nicht mehr aufhören, denn er reiste durch 12 Zeitzonen. Pole sana! (Kiswahili für "mein Mitleid")
Auch der Flug zum Hub der US Airways in Charlotte, N.C. war scheinbar ausgebucht. Ich konnte auf meinen Wegen im Flugzeug keine freien Plätze erkennen. Das Essen der Firma war für einen 12 Stunden währenden Aufenthalt im Bereich der Airline mau, sowohl in Qualität als auch in Quantität. Für den Rückflug werde ich mir eine Stulle und eigene Getränke mitnehmen.
Dösen war nicht möglich, ich saß in der Reihe hinter den Eltern mit Kleinkindern. Eine Mutter hatte scheinbar keine Vorsichtsmaßnahmen unternommen, um den Druckwechsel für ihr Kind zu erleichtern. Der gesamte Aufstieg und auch mehrmals in der Luft war das Kind am Schreien und wollte nicht mehr aufhören. Lustig finde ich, dass diese Spezialreihe für Eltern mit K. direkt hinter der Business-Class war und als Trennung nur eine Spanische Wand diese „teuren“ Kunden von dem Daueralarm der schreienden Kinder trennte.
Ich setzte mir die Kopfhörer auf und verkroch mich vor die bearbeiteten Versionen von drei aktuellen Kinofilmen (I Robot, Große Haie – Kleine Fische, Collateral). Im Flieger gab es Bildschirme in den Rücklehnen und damit eine individuelle Kontrolle über das Programm.
Zwei Stunden vor Charlotte, N.C. erreichten wir nördlich von Boston US-Luftraum. Viel Schnee war zu erkennen und von einzelnen Gewässern waren die Ufer weitflächig zugefroren. Der Captain verwies uns auf Boston, als wir es überflogen. Erstmals sah ich die weitflächige Verteilung einer US-Stadt. Wolken verhinderten immer wieder die Sicht auf mehr. Als der Captain sich wieder meldete verwies er darauf, dass nun unter uns das berühmte Gefängnis Singsing zu sehen ist. Andere Länder – Andere Sitten. Alcatraz in California, Angola Prison in Louisiana, und eben Sing Sing im Staat New York. Welches andere zivilisierte Land ist sonst stolz auf Riesengefängnisse für Langzeit- und Todesstrafenhäftlinge?
Als endlich mal wieder etwas zu sehen war, war der Schnee verschwunden. Auf dem Anflug auf Charlotte überflogen wir eine Kette von Stauseen. Künstliche Halbinseln gingen in der Form von Gräten vom Ufer aus und bildeten viele Grundstücke für living-on-the-water für die Reichen. Das Flugfeld kam mir zunächst sehr klein vor, obwohl ich wusste, das es einer der zentralen Umsteigepunkte an der Ostküste ist. Erst nach der Landung und der sehr langen Fahrt auf diversen Bahnen, die parallel zur Landebahn verliefen und andere kreuzten, wurde deutlich, dass es hier 3-4-5 eigene Landebahnen geben muss.

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