Meja Mwangi "Happy Valley".
Roman aus den Englischen von Thomas Brückner.
Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 2006.
Es hat sich bereits ein Verlag für die englische Originalausgabe gefunden, aber das Buch ist wie sein Vorgänger zuerst auf Deutsch erschienen.
Nachdem ich im Mai eine Lesung von Meja Mwangi und Patrice Nganang erlebt hatte, war es kein weiter Weg zum Kauf des dort vorgestellten neuen Romans von Meja Mwangi. Mit großen Vergnügen habe ich vorher bereits seine Romane Nairobi River Road (1976), Narben des Himmels (1992) und Mr. Rivers letztes Solo (1995) gelesen. Er hat eine sehr intensive Sprache, die von einer beständigen feinen Form von Humor durchzogen ist.
Im neuen Roman Happy Valley gründet der Humor im Gegensatz zwischen den Welten der Frauen und der traditionellen Männer sowie genereller zwischen der traditionellen Welt mit ihren Muti (traditioneller Heiler, Berater und Quacksalber) und Chief plus Gefolge und der Moderne mit ihrer Schulbildung, Krankenhäusern und Autos.
Zur Geschichte.
Toma Tomei aus Happy Valley, einem abgeschiedenen Dorf wo man weiterhin leben und sterben kann, ohne je dieses Tal zu verlassen, ist Sohn des Chiefs und kann nach den lokalen Sitten nur sein Nachfolger werden, wenn seine Frau einen Sohn zur Welt bringt. Nach neun Töchtern hat er den Glauben daran fast verloren und ein anderen Clan träumt bereits davon, dass die Nachfolge auf ihre Gruppe übergehen würde. In dem primitiven Krankenhaus ohne Arzt, das eine Spur der kenyanischen Moderne im ländlichen Raum darstellt und von traditionellen Männern als Fremdkörper angesehen wird, werden in einer stürmischen Nacht, in der dann auch noch der Strom ausfällt, zwei Kinder geboren und im Stress den falschen Müttern zugeordnet. Dies wäre vielleicht kein Problem gewesen, wenn nicht die andere Mutter eine durchreisende Frau gewesen wäre, die noch in der Nacht mit dem Neugeborenen wieder weitergefahren wäre.
Der erwünschte Sohn ist da, doch sein Aussehen lässt berechtigte Zweifel an der Vaterschaft von Toma Tomei aufkommen. Die Krankenschwester sieht das Kind nur als ungewöhnlich aber als eine normale Spielart der Natur an; der italienische Priester im zweiten Fremdkörper im Dorf Happy Valley - der Missionskirche- erklärt – ohne das Kind gesehen zu haben – dies auch für eine natürliche Erscheinung. Der Medizinmann gibt nach der Übergabe von Hühnern und Ziegen und komplizierten Ritualen mysteriöse Mittel, um die Augen- und Hautfarbe zu verändern. Das Kind ist und bleibt gesund aber fremd. Die Berater des Chief wollen zunächst das Kind nicht als Erben akzeptieren und geben Toma Tomei und seiner Familie eine Gnadenfrist bis zur ersten Ratsversammlung nach dem Beginn der Regenzeit. Dort würde der gesamte Rat entscheiden, ob das Kind legitim ist und damit Toma Tomei neuer Chief werden kann.
Toma Tomei versucht alles, um das Problem zu lösen. Er verlässt sogar das Happy Valley um in der Anderwelt hinter der Savanne ein anderes Kind zu tauschen. Als dies nicht gelingt und der Muti begreift, dass er ohne Erfolg gegenüber Toma Tomei nie den angestrebten Posten eines Beraters des Chiefs erlangen wird, kommt es zu einer dramatischen Entscheidung. In einem Crescendo von Ereignissen wird das Kind gerettet, die andere Mutter kommt mit dem richtigen Baby und es gibt ein Happy End mit einem dennoch ungewöhnlichen Ausgang.
Meja Mwangi bringt einen Humor in die Geschichte, der einen sowohl über die traditionellen Vorstellungen der Einwohner in Happy Valley, als auch der Betrachtungen der modernen Krankenschwestern und Priester schmunzeln lässt. So gibt es zum Beispiel ein beginnendes Vertrauen in die Schulmedizin, wie sie rudimentär im Krankenhaus angeboten wird. Wenn Patienten und Angehörige Zweifel äußern, telefonieren die Krankenschwestern vor den Augen der Zweifler mit berühmten Ärzten und lassen sich ihre Diagnose und Behandlung bestätigen. Das beruhigt, auch wenn das Telefon nicht angeschlossen ist. Oder der Priester, der mit seinem Buchwissen und seiner Ignoranz gegenüber traditionellen Gesellschaftsstrukturen sich permanent falsch verhält und damit in den Augen der älteren Männer keine Achtung erwerben kann. Oder der Muti, der mit Tricks und Wissen alle Männer manipuliert.
Wer sich je theoretisch mit ostafrikanischen Gesellschaften beschäftigt hat, wird mit großen Vergnügen die Hinweise auf "Agesets", "unnatürlichen Tod", "Anderwelt" lesen.
Das Lesevergnügen wird nur durch zwei Aspekte getrübt. Es ist kein Roman, sondern eher eine Novelle oder eine sehr lange Erzählung. Mit großzügiger Schrift, angenehmen Zeilenabstand (nur 28 Zeilen je Seite in einem A5-Format) und Leerseiten damit ein Kapitel stets rechts anfängt wird die Geschichte auf 151 Seiten ausgebreitet. Es ist ein sehr schnelles Lesen, halt eine Erzählung / Novelle aus dem Bereich Unterhaltung, die leider bereits nach etwa drei Stunden zu Ende ist.
Zum anderen werden für dieses Buch €16,90 verlangt. Zu viel Geld für drei Stunden Unterhaltung. Das teure Kino ist billiger als dieses Buch.
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