London – Rom – Hannover – Paris – Amsterdam – Prague – Moscow
Mit einem sehr guten Freund habe ich mir die ältere Dame der Tanzmusik hinter dem Niedersachsenstadion angehört. Ich war vor der verabredeten Zeit am Treffpunkt und beobachtete den Menschenstrom, der sich zu den Eingängen des Stadions bewegte. Ließ sich ein statistischer Madonna-Fan definieren? Ein statistisches Mittel würde bei dieser Varianz nichts aussagen. Die Mehrheit der Menschen war zwischen 30 und 40 Jahren alt. Allwetterjacken und andere Kleidungsstücke zeigten, dass viel Geld hierfür ausgegeben wurde, aber wer sich ein Ticket für Madonna leistet (ab €90 Euro), hat auch Geld für mehr.
Seit dem Starkregen vom Freitag hatten sich Regenschauer mit Nieselregen und starker Bewölkung abgelöst. Auf meinen zwei Fahrten am Vormittag war ich auch jeweils ein wenig nass geworden. Ich fragte mich, ob es wenigstens während des Konzerts trocken bleiben würde. Als wir uns schließlich zu zweit mit der Masse bewegten, bekam ich mal wieder eine konkrete Ahnung von einer großen Menschenmenge, wie ich sie nur von den großen Demonstrationen kenne. Das Konzert war ausverkauft, d.h. mehr als 40.000 Menschen würden im Stadion und viele weitere im Umfeld feiern. Wir hatten beide vorgesorgt. Er hatte einige Biere dabei und ich Rotwein, Gläser und Sitzkissen.
Wir fanden eine trockene Bordsteinkante auf der Südseite direkt hinter dem Zaun. Die Konzertorganisation war perfekt, vor dem Konzert verzogen sich die letzten Wolken und es waren sogar Spuren von blauem Himmel zu sehen. Neben den Zwitschern der Massen, die an uns vorbei in beide Richtungen zu ihren jeweiligen Eingängen zogen, war wenig zu hören. Einlass war schon seit Stunden, aber um halb Acht war noch keine Vorgruppe zu hören.
Um kurz nach acht kamen zwei schwere Dienstwagen mit aufgesetztem Blaulicht hinter uns zum Stillstand. Es war nur die Frage, welcher Politiker nun aussteigen würde. Es waren unser MP Christian Wulff mit seiner neuen Partnerin Bettina Körner und einige Sicherheitskräften die im fröhlichen Gespräch sich zum VIP-Bereich aufmachten.
Ob wohl Madonna auch schon anwesend war? In der Zeitung hatte gestanden, dass SIE erst vor dem Konzert mit ihrem Jet aus London einfliegen würde und eine Polizeieskorte SIE dann zum Stadion begleiten würde. Gegen halb neun kam auch ein Einsatzfahrzeug, dann eine große schwere Edellimousine - war das ein Rolls Royce oder doch nur ein fetter Daimler oder Jaguar? - und ein weiteres Einsatzfahrzeug mit verdunkelten Scheiben, die hinter uns vorbeigefahren. Die Karawane hielt nicht, sondern fuhr direkt weiter bis zu einen nicht sichtbaren Zugang zum Künstlerbereich. Das war SIE wohl?
Seit etwa acht Uhr war Musik vom Band zu hören, ein DJ Paul hatte die schwierige Aufgabe, das Publikum einzustimmen. Um kurz vor neun war er mit seinem Set fertig und wir hatten unseren eigenen Soundcheck damit beendet. Die Lautstärke war knapp über Zimmerlautstärke und Teile des Basses und viele hohe Töne wurden von der Neukonstruktion des Stadions geschluckt. Aber es war OK! Im Stadion war jetzt nur noch die kollektive Vorfreude zu hören.
Es war eine Show mit mehr als 50 beteiligten MusikerInnen und TänzerInnen angekündigt. Um neun gab es den ersten kollektiven Jubelschrei, der aber wieder verebbte, um sich zu erneuern und wieder abzuebben. Es schien bereits etwas auf der Bühne zu geschehen. Und dann wurde der Jubel lauter, denn nun war SIE da und ihre Stimme zu hören. Die Lautstärke war lauter als vorher und wir konnten uns nur noch mit lauter Stimme unterhalten. Da es für uns "nur" ein akustisches Erlebnis war, schwiegen wir bei einigen der großen Songs. Leider war mehrmals zu erkennen, dass SIE keine große Stimme hat.
Wir hatten lange nicht mehr geklönt und so ging es durch einen Parcours von Themen. Die Kinder, die Arbeit, Wasserball, Musik und Kino. Wir beide hatten über viereinhalb Jahre eine Wohngemeinschaft in Linden geformt und viele ähnliche Interessen gepflegt und entwickelt. Akustisch gab es aus unserer beschränkten Hörposition keine Höhepunkte bis zum Ende der Show. Dann war es elf Uhr und wie zu erwarten, endete das Konzert. Die Menschen wussten offensichtlich, dass es keine Zugabe geben würde, denn sofort setzte ein Strom von mehr oder minder glücklichen Menschen zu den Parkplätzen und den U-Bahnstationen ein. Wir verließen auch unseren Standort. Ein schöner Abend mit angenehmer Musik.
Madonna ist mir aber in besserer Erinnerung vom letztjährigen Live8-Konzert in London, wo ich mit wenigen hundert Anderen Sie während des Rehearsal am Abend vor dem eigentlichen Konzert erleben konnte.
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Konzertberichte unserer lokalen Zeitungen finden sich hier: Die bürgerliche Hannoversche Allgemeine Zeitung und die eher dem Boulevard verpflichtete Neue Presse.
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