Montag, 1. Januar 2007

Von Espoo Richtung Sulkava

Nur noch zu dritt fuhren wir früh los, um in der Innenstadt von Helsinki eine vierte Mitreisende einzusammeln. Das Einbahnstraßensystem im Zentrum ist noch komplexer als in Hannover. Während man bei uns immer wieder auf dem Innenstadtring geführt wird, erschienen mir die Straßen am Hauptbahnhof wie zwei Außenringe in einem Labyrinth. Man nähert sich dem Ziel bis auf wenige Meter, muss am Ziel vorbeifahren und erst nach zweimaligen Abbiegen und mehreren Hundert Meter Fahrt ist ein Wechsel auf die andere Straße möglich, die uns zum Treffpunkt führte.
Glücklicherweise war ich der Beifahrer. Als Kartenkundiger sollte ich im Zielgebiet aus Karten und einer Skizze die notwendigen Ansagen links-rechts-gradeaus machen. Bis dahin hatte ich den besten Platz zum Beobachten.
Es dauerte lange bis über verschiedene Ausfallstraßen endlich die Autobahn Richtung Nordosten erreichten. Die Größe von Helsinki wird in so einem Moment deutlich. Nach den letzten Vororten fuhren wir auf einer breiten Verkehrsschneise mit mehrspuriger neuer Bahnstrecke einer wenig genutzten Grünzone und der Autobahn. Diese Schneise war mindestens 200 Meter breit und müsste auch aus dem Weltall als Narbe in den Wäldern zu sehen sein.
Die Bahn war durch die immer wieder auftauchende Felsen gesprengt und überbrückte Niederungen auf Betondämmen oder Stelzen. Es erinnerte an die Spuren in der Landschaft, die für den ICE in Deutschland entstanden waren. Mir wurde gesagt, dass es in Finnland keine vergleichbaren Schnellzüge über durchschnittlich 100 km/h gibt. Irgendwann nahm die Bahn einen anderen Verlauf und die Autobahn war auf beiden Seiten nur noch von einem breiten Graben, folgenden leicht geneigten Damm und den Elchzäunen begrenzt.
Ein Elch auf der Straße wäre ein sehr gefährliches Hindernis, da wegen der hohen Beine im Fall eines Zusammenpralls der Körper des Tieres durch die Windschutzscheibe gedrückt wird mit den absehbaren Folgen. Es gibt für den Elch spezielle Wildwechsel. Hier stehen Bewegungsmelder, die Warnsignale für die Fahrbahnen geben und Lichtmasten ansteuern.
Vorbildlich wurde nach zwei Stunden Fahrt eine Pause an einer Rast- und Tankstelle gemacht. Erstmals war etwas billiger als in Deutschland. Ein Becher Kaffee und ein sehr großes Gebäck für zusammen nur €3,60.
In der letzten Stadt vor unserem Ziel (Ju-va und nicht Dschu-va) wurde ein Supermarkt angesteuert, um alles Notwendige für das Sommerhaus und eine Grillmahlzeit in der finnischen "Wildnis" zu besorgen. Wir waren schon seit geraumer Zeit im Saimaa-Gebiet; dieser Seenplatte auf einer Grundmoräne. Immer wieder waren links oder rechts kleine und mittelgroße Seen zu sehen, doch erst eine genaue Karte zeigt, dass viele dieser Wasserflächen die Ausläufer eines der großen Seen sind.
Von der Autobahn ging es auf eine Landstraße, von dort auf eine Kreisstraße, wo die anliegenden Häuser als Hausnummer die Kilometerangabe der Straße hatten. Schließlich bogen wir auf eine Piste. Doch es ging noch rauer. Nachdem wir im ersten Anlauf den Waldweg verpasst hatten (der war einfach zu unbedeutend!) ging es auf diesen, bis wir auf einen noch kleineren Trampelpfad abbogen. Unser Fahrer machte sich Sorgen, da nun deutliche Fahrgeräusche vom Unterboden des neuen Familienwagens zu hören waren. Doch es waren nur kleine Äste und trockene Gräser des erhöhten Mittelteils des Pfades, die den Unterbodenschutz berührten.
Die Verantwortung für ein fabrikneues Auto war schon groß und entsprechend intensiv der Stress. Am Ziel machte das Fahrzeug noch lange Geräusche und unsere Beruhigung, dass dies nur die nachlaufende Klimaanlage sein, wirkte zunächst nicht. Doch wir waren da und vor uns lag ein Ausläufer eines Sees, dessen Größe nicht zu erahnen war und ein Mökki (=Sommerhaus) einer befreundeten Familie.

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