Samstag, 27. April 2013

Filmnotiz Nachtzug nach Lissabon

Nachtzug nach Lissabon
Regie: Bille August
D, CH, P 2013
110 Minuten

Lag es an der deutschen Version des Film oder war meine Verwirrung Intention des Regisseurs? Die Einführung in die Handlung des Films wirkte so unwahrscheinlich, dass ich mich zunächst ärgerte, 9 Euro ausgegeben zu haben.
In übersetzten Filmen sprechen alle Deutsch, egal ob die Person von einem Land in ein anderssprachiges Land wechselt und selbst bei parallelen Geschichten in zwei oder mehr Ländern sprechen alle Deutsch. So auch hier.

Ein Schweizer Gymnasiallehrer der so genannten klassischen bzw. toten Sprachen verhindert auf den morgendlichen Schulweg den Selbstmord einer ihn unbekannten Frau. Die Frau ist Portugiesin und begleitet ihn danach in die Schule. Als sie ohne ein Wort die Schule verlässt, bleibt ein portugiesisches Buch zurück. Eine kurze Lektüre in dieser poetisch-philosophischen Schrift und ein (!) Bahnfahrschein von Bern nach Lissabon reißen den Lehrer aus seinem Leben und die Fahrt beginnt.

Sprachbegabung und Motivation sind irreal. Es sind die aus dem Hintergrund vorgelesenen Passagen aus den portugiesischen Buch, welche den Film retten, tragen und schließlich genießen lassen. In Lissabon geht es weiter von Unwahrscheinlichkeit zu Unwahrscheinlichkeit und jetzt sind es neben den Lesungen die Szenerie und die Schauspieler die überzeugen, aber nicht die gefilmte Handlung.

Die beschriebene historische Situation könnte den Film und viele weitere Filme tragen. Es geht um Opposition in einer Diktatur und das anhaltende Schweigen der Überlebenden dieser Zeit. In Portugal wird die Diktatur stets mit den Namen António de Oliveira Salazar (1889-1970) verbunden, der den neuen Staat (Estado Novo) postulierte und eine Struktur der Unterdrückung schuf, die Oppositionelle ins Exil trieb oder Folter, Gefängnis und Tod brachte. Andere Kritiker lernten zu schweigen.

Portugal aber auch Spanien haben noch immer nicht den Punkt erreicht, wo sich das jeweilige Land mit seinen Opfern versöhnt oder diese zumindest nachträglich würdigt (siehe Stolpersteine) und die Täter und wesentlichen Mitläufer benennt. Denn es waren nicht die Individuen Hitler, Mussolini, Salazar oder Franco, welche die Diktaturen am Leben erhielten, sondern die Vielen, die von so einen System überzeugt waren und für sich Vorteile sahen.
Deutschland hat 25 Jahre gebraucht bis die Aufarbeitung der Gräuel in den Familien und den Ortschaften begann und nach mehr als 65 Jahren ist dieser Gesellschaftsprozess noch nicht abgeschlossen. Die portugiesische Diktatur endete 1974, die Franco-Diktatur 1975, also vor mehr als 30 Jahren und die Aufarbeitung steht erst am Anfang. Es wird noch zu viel geschwiegen und vertuscht.

Die philosophischen Texte im Film thematisieren nicht direkt die Diktatur. Es sind Gedanken aus einer inneren Emigration. Gedanken über Freiheit, das Leben, ein besseres Leben.
Die Kraft dieser Aussagen ließ mich manchmal Schmunzeln, da ich an den Autor des zugrunde liegenden Buches dachte. Es ist schon lustig, wenn Peter Bieri als Professor für Philosophie das Medium Roman nimmt, um seine Ansichten zu verbreiten.
Aber vielleicht war mein Schmunzeln auch ein großes Missverständnis. Ich schien der einzige im Kino zu sein, der den Roman nicht gelesen hatte. Vor dem Film im Foyer hörte ich viele Bemerkungen zu den Buch und als der Abspann lief war links, rechts und hinter mir viel Kritik über die Abweichungen zwischen Buch und Film zu hören.
Doch das ist ein ständiges Missverständnis vieler Kinogänger. Ein Buch ist ein Buch und ein Film ist ein Film, kein Buch kann als Film wiedergegeben werden. Der Wechsel des Medium führt zwingend zu unterschiedlichen Tempo und das Visuelle zu stark abweichenden Reizen.
Das ist auch meine große Kritik an den Regisseur Bille August. 1993 wusste er bei der Verfilmung des Romans "Das Geisterhaus" und wieder 1997 bei der Verfilmung des Romans "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" das es um eine Adaption für die Leinwand geht. Das eine Grundidee eines Buches mit visuellen Mitteln wieder gegeben werden kann. Die reine Bebilderung von bemerkenswerten Textauszügen reicht nicht. Es ist wahrlich keiner seiner großen Filme.

Ich freue mich nun auf den Roman und hoffe dort einige der bemerkenswerten Sätze wieder zu entdecken und ausgewählte Zitate hier zu servieren (siehe Ende der Seite).

Trotz dieser ambivalenten Bemerkungen erhält der Film (wegen der Texte!) von mir noch die Gesamtnote 3+ oder entsprechend 6 von 10 möglichen Punkten der Filmbewertungsskala.
Der Film war sehr erfolgreich an den Kinokassen. Die Filmförderanstalt verzeichnete bis Ende 2013 814.425 Besucher. 
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Zitate aus dem Roman:

Freitag, 26. April 2013

Offshore-Firmen der Deutschen Bank

Nun ist es bereits mehr als drei Wochen her, dass die Süddeutsche erstmals über die geheimen Geschäfte der Steuerbetrüger unter den Titel Offshore Leaks berichtete.
In den verschiedenen Medien zugespielten Dokumenten werden angeblich 130.000 Personen benannt, welche über Briefkastenfirmen in so genannten Steueroasen ihre Gewinne verstecken und damit der Allgemeinheit durch Steuerhinterziehung schaden. Für Deutschland wurde bisher nur der verstorbene Playboy Gunter Sachs geoutet. Die Süddeutsche schreibt, dass hunderte von Deutschen in Dokumenten genannt werden.
Diese individuellen Steuerbetrüger brauchen eine Struktur, um ihr Geld zu verstecken. Die großen Banken helfen dabei gerne, da bei dieser Verschleierung von Einkünften viel Geld zu verdienen ist.
Gestern habe ich mal neugierig den Jahresbericht 2012 der Deutschen Bank angeklickt und mir ihre Liste der Tochterfirmen und Firmen, die überwiegend von der Deutschen Bank kontrolliert werden, angeschaut.
Es hat mich nicht gewundert, dass sofort auffällt, wie viele dieser Firmen ihren Sitz in so genannten Steuerparadiesen haben.
Die britischen Cayman-Inseln haben weniger als 50.000 Einwohner, doch hier unterhält die Deutsche Bank zum Beispiel 
  • Avatar Finance
  • Billboard Partners L.P. 
  • DB Capital Partners (Asia), L.P.
  • DB Capital Partners Asia G.P. Limited
  • DB Capital Partners Latin America, G.P. Limited
  • DB Capital Partners, Latin America, L.P.
  • DB Chestnut Holdings Limited
  • DB Concerto (LP) Limited
  • DB Concerto Limited
  • DB Global Markets Multi-Strategy Fund I Ltd
  • DB Jasmine (Cayman) Limited
  • DB Road (UK) Limited
  • DB Trips Investments Limited
  • DB UK Australia Finance Limited
  • Deutsche Bank International Trust Co. (Cayman) Limited
  • DB Bluebell Investments (Cayman) Partnership
  • DBRMS4
  • DBRMSGP1
  • DBRMSGP2
  • Deutsche Bank (Cayman) Limited
  • Deutsche Bank International Trust Co. (Cayman) Limited
  • MAC Investments Ltd
  • Deutsche Capital Finance (2000) Limited
  • Deutsche Capital Partners China Limited
  • Deutsche Finance No. 2 Limited
Das sind nur die Einträge aus den ersten 500 Firmen der Deutschen Bank. Avatar, Chestnut Holding und Jasmine klingen fast poetisch. Es war dann schon erstaunlich, wie wenig Informationen über diese Firmen im Internet zu finden waren. Es würde mich nicht wundern, wenn all diesen Firmen in einem Gebäude residieren und ein Strohmann für alle Firmen gleichzeitig zuständig ist.
Andere Firmen, vermutlich mit den einzigen Geschäftszweck, keine Steuern zu bezahlen, finden sich auf Mauritius, den britischen Kanalinsel Jersey und Guernsey oder der Offshore-Finanzplatz Labuan in Malaysia.
Die Liste ist lang und schmutzig und angewidert stellte ich irgendwann meine Recherche ein.

Bin gespannt, ob es noch bekannt wird, welche Personen über diese "legalen" Strukturen, ihre Steuerpflicht reduziert und verschleiert.
Ich bin pessimistisch, da Großbritannien, dass für fast alle Steueroasen die Außenvertretung übernimmt, sicherlich diplomatische Wege finden wird, um Veröffentlichungen so zu verzögern, dass das Interesse der Öffentlichkeit mal wieder erlahmt und damit der notwendige Druck für Gesetzesänderungen nicht erreicht wird.

Donnerstag, 25. April 2013

Windel-Athleten

Heute war ich das zweite Mal als Begleitung für die beiden Kurzen beim Sport. Hannover 96 bietet in seiner Gymnastik-Abteilung Bewegung und Sport für Kleinkinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr an. Jede Woche gibt es 45 Minuten für die "Windel-Athleten" in einer Sporthalle in der Südstadt.
Es sind etwa 25 Erwachsene und Kleinkinder, die sich zunächst mit Musik rhythmisch aufwärmen, bevor die Erwachsenen nach Anleitung verschiedene Elemente zum Klettern, Balancieren, Springen und Hüpfen, Verstecken und Toben aufbauen.

Es geht immer wieder ums Entdecken und mit helfender Hand Hindernisse anzugehen, die im zweiten, dritten Anlauf vielleicht nur noch einen helfenden Finger brauchen und schließlich auch alleine ausprobiert werden.
Der Hit des heutigen Nachmittags war eine Kombination von Bank, Kasten und großer Matte. Über eine Bank sollten die Kleinen hoch zu einem Kasten in über einen Meter Höhe robben oder an einer Hand geführt hochgehen. Oben auf den Kasten war eine hohe Matte angelehnt und damit eine Rutsche nach unten. Wenn einer der Kleinen sich oben auf den Kasten aufstellte, war sein Kopf deutlich höher als die der Betreuenden. Es ging darum, die Kinder zu einer seitlichen Rolle über die Kante zu motivieren, so dass sie auf den Bauch mit den Füßen zuerst runter rutschen. Da war beim ersten Versuch Panik im Gesicht, doch unten angekommen, war da ein Strahlen und ein Rennen zurück zur Bank, um wieder nach oben zu gelangen.

Als ich vor zwei Wochen erstmals mit der Mutter als Begleitung dabei war, gab es eine schwankende Fläche, welche die größte Herausforderung und schließlich Freude wurde. Eine Bank war mit Gymnastik-Bändern in einen Barren eingehängt. Die Barren waren genau auf die Höhe der Kinder, wenn sie auf dieser Bank standen, eingestellt. Das Problem war, dass diese Bank sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen schwankte. Der ängstliche Griff zu den Barren wurde zum vertrauensvollen Griff und nach mehreren Anläufen ging einer der beiden ohne weitere Unterstützung von einem Ende der Bank zum anderen.
Ein schönes Merkmal dieser Sporteinheit ist, dass viele der begleitenden Erwachsenen nicht nur auf ihr Kind achten, so dass sich an einigen, der von uns aufgebauten Elementen, die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilte.

Im letzten Bericht hatte ich von den Problemen der Straßenquerung berichtet. Das wird nun konsequent angegangen. Wenn einer der beiden nicht an die Hand genommen werden will, dann muss er die Straße im Kinderwagen überqueren. Der Wagen ist keine Strafe, aber die beiden scheinen bereits abwägen zu können zwischen Kinderwagensitz und der Freiheit selbst zu gehen. Denn wenn ich vor einer Straßenquerung meine Hand hinhielt, wurde diese diesmal ohne Protest genommen und erst nach dem Besteigen der anderen Bordsteinkante wieder losgelassen.

Die Freude der Beschäftigung und der Beobachtung der beiden Kleinen hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich tief in mir weiß, dass dies für mich die letzte Chance ist, zu erleben, wie zwei Individuen sich in die Welt einfinden.
Der eigene Kinderwunsch blieb unerfüllt, da es nun mal einen Partner braucht und ich wohl ein Topf ohne Deckel bleibe.
Das letzte halbe Jahr war eine besondere Zeit und ich hoffe, dass die nächsten Monate ähnlich intensive Erlebnisse bringen. Vom Krabbeln zum Gehen, das Entdecken der Welt, das Entdecken der eigenen Möglichkeiten, es ist und bleibt eine Freude.
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Dies war der vierte Beitrag der Kategorie KINDERKRAM über die beiden von mir betreuten Kleinkinder. Andere Beiträge:
Sandkiste (13 Monate), Babysitting (15 Monate), Kinderspielplatz (19 Monate), Zoobesuch (21 Monate), Türverriegelung (2 Jahre, 5 Monate), aus der Perspektive eines Kindes und (fehlende) Energie (2 Jahre, 5 Monate).

Dienstag, 23. April 2013

Europa-Kolleg an der HAB

Das Programm "Europa-Kolleg für Schülerinnen und Schüler" der Stiftung Niedersachsen in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel wurde im Sommer 2012 eingestellt.
Europa 2012, Europa-Kolleg an der HAB
Europa-Kolleg 2003-2012: Standorte der beteiligten Schulen

Ich verzichte auf Kommentare.

Mittwoch, 17. April 2013

Kinderspielplatz

Mit den aufkommenden warmen Tagen geht es mit den beiden Kurzen endlich wieder nach draußen. An den kalten Tagen sahen sie wie kleine Michelin-Männchen aus. In den Schneeanzügen konnten sie nicht wirklich laufen und die Fäustlinge (ohne Daumen) verhinderten jeden Zugriff.

Diese Woche wurde der vierte Spielplatz angesteuert. Es waren nur 400 Meter, aber für die kurzen Beine macht es einen großen Unterschied, ob es der benachbarte Platz (200m) oder eben der ferne Platz ist. Der (Beinahe-) Sommertag mit seiner ungewohnten Wärme machte den Weg anstrengend.
... und aufregend: Es mussten drei Straßen überquert werden, davon eine Hauptstraße, wo ich nun erstmals erlebte, wie kurz die Grünphase ist, wenn man kein gesunder Erwachsener ist. Die Straßen waren anstrengend für die Mutter und mich, denn hier wurden Konflikte ausgelebt. Auf den Gehwegen haben die beiden Kinder Freiheit und bestimmen das Tempo mit den wir uns bewegen. Häuserwand oder Vorgartenzaun auf der einen und die (aus den Augen der Kinder) hohe Wand der dicht an dicht stehenden, parkenden Autos machten die Aufsicht leicht. Unsere Aufgabe war hier vor allem das Weitergehen zu motivieren. Jede Parklücke verwies auf die kommenden Probleme. Denn stets ging es direkt zur Bordsteinkarte, die schließlich eine Abwechslung zum langen Weg bot. Die beiden üben seit Wochen das Springen und würden am liebsten auf der Treppe von Stufe zu Stufe springen.
Die Straßen führten dann zum Protest mit Schreien und sogar den Versuch, sich hinzuwerfen. Beide wollten nicht akzeptieren, dass Straßen nur an der Hand eines Erwachsenen überquert werden.

Der Weg lohnte sich. Dieser Spielplatz hat andere Geräte für 3-6-jährige. OK, die beiden haben erst 19 Monate hinter sich, aber auch für sie gab es gleich mehrere Möglichkeiten ihr Selbstvertrauen, ihr Gleichgewicht, ihre Neugier und ihre Kräfte zu fördern. Aufgrund ihres Alters werden sie ständig begleitet, auch wenn ich manchmal 5-10 Meter entfernt war, damit der eine den neuen Ortes scheinbar ungestört erkunden konnte. Der Platz ist groß (mehrere Tausend Quadratmeter), umzäunt und hat mehrere niedrige Elemente, auf denen beide ihre neuen Fähigkeiten zum Balancieren ausprobierten.

Die Entdeckung der eigenen Fähigkeiten hat in den letzten Monaten bereits mehrmals zum Weinen geführt. Ein Sprung oder eine Unachtsamkeit endete manchmal in der Horizontalen oder auf der Windel. Da fließen dann, vor Schreck oder weil es auch noch weh getan hat, die Tränen. Bis auf einmal konnten diese Krisen in weniger als einer Minute mit einer Umarmung und ruhigen Worten beendet werden. Das eine Mal zeugte eine Beule vom Sprung und der Heftigkeit des Falls.
(Keine Sorge: solche Zuckerbomben bekommen die beiden noch nicht einmal zu sehen)
Perspektivwechsel kann gelernt werden, wissen wir alle aus interkulturellen oder gesellschaftlichen Studien, doch die Welt aus den Augen von Kleinkindern zu sehen ist schwierig. Zu verstehen, was den beiden Freude oder Angst macht, ist für mich eine große Herausforderung.
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Dies war der dritte Beitrag der Kategorie KINDERKRAM über die beiden von mir betreuten Kleinkinder. Andere Beiträge:
Sandkiste (13 Monate), Babysitting (15 Monate), Windelathleten (19 Monate), Zoobesuch (21 Monate), Türverriegelung (2 Jahre, 5 Monate), aus der Perspektive eines Kindes und (fehlende) Energie (2 Jahre, 5 Monate).

Dienstag, 16. April 2013

Beinahesommertag

Hier folgt nun ein Lob auf die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes. Tage vorher wurde bereits angekündigt, dass Montag, der 15. April die Temperaturen in Hannover über 20° steigen würden. Und es stimmte!

Die Wetterstation Hannover-Langenhagen des DWD verzeichnete einen rasanten Temperaturanstieg und der stündliche Wert um 15 Uhr erreichte schließlich 23,7°. Da aber ständig gemessen wird, lag die Tageshöchsttemperatur sogar bei 24,0.
Das war dann leider kein Sommertag für die Wetterstation Hannover. Das wäre auch ein wenig zu früh gewesen. Doch für uns Bewohner der Stadt Hannover war es Sommertag! Das Stadtklima ist 2-4° wärmer und so wurde im dicht bebauten Gebiet die Grenze von 25° überschritten. Ein öffentliches Thermometer am Moltkeplatz zeigte um 15 Uhr sogar 26°.
Was war das für ein schönes Gefühl, die Sonnenwärme auf den Armen zu spüren und endlich wieder einmal barfuß zu laufen.
Leider war dies nur eine erste Episode. Die mittelfristige Wettervorhersage sieht für die nächste Woche keinen Tag über 20° vorher. Doch die mittelfristige Prognose ist mit vielen Unwägbarkeiten behaftet und so hoffe ich auf einen Irrtum. 

Sonntag, 14. April 2013

Strickguerilla in Bremen

Ich musste zweimal hinsehen.
Strick-Guerilla, Bremen, Rembertiring, Urban Knitting

Das kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen und der taz. Die Strick-Guerilla, welche um hip zu sein, dies natürlich als Guerilla oder Urban Knitting bezeichnen, ist mir bisher in meiner Heimatstadt nicht aufgefallen.
Ich war an einem der letzten Tage im lauschigen Bremen und dort sind am hässlichen Rembertiring die Lichtmasten bestrickt wurden.
Strick-Guerilla, Bremen, Rembertiring, Urban Knitting

Es sah wunderbar aus, doch fragte ich mich sogleich, wie diese Kunst in der Höhe befestigt wurde.

Auch hier in Hannover gibt es hässliche Orte (KöWo, Ihmezentrum), die durch Strickware verschönert werden könnten.
Liebe Strickenden: Es erwartet euch viel Freude in Hannover.

Scherzgeschenke

In der Niederlande gibt es die Tradition, dass Geschenke an Erwachsene zu Weihnachten oder zum Geburtstag einen ironische Note haben.
Was habe ich nicht schon alles geschenkt bekommen:
  • Royale Devotionalien (Kaffeebecher, Niederländische Flaggen) zum Thronjubiläum oder zur Hochzeit des Thronfolgers (ich bin Republikaner)
  • Plastikbecher mit der US-Fahne (ich bin ein Kritiker des American Way of Life)
  • ein Batterie betriebenes fliegendes Schwein (ich bin Atomkraftgegner und es gab einmal eine Greenpeace-Kampagne "pigs can fly, earth is flat and nuclear energy is safe")
Neu in die Sammlung der Scherzgeschenke kam vor Weihnachten in Heidelberg beim EKNT eine Zitronenpresse.
 
Sie funktioniert und es war eine Freude zwei halbe Zitronen auf "Das Merkel" zu drücken und drehend den Saft zu gewinnen. Da passte die Grimasse der Figur.
Lieber Istvan, noch einmal vielen Dank für das Geschenk!

Samstag, 6. April 2013

Hannover Wetter März 2013


Der Monat März ist meteorologisch betrachtet der erste Frühlingsmonat, doch der März 2013 war der letzte Wintermonat (siehe den Beitrag Winter 2012/2013). Die Monatsdurchschnittstemperatur lag bei -0,3° und damit war der März der kälteste Monat des Winters 2012/13. Die Temperatur war 4,3° kälter als der langjährige Mittelwert. Eine so starke Abweichung (egal ob negativ oder positiv) ist selten. Zuletzt war der Dezember 2010 um 5,5° zu kalt. Für den Monat März muss man sogar bis zum März 1987 zurückgehen, um einen noch extremeren Wert zu finden. Der genannte Monat war sogar 4,5° zu kalt. Denn trotz allem Bibberns war der März 2013 in Hannover zwar extrem, aber eben kein "kältester März".
Der Monat war zu trocken und sonnig und die wolkenfreien Tage führte zusammen mit den eisigen Wind aus östlichen Richtungen zu mehreren Rekordtagen.

-Vergleiche die Berichte des Vormonats und des Folgemonats-

Die erste Abbildung zeigt die tägliche Höchst- und Tiefsttemperatur (für Werte siehe linke Skala) als orange-rote und hellblaue Linie, Niederschlag in Liter je Quadratmeter und die Zahl der Sonnenstunden (für die letzten beiden Werte siehe die rechte Skala. alle Angaben stammen von der Wetterstation Hannover-Langenhagen des Deutschen Wetterdienstes.
Deutlich ist der warme sonnige Beginn zu sehen. Es folgte ein Temperatursturz von mehr als 10° und seit dem 9. März gibt es jede Nacht Frost.
Die höchste Temperatur wurde am 6. März mit 15,3° gemessen und die tiefste Temperatur mit -12,1° bereits eine Woche später am 13. März. Es gab 28 Frosttage, was nicht nur erheblich über den Mittelwert der letzten Jahrzehnte von 11 bis 15 Frosttagen lag, sondern auch der zweithöchste Wert seit 1946 ist. Nur der März 1969 war mit 29 Frosttagen noch extremer. Es gab drei Eistage, was wiederum über den langjährigen Mittelwert von einem Eistag im März liegt, doch dies ist kein wirkliches Extrem. Der März hat im statistischen Mittel nur alle etwa vier Jahre einen Eistag, doch dann sind es oft gleich mehrere und zum Vergleich im März 1987 waren es sogar 8 Eistage.   
Ein erster Rekord wurde bei den Tagen mit Bodenfrost erreicht. Es gab an 30 Tagen Bodenfrost. Seit 1946 wurde zweimal (1949 und 1969) 28 Tage mit Bodenfrost im März registriert. Am 17. März wurde am Boden -17,9° gemessen. Das war der niedrigste Wert für den gesamten Winter.

Aus den stündlichen Werten wird vom DWD die Tagesmitteltemperatur berechnet.


Die Tagesmitteltemperatur (rote Linie) wurde von mir in einen gleitenden 5-Tage-Durchschnittswert umgerechnet, um die Extreme abzuschwächen. Der Wert am 1. März den Durchschnitt der fünf Tage vom 27. Februar bis zum 3. März usw.
Es gab zwei Kältewellen, wovon die erste zum kältesten Tag mit -5,0° (13.3.) führte und die zweite Kälteperiode bis zum Monatsende anhielt.
Der wärmste Tag war der 6. März mit +5,8°.



Dargestellt sind die Abweichungen der Tagesmitteltemperatur vom langjährigen Monatsmittelwert von 4,0°. Nur drei Tage lagen über den Durchschnittswert, aber 13 Tage lagen mehr als 5° unter dem Klimanormalwert und erklären anschaulich, warum die Monatstemperatur in diesem Jahr 4,3° zu niedrig war. 


Die vierte Abbildung zeigt den Vergleich der Tagesmitteltemperaturen mit den langjährigen Mittelwerten der Jahre 1950-1079 bzw. 1980-2009 sowie die absoluten Rekordwerte der genannten 60 Jahre. Der DWD überprüft seine Messwerte gründlich und die endgültig bestätigten Werte liegen nur bis 2009 vor.
Im März sollte sich die Temperatur von etwa 1-3° auf 5-8° erwärmen. Doch deutlich ist zu sehen, dass der Abstand der aktuellen Werte (dunkelblaue Balken sich immer weiter von den grünen und roten Linien entfernte und am 15. März erstmals die Linie der Rekordwerte für einen Tag unterschritt.

Dies erfolgte an sieben Tagen. Diese Vergleichsstatistik wird erst seit vier Jahren durchgeführt und nur im Juli 2010 wurden mit 8 noch mehr Rekorde gebrochen, doch damals waren es Hitzerekorde.   

Eine Erklärung für die kalten Tage wurde bereits mit den stabilen Wetter mit Winden aus den Osten oder Nordosten genannt. Das Land und die Ostsee sind im Frühjahr so etwas wie ein Kühlschrank für Norddeutschland. Wenn der Wind aus diesen Regionen kommt, wird es schnell kalt und die Sonne hat keine wirkliche Chance das Land zu erwärmen.
(Abbildung des BSH, verkleinert und farblich verändert)
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) aktualisiert ständig Messwerte für viele Küstenorte an Nord- und Ostsee und publiziert auch die Temperatur des Wassers. Die fünfte Abbildung zeigt die Situation am 28. März. Die Flensburger Förde (B3) war teilweise gefroren und weiter im dänischen Norden war das Wasser der Ostsee sogar großflächig unter Null Grad.

Die erste Abbildung oben zeigt, dass an 13 Tagen Niederschlag fiel. Im gesamten Monat waren es 21,8mm. Es war ein trockener Monat, denn es wurde nur 45% des langjährigen Mittelwerts erreicht.

Die erste Abbildung zeigt aber auch, dass es ein sonniger Monat war. Bereits an sechs Tagen wurden mehr als zehn Sonnenstunden registriert und in der Monatssumme waren es dann 123,4 Stunden. Dies entspricht 117% des langjährigen Mittelwerts.

Am 23. März erreichte der Wind einen Spitzenwert von 16,6 m/s. Dies entspricht steifen Wind oder Windstärke 7 der Beaufort-Skala.

Zum Schluss noch einmal der Hinweis, dass alle Originalwerte der kostenlosen Datenbank des DWD entnommen wurden. Die Berechnungen von Mittelwerten und die daraus resultierenden Vergleiche und Beschreibungen stammen vom Autor dieses Blogs.
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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Bericht:
2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. Es gibt einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern und aktuell einen ersten Bericht über den Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten Darstellungen: