Montag, 25. November 2013

MINE bei GUT e. V. unterwegs im Cinemaxx Hannover

Nachtrag: Ein Bericht vom MINE-Konzert am 11. Juli 2014 in der Ruine der Aegidienkirche, Hannover findet sich hier
(Werbeplakat vom GUT e. V.)
Was für eine Stimme!
Zwei Musikerinnen und drei Musiker waren im Halbdunkel vor die improvisierten Sitzreihen getreten und wurden mit lautem Applaus begrüßt. Mine begann den Abend damit, dass sie sich einen eigenen Chor sampelte. Mit Variationen wurden Worte eingesungen, die eher in den legendären Afrikanächten im Pavillon zu erwarten waren. Für Hinterher wurde ein Rhythmus aufgebaut, der vor Energie strotzte.
Die Stimme von Mine hat Kraft und Volumen und nun flutete sie gleich mit vielfältigen Stimmen den Saal. Großartig!

Vor dem Konzert stand im Foyer im zweiten Stock im Dunkeln eine kleine Plattform mit einer Leinwand dahinter auf der schwarz-weiß-Aufnahmen projiziert wurden. Auf dieser Bühne spielte ein Musiker auf einem Vibraphon eine nicht endende Improvisation im Lounge-Stil. Ich war in dem Moment davon überzeugt, dass dort auf dieser Mini-Bühne und davor gleich das angekündigte Event stattfinden würde. Doch der Besitzer des Gebäudes (Hans-Joachim Flebbe) hatte auch einen der großen Kinosäle zur Verfügung gestellt.

Das Konzert war natürlich vor allem ein Konzert der Namen gebenden Mine, aber die vier Anderen wirkten nicht nur als Begleitband, jedeR hatte lange Soli und auch sonst zeigten sie ihre Virtuosität. So hatte im ersten Song Hinterher die Bassistin (und Refrain-Sängerin) Veronika Frisch ein langes Bass-Solo, das erstmals zu Szenenapplaus führte. Begeisternde Musiker, den es offensichtlich Spaß machte, in diesem Betongewölbe des ehemaligen Cinemaxx zu spielen.

(Video zum Song Hinterher, Quelle: YouTube)

Das Cinemaxx in der Nikolaistrasse in Hannover war 1991 das erste Kino seiner Art in Deutschland. Im Sommer 2013 schloss es seine Türen und wurde in der Folgezeit geleert. Leer! Es sind tatsächlich nur noch die Betonstrukturen vorhanden. Alle Kassen, Sessel, Teppiche, Bühnen, Vorhänge, Theken und Wandverkleidungen wurden entfernt.
Es gibt die gestuften Säle und im oberen Foyer hatte das Team von GUT e. V. unterwegs eine Theke und Lounge aufgebaut. Im Saal standen mehrere Dutzend Stühle, wo früher Sessel verankert waren. Teppichboden und Kissen schufen vier weitere Sitzreihen in den vier untersten Stufen. Die Band spielte vor einer etwa 8 Meter hohen Betonwand.

Die Setliste schien dieselbe zu sein, die im Juni für das auf DVD aufgenommene Konzert im Capitol in Mannheim zusammengestellt wurde. Alle Musikerinnen und Musiker spielten mindestens zwei Instrumente. Der Schlagzeuger Sebastian Kraus stand beim zweiten Stück Kann Sie Es Tragen mit einem Akkordion neben Mine. Bei bei einem anderen Lied spielte er simultan mit der rechten Hand und den Füßen Schlagzeug und der linken Hand Akkordion. Tobias Frohnhöfer spielte Vibraphone und Percussion und teilte sich einmal mit Sebastian Kraus das Schlagzeug. Der Gitarrist Martin Haller war Refrain-Sänger und spielte außerdem Synthesizer. Mine selbst sang, spielte Piano, Autoharp und hatte ein großes Set an Geräten, um ihre Stimme zu Verzerren. Diese elektronischen Möglichkeiten standen neben dem klaren Klang der Instrumente, ergänzten und verstärkten Stimmungen, die mit den Songs transportiert wurden. Wenn das Glück nur noch herausgeschrien werden kann, klingt es noch überzeugender, wenn es disharmonisch wird.

Ihre Stimme hat neben ihrer Klarheit - die Tontechnik hatte so gut gearbeitet, dass wirklich alle Worte deutlich zu verstehen waren - einen ganz leichten Kratzer und der ist es wohl, der mich so schwärmen lässt.
Es sind Liebeslieder, allerbester Pop, der noch keine Kompromisse macht. Die Disharmonien, die im Konzert alle Facetten der Liebe, des Glücks, des Zweifels transportierten, kann ich mir noch nicht im Radio vorstellen.
Das letzte Stück des ersten Teils wurde damit angekündigt, dass es gleich draußen "Rotwein und Lungenbrötchen" gibt.

Es war eine lange Pause, aber es tat gut von der euphorischen Insel herunterzukommen und zu realisieren, wo das Konzert stattfand und damit dieses Event zu würdigen.
Das Foyer und auch der Saal waren praktisch nicht zu heizen. Gunnar vom GUT Team sagte mir, dass die Heizung arbeitet, aber es dominierten wärmende Jacken. Auch für die Band war es scheinbar kühl, keineR war leicht bekleidet. Einzelne Zuhörerinnen hatten sogar ihre Strickmützen aufbehalten. Doch das kann auch ein Fashion-Statement gewesen sein. Wann sieht man beim Applaus schon mal Fausthandschuhe aufeinander klatschen.

Im zweiten Set gab es mehr melancholische Stücke. Für das Stück Lauter sampelte sie wieder ihre Stimme und spielte Piano. aber es gab auch weitere Ohrwürmer (Du Scheinst) und wunderbarem Krach vom Synthesizer und ihrer verzerrten Stimme.
Das Konzert stellte das Zeitgefühl außer Kraft. Unerwartet schnell war es zu Ende, obwohl es ein langes Konzert war. Das Publikum erreichte durch Applaus noch eine Zugabe von zwei weiteren Stücken.

(Video zum Song Du Scheinst, Quelle: YouTube)

Der Song kann auf ihrer Webseite auch gehört werden.

Nach dem Konzert wurden im Foyer die EP Herzverleih (2012, €12) und die DVD Mine und Orchester - Live in Mannheim (2013, €18) verkauft. Und wieder ging Geld an die Künstler und so wurde die nunmehr 11. CD nach einem GUT-Konzert gekauft. Glücklich hörte ich diese EP bereits mehrmals, während ich diese Zeilen formulierte.
- - - - -Auf der Webseite von Mine sind weitere Videos zu sehen und von dort können auch alle Produkte bestellt werden.
Hier noch ein begeisterter Blogbeitrag von einer Zuschauerin, die bei der DVD-Aufnahme dabei war und ein Medienbeitrag zum damaligen Konzert in Mannheim.

Sonntag, 17. November 2013

Doris Lessing - Zitate 3 - Bücherwelten

Doris Lessing ist am 17. November 2013 gestorben. Statt eines Nachrufs ein weiteres Zitat von ihr, was verdeutlicht, warum ihre Bücherwelt so viel geben kann:
(Quelle: Wikimedia, Foto: Elke Wetzig- Doris Lessing 2006 in Köln)
"Und so kniete sie, ihrem dringenden Bedürfnis nach den richtigen Worten folgend, vor dem Bücherschrank; denn es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass die Kritik von Leuten des Schlages wie ihre Eltern, Bekannten, Predigern, Lehrern, Politikern und Leuten, die für die Zeitung schrieben, sie unberührt ließ, während die mitleidlose Beschreibung einer Figur, die ihr ähnlich war, in einem sie auf Tage in einen Zustand begieriger Seelenerforschung zu versetzen vermochte. 
(...)
Was sagt mir das über mein Leben?"
(Doris Lessing - 1965 - Eine richtige Ehe, S. 101)
Ein wirklich guter Nachruf von Lorna Sage findet sich im Guardian.
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Weitere Zitate aus dem Werk von Doris Lessing (1919-2013)
Ärgerlich wir dürftig und fehlerhaft der Wikipedia-Artikel zu Doris Lessing ist. Ein kurzer Blick in die Autobiographie und zwei Kleinigkeiten konnten richtig gestellt werden. Wer außerdem die Romane und ihre Essays gelesen hat, kann nicht verstehen, dass es keine eigenen Artikel zu ihren wichtigsten Werken gibt und die Sektion zur Rezeption so wenig aussagt.
Werde selber Kurzartikel zu einigen ihrer Romane schreiben, die über die kurzen Bemerkungen in meiner Doris Lessing-Bibliographie hinausgehen.

Samstag, 16. November 2013

Prestige-Katastrophe 2002 - Keiner schuldig

Diese Woche wurde einmal mehr die Prestige-Umweltkatastrophe vom November 2002 vor Gericht aufgearbeitet (siehe aktuellen Artikel). Damals  havarierte der Tanker "Prestige" vor der galicischen Küste, wurde auf Anweisung spanischen Autoritäten auf den Atlantik geschleppt, wo das Schiff zerbrach und sank. In der Folge verteilten sich mehr als 50.000 Tonnen Schweröl im Meer und wurden in Portugal, Spanien und Frankreich angeschwemmt. Fischfang wurde verboten, unzählige Wasservögel starben und die Strände waren nicht mehr zu nutzen.
Diese Katastrophe führte zu einer der größten Freiwilligen-Aktionen in Europa. Tausende Freiwillige -ohne Unterstützung der konservativen spanischen Regional- und Landesregierung-  reisten im Frühjahr 2003 an die betroffenen Strände und begannen mit den Aufräumarbeiten.
(Foto: Ana Brunbeck - Denkmal für die Freiwilligen in San Vicente del Mar, Galicien)
Das Thema "Prestige" ist tief in der Erinnerung der betroffenen Bevölkerung verankert. Ich musste bei der aktuellen Berichterstattung an die vorbereitenden Hausarbeiten zum Europa-Kolleg 2006 denken. Gleich drei der 20 Abiturientinnen und Abiturienten aus 12 Ländern schrieben über diese Katastrophe. Der Blog zum EK06 ist weiterhin online und ich verweise deshalb auf die Texte einer Schülerin aus Lissabon, und Schülern aus Bilbao und Barcelona.
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Die deutsche Wikipedia erwähnt die Freiwilligen nur in einem Foto. Die englische Wikipedia hat wenigstens ein paar Zeilen zum Beitrag der Freiwilligen, zwei der Freiwilligen haben im Schweizer Magazin "Das Magazin", Ausgabe 6/2013 ein sarkastisches Resümee gezogen. Der Text von Christian Schmidt wird mit großformatigen Fotos von Manuel Bauer illustriert.

Dienstag, 12. November 2013

Spam-Attacke aus der Ukraine ???

Hat jemand anders in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass SPAM oder ROBOT-Maschinen wieder und wieder den eigenen Blog aufrufen? Die Kennung der Seiten verweist auf Russland, aber Google identifiziert die Adressen in der Ukraine. Jede der Seiten ruft 4 mal meinen Blog auf. Seit gestern waren es 22 verschiedene Seiten (also 88 Zugriffe aus der Ukraine), doch dahinter steht wahrscheinlich nur ein Absender.
Bei mir sind keine Adressen zu finden und ich gehe mal davon aus, dass Google als Betreiber der Blogger-Seite dafür sorgt, dass diese Zugriffe die Webseiten nicht verändern. Zu den Merkwürdigkeiten gehört auch, dass Google behauptet, dass ich angeblich Auto-Effekt-Fotos (also verknüpfte Fotos mit dem .gif-Programm hinzugefügt habe. Ich habe keine solchen Fotos erstellt oder meinem Blog zugefügt.
Aktuell haben die folgenden Absender zugegriffen:
  • abilitytech.ru
  • art-cs.ru
  • asblog.ru
  • autoinfopages.ru
  • babyzabot.ru (IP-Adresse in Vancouver, British Columbia!)
  • borq.ru (Tätä!)
  • creditlorow.ru
  • dejt.ru
  • drivemotorist.ru
  • drunkenness.ru
  • gastroname.ru
  • healtblog.ru
  • huwo.ru
  • jijo.ru
  • kokv.ru
  • kulinarski.ru
  • lightspektr.ru
  • nasmorc.r
  • regionyrf.ru
  • seborinn.ru
  • sylq.ru
  • ves-net.ru

Es endete am 21. November nachdem der Zähler hier bei Google mehr als 1.000 Zugriffe aus der Ukraine registrierte. Der Anlass für diese Attacke bleibt wohl im Trüben des Netzes.

Freitag, 8. November 2013

Aufrechter Gang im 21. Jahrhundert

"(...) habe ich einen sehr aufrechten Gang - im Gegensatz zu meinen Mitarbeitern. Ich dachte am Anfang, es wäre Ehrfurcht vor mir als Präsident, wenn die so gebückt ins Zimmer kamen. Aber die suchten nur Steckdosen, weil ihre Smartphones ständig Strom brauchen."
(Martin Schulz, Präsident des Europaparlaments im taz-Interview, 8.11.2013 über die digitale Agenda)
Ich empfehle das gesamte Interview. Dort wir ein Bild davon entworfen, was nach der der nächsten Wahl zum Europarlament 2014 möglich ist.
Hier noch ein weiteres Zitat zum Thema Eigen- und Fremdwahrnehmung:
"Die Wahrnehmung der Europäer aber ist: Es gibt uns - und dann noch ein paar woanders. Die Realität ist. es gibt ganz viel woanders und dann noch uns."
(Martin Schulz im taz-Interview, 8.11.2013)

Freitag, 1. November 2013

Hannover Wetter Oktober 2013


Im Oktober gab es noch einmal eine Rückkehr von angenehmen Temperaturen.  Golden  waren nur die ersten Tage und die relative Wärme der zweiten Monatshälfte resultierte aus südwestlichen und südlichen Luftströmungen. In der Summe lag die Monatsdurchschnittstemperatur bei 11,8° und damit 2,1° über den langjährigen Monatsmittelwert.
Es war ein heftiger Regentag, der dazu führte, dass der gesamte Monat zu feucht war. Die Sonne zeigte sich weniger, als in den Vorjahren. Zum Monatsende brachte der Sturm "Christian" noch einmal Regen.
-Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats-
Die erste Abbildung zeigt die täglichen Messwerte der offiziellen Wetterstation für Hannover des Deutschen Wetterdienstes. Die kostenfrei im Internet abzurufenden Werte wurden von mir graphisch dargestellt. Die Linke Skala zeigt die tägliche Maximal- und Minimumtemperatur, die rechte Skala die Sonnenstunden und den Niederschlag in Millimeter.
Die höchste Temperatur wurde am 22. Oktober mit 22,2° gemessen. Die tiefste Temperatur wurde am 2. Oktober mit 1,4° registriert. Im Oktober sind nach der Klimatabelle bereits 2-3 Frosttage zu erwarten. Statt der durchschnittlich 4-5 Tage mit Bodenfrost gab es nur am 2. und am 31. Oktober leichten Bodenfrost.

Aus den vielen täglichen Temperaturmessungen wird vom DWD die Tagesmitteltemperatur berechnet, die in den folgenden drei Abbildungen betrachtet und verglichen wird.

Deutlich sind die beiden wärmeren Perioden zu erkennen. Der 22. und der 23. Oktober waren die wärmsten Tage mit 17,2° und der 1. und der 13. Oktober waren die kühlsten Tage mit 7,8°. Bemerkenswert ist, dass in der zweiten Monatshälfte an 11 Tagen in Folge der Klimanormalwert von 9,7° überschritten wurde.

Dies zeigt noch eindringlicher die dritte Abbildung. Immerhin sechs Tage waren gleich mehr als 5° wärmer als der Klimanormalwert und dies erklärt eindrücklich, warum die Monatsmitteltemperatur um 2,1° zu warm war.

Die vierte Abbildung zeigt die täglichen Werte im Vergleich zu zwei langjährigen Mittelwerten und den Rekordwerten für jeden Tag. Es war warm im Oktober, aber nur am 23.10. wurde der bisherige Rekordwert um 0,1° überschritten.
Die ganze Wärme hatte nur wenig mit dem Sonnenschein zu tun. Bis zum 3. Oktober hielt die sonnige Periode, die am 27. September begann, an. An diesen drei Tagen wurde ein Drittel der gesammten Sonnenstunden des Oktobers registriert. Sieben Tage waren graue Tage mit keiner Sonne oder nur wenigen Minuten. Insgesamt wurden 91,1 Sonnenstunden gemessen, was 88 Prozent des langjährigen Mittelwerts entspricht.

Die regnerische Periode vom 9.-12. Oktober brachte Zweidrittel des monatlichen Niederschlags von 52,4 mm. Dies entspricht 125 Prozent des Mittelwerts.

Der Orkan "Christian", der an der Nordseeküste wütete, war in Hannover noch ein schwerer Sturm. Am 28. Oktober wurde ein Maximalwert von 24,6 m/s gemessen. Dies entspricht der Windstärke 10 der Beaufort-Skala.

Alle Messwerte stammen aus der kostenlosen Datenbank des DWD. Berechnungen, Vergleiche und Graphiken stammen vom Autor dieses Blogs.
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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Bericht:
2014
Wetter, Hannover, Juni 2014

2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern und aktuell einen Bericht über den Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten Darstellungen: