Donnerstag, 25. Juli 2013

Bundes-Pr. Gauck zum NSA-Skandal


Stille kann befremdlich sein. Da haben wir einen Bundespr., der monothematisch alles unter dem Thema Freiheit behandelt, doch noch immer gibt es keinen Kommentar von ihm zum bisher größten Angriff auf die Freiheit der Deutschen seit dem Jahre 2000.
Doch er hat ja so wenig Zeit, muss zum Beispiel heute am 25. Juli zur Eröffnung der Wagner-Festspiele nach Bayreuth, um sich dort mit dem Rest der politischen Elite an staatlicher Geldverschwendung zu ergötzen.
(Originalfoto: WikiCommons, 2009 Sebastian Hillig. Von mir beschnitten und durch Sprech- bzw. Gedankenblase ergänzt)

Freiheit ist mehr als die Reisefreiheit und die Freiheit der Kunst.
Das digitale Zeitalter mit seinem Internet 2.0, E-Mails, sozialen Netzwerken, etc. ist diesen Herren und der Dame ein Neuland, dass noch zu erforschen ist.
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Nachtrag: Endlich! Am 25. Juli sagte Joachim Gauck in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse:
"Die Angst, unsere Telefonate oder Mails würden von ausländischen Nachrichtendiensten erfasst und gespeichert, schränkt das Freiheitsgefühl ein - und damit besteht die Gefahr, dass die Freiheit an sich beschädigt wird"
(Quelle: PNP 25.07.2013)
Es besteht also Hoffnung, dass es auch mal ein Interview mit einer ernsthaften Zeitung (SZ, Zeit, Spiegel, taz) gibt. Ernsthaft meint hier, dass Redakteure auch mal nachfragen und hinterfragen.Ein kurzes Statement ist angenehm , aber es sollte doch ein wenig mehr sein.

Montag, 22. Juli 2013

Olfaktorische Belästigung

Es ist Sommer in der Stadt,
es ist warm,
es ist heiß,
Hannover schwitzt,

ist voller Gerüche.
Ist es die Angst vor den eigenen Schweiß oder ist es gerade eine Wirkung der Hitze, dass einzelne Frauen sich in einer Wolke von "Duft"-Wasser bewegen?

Heute passierte ich auf den Rückweg vom Supermarkt einen Durchgang. Zunächst war ein Parfum zu riechen, erst dann sah ich die Frau, die mir entgegen kam. Sie schob eine Wolke vor sich her.
Ich erinnere mich an ähnliche olfaktorische Belästigungen in warmen Sommernächten, im Kino, im Schwimmbad(!). Diese Übertreibung erscheint mir merkwürdig und ist sicherlich nicht gesund für die Haut (geschweige denn für soziale Beziehungen).

Umfragen in der Bahn

Am Wochenende konnte ich sowohl auf der Hin- wie auch der Rückfahrt des Langstrecken-RE Hannover-Norddeich Mole mal wieder eine Umfrage erleben. Wenn ich die Zeit habe und mir vorher erklärt wird, was abgefragt wird, nehme ich bereitwillig an solchen Umfragen teil. Wir sollten Angaben machen zum Reiseweg, Reiseziel, Fahrkartentyp und Anlass.

Ich mache mir dann stets so meine Gedanken über die Umfrage, denn der Bahnverwaltung kann getrost stets eine schlechte Absicht unterstellt werden. Ich denke da an eine Aufteilung der Linie in zwei Teilstrecken, die komplette Umstellung auf IC oder sogar Einstellung der Linie. Alles schon erlebt!

Interessant war dann auch, wie die Interviewerin von der Hinfahrt am Samstag sich vom Interviewer am Sonntag unterschied. Aus den einführenden Worten erfuhr ich, dass beide Studierende sind und dies als Tagesjobs machen. Für jeden Wagen war einE Interviewer zuständig und es sollten natürlich so viele Personen wie möglich befragt werden. Vier Stunden hin nach Norddeich Mole, dann 90 Minuten Aufenthalt mit Chance zum Strand zu gehen, und dann wieder vier Stunden zurück nach Hannover. An einen heißen Tag in einem überfüllten Zug, wahrlich ein schwerer Job.

Die Interviewerin nahm den Job ernst. Bereits vor Bremen hatte sie nach meiner Beobachtung wirklich alle Passagiere angesprochen und stand nun in der Nähe der Tür und jedeR neu zugestiegene PassagierIn wurde bis zur nächsten Haltestelle angesprochen.
Ganz im Gegensatz dazu der Interviewer auf der Rückfahrt. Er hat auf der langen Fahrt von Oldenburg bis Bremen drei Personen angesprochen. Die Fragen waren die gleichen, wie auf der Hinfahrt. Ansonsten hatte er es sich bequem gemacht und tippte auf seinen digitalen Fragebogen.
Die Interviewerin wurde auf der Hinfahrt gefragt, ob sie bei dieser Umfrage mogeln könnte und einfach irgendwelche Daten eingibt. Sie sagte, dass sei technisch kein Problem. Da der Interviewer, der keine Fragen stellte, dennoch ständig mit seinem digitalen Fragebogen arbeitete, habe ich da so einen Verdacht was die Qualität dieser Umfrage angeht.

Dienstag, 16. Juli 2013

Knigge und Telefonanrufe besonders mit dem Handy

Was hätte wohl der Freiherr Adolf Knigge (1752-1796) zur Benutzung des Telefons in Gesellschaft von Freunden oder der Familie gesagt? Knigge ist heute ein Synonym für Höflichkeit und Regeln, die ein konfliktfreies Miteinander ermöglichen.

Das aktuelle Problem lässt sich einfach beschreiben und hat jedeR bereits aktiv oder passiv erlebt:
Während einer Unterhaltung mit einem Familienmitglied oder einem Freund klingelt das Telefon. Das Gespräch wird unterbrochen. Der Angerufene greift zum Telefon, schaut auf die Anzeige und nimmt den Anruf an. Das bisherige Gespräch ist beendet.

Die nun viel zu oft zu hörenden höflichen Floskeln (gut das du anrufst, wie geht es, was machst du, wo bist du) zeugen in der Regel davon, dass es kein wichtiges, unaufschiebbares Gespräch ist. Der anwesende Gesprächspartner wird für die folgenden Minuten ignoriert.
Nach den Telefonat gibt es dann oftmals die nette Aufmunterung "Wo waren wir stehen geblieben?". Nicht nur wurde man missachtet, sondern damit wird dann auch noch bestätigt, wie unwichtig die bisherige Unterhaltung mit den Anwesenden war.

Vor einigen Jahren war es noch üblich, dass vor einer Gesprächsannahme dieselbe entschuldigt wurde "Das ist X, ich wartete schon auf diesen Anruf" oder "Das ist Y, das muss wichtig sein, wenn der mich jetzt anruft".

Anrufbeantworter gehören zu fast allen Telefonen und die Anzeige informiert in der Regel über die Anruferin. Damit sind die technischen Möglichkeiten vorhanden, um zu entscheiden, einen Anruf anzunehmen oder eben nicht und später zurückzurufen. Viel zu schnell wurde verlernt oder nie gelernt, dass ein Anwesender höflich behandelt werden sollte.
Über den Umgang mit einem Telefon in Gesellschaft:
(...)
§ 39 Während einer Unterhaltung sollte in der Regel
       kein Anruf angenommen werden.
§ 40 Bevor ein Anruf angenommen wird, sollte den
       Anwesenden die Bedeutung vermittelt werden.
§ 41 Bei wichtigen Anrufen sollte das Zimmer
       verlassen werden, um die anderen
       Anwesenden nicht zu stören und zu verärgern.
§ 42 (...)

Freitag, 12. Juli 2013

NSA als Gedankenstütze - taz-perlen 6

"Wie viel einfacher wäre es, die Geheimdienste programmierten eine passende Daten-App zum kostenlosen Download. Oder, wenn das zu teuer ist, reicht mir auch die Handynummer des für mich zuständigen NSA-Kundenbetreuers."
(Franco Zotta "Sammlung fürs Sieb", taz DIE WAHRHEIT, 12. Juli 2013)

LE MONDE diplomatique Juni 2013

Ein Monat ist um und zeitgleich mit der ausgelieferten, gedruckten Juli-Ausgabe der LE MONDE diplomatique sind die Essays der Juni-Ausgabe frei im Internet zugänglich.
Ausgelesen empfehle ich:
  • José Luís Peixoto "Die Sonne von Portugal - Die neue Auswanderung und die Sehnsucht der Emigranten"
    Der Schriftsteller Peixoto vergleicht die aktuelle Emigration mit der Zeit der 1960-er und 1970-er Jahre, als Hunderttausende das Land verließen, um dem Elend der Salazar-Diktatur und der Kolonialkriege in Mozambique und Angola zu entfliehen. Peixoto schriebt, dass sich viele Menschen in Portugal für diese Emigranten schämten; denn die waren überwiegend ungebildet und prägten damit ein Bild von den Bewohnern Portugals in den europäischen Zielländern. Die neuen Emigranten sind jung und gut ausgebildet, doch ob dies etwas an den Beschäftigungsverhältnissen im Ausland ändert, ist eine berechtigte Frage.
    (Der Artikel erschien auch in der portugiesischen Ausgabe)
  • Jiannis Papadopoulus "Neonazis in Griechenland"
    Der Reporter der griechischen Tageszeitung Τα Νέα schreibt über die faschistische Partei Χρυσή Αυγή (=goldene Morgendämmerung), die nach ihrem Einzug ins Parlament immer mehr Einfluss in der Gesellschaft bekommt.
  • Ariane Krol und Jacques Nantel "Spione des Marktes - Was Werbung im Internet alles kann"
    Es ist ein altes Thema, aber hier sehr gut beschrieben. Amazon, Facebook und alle anderen Plattformen, die Daten ihrer Nutzer sammeln sind Trojaner. Eine Journalistin und ein Professor für Marketing der Universität HEC Montréal finden für diese These einige schöne Beispiele,
    (Der Artikel im französischen Original)
  • Serge Halimi "Lockstoff Sprache"
    Der Direktor der LE MONDE diplomatique fragt sich in seinem monatlichen edito, warum die französische politische Elite meint, dass franzöische Universitäten ihr Angebot an fremdsprachigen Studiengängen steigern sollen. Weniger als 4 Prozent der Studierenden in den USA sind Ausländer, aber 13 Prozent der Studierenden in Frankreich. In den USA käme man nicht auf die Idee Wirtschaftskurse auf Chinesisch anzubieten, um mehr Studierende aus dem Land der Mitte zu gewinnen.
Lasst euch anregen durch Autoren, die über Themen in ihren Ländern schreiben.

Sonntag, 7. Juli 2013

Ein Geburtstagserlebnis aus Südafrika

Wenn Einer eine Reise tut ...

Meine bisher schlimmste Erfahrung an meinem Geburtstag ist nicht, dass ich wieder ein Jahr älter bin sondern ein bewaffneter Überfall.

Wir schrieben das Jahr 1995 und ich war auf einer halbjährigen Forschungsreise zu Archiven und Bibliotheken in Nairobi, Harare, Pretoria, Johannesburg und Kapstadt. Von Montags bis Freitags war ich jede mögliche Arbeitsstunde entweder in der Bibliothek für Medizinforschung, auf dem Gelände der Witwatersrand-Universität oder im Nationalarchiv in Pretoria. Auf den Touren hatte ich in Johannesburg bereits Buchläden und ein Antiquariat entdeckt.
Mein Geburtstag fiel 1995 auf einen Samstag und mein Vermieter in Midrand gab mir eine Mitfahrgelegenheit zum Taxi Stand Halfway House an der Autobahn Pretoria-Johannsburg. Ich wollte mir selbst etwas zum Geburtstag schenken (Bücher, Kleidung, CDs) und hatte entsprechend etwa umgerechnet 200 DM dabei. Für den Nachmittag vereinbarten wir ein Treffen in einem Einkaufszentrum um gemeinsam zurück zu fahren.

Sie sagen Taxi in Südafrika, doch es sind die hier bekannten Transporter, in die vier Sitzbänke eingebaut wurden. Gedrängt wie Sardinen in der Dose werden 14-18 Passagiere mitgenommen. Die Federung der Fahrzeuge verwies stets darauf, dass wir überladen waren. Es war oft schmutzig und die Taxis fuhren viel zu schnell. In jeder schnell gefahrenen Kurve neigte sich das Fahrzeug zur Seite.
Ich hatte damals schon Erfahrungen aus fünf anderen subsaharischen Ländern und mir war bekannt, warum Verkehrsunfälle stets gleich mehrere Tote und viele Schwerverletzte forderten. Nicht nur auf den langen Strecken zwischen den Städten mahnten ausgebrannte Karosserien von Kleinbussen, dass hohe Geschwindigkeit lebensgefährlich sein kann.

Meine Endstation war der Wanderers Taxi Rank in der Nähe vom Bahnhof Johannesburg. Mit meinen gewachsenen Ortskenntnissen hatte ich mir einen Weg Richtung Universität gemerkt, wo ich Straßenhändler mit Büchern gesehen hatte. Ich ging auf fast leeren Straßen auf der Smit Street bis zum YMCA, wo ich hügelaufwärts in die Rissik Street bog, um oben über die De Korte Street zum Ziel zu gelangen. Rissik Street ist eine von den Ausfallstraßen aus der Innenstadt und passiert auf dem Hügel das brutalistische Civic Centre.
Es war verwunderlich, es war etwa 9:30 Uhr und in diesem Moment fuhr kein Auto die vierspurige Straße hinauf oder die zweispurige Straße hinab.
Ich war relaxed und bummelte. Erstmals hörte ich Stimmen hinter mir und von links überholte mich einer und von rechts zwei schwarze Jugendliche. Einer sprach mich an, aber ich ignorierte ihn. Und dann ging alles sehr schnell und ich kann nur feststellen, dass mir einige Sekunden abhanden gekommen sind. Also habe ich nur einige Schnappschüsse:
  • Einer der Jugendlichen war vor mir und ich blickte in eine 20-25cm Klinge eines Messers, das nicht sehr sauber war. Es war eine breite Klinge, breiter als mein Bowie-Knife.
  • Ich ging halbwegs zu Boden und fühlte eine Hand in meiner rechten Hosentasche, die nach meinem Portemonnaie langte.
  • Ich stand auf und blickte mich um. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich im Zeitlupentempo bewegte. Die ersten drei bewegten sich hügelaufwärts und als ich mich umdrehte sah ich weitere 6-7, die sich in drei Gruppen aufspalten; 2-3 bogen um die Ecke des CVJM und die anderen entschwanden auch schnell.
Ich war perplex, die Aktion dauerte nur wenige Sekunden und mein Portemonnaie war fort. Der locker über meine Schulter geworfene Rucksack war noch vorhanden und nichts anderes war gestohlen. Ich hatte noch nie eine Bedrohung wie diese erlebt.
Viel später stellte ich fest, dass ich offensichtlich als Tourist zu erkennen war. Birkenstock mit weißen Socken, Wollpullover locker über die Schultern und in einem Tempo gehend, das anzeigt, dass ich Zeit habe.
Es war früh am Morgen und sie konnten erwarten, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch viel Geld mit mir führte. Sie hatten recht, aber mein Geld war natürlich nicht nur in der Börse. Ich hatte es verteilt auf Börse (40-70 Rand), rechte Hosentasche, Hemdtasche und Innentasche des Rucksacks (400 Rand). Das hatte ich während meines Studienjahres in Dar es Salaam gelernt. Geld verteilen, so dass stets Reserven für ein Taxi vorhanden bleiben.
Der materielle Verlust war gering, aber der Vertrauensverlust nicht zu messen. Später in der Innenstadt und auch im "Boulders" Einkaufszentrum in Midrand/Halfway House wurde ich unruhig, wenn ich in meinem Augenwinkeln einen überholenden Schwarzer sah.
Ich ging nach dem Überfall meinen geplanten Weg weiter und besorgte mir in einer Post Briefmarken. Hier schrieb ich auch eine erste Notiz über den Überfall. Die Straßenhändler, die ich in der Woche gesehen hatte, waren am Samstag nicht da. Mein Geschenk war im Universitätsviertel nicht zu finden.
Ich ging in die Innenstadt. Mein nervöser Blick suchte stets nach Straßen, wo andere Menschen gingen und ich meinte, dass an Straßenkreuzungen einige Männer mich genau taxierten. Ich war auf der Suche nach zwei Antiquariate an der Market Street, von denen ich gehört hatte.
Die Bürgersteige waren belebt, aber ich sah zuerst keine weiße Gesichter. Während der ganzen Zeit in der Innenstadt sah ich höchstens vier oder fünf Weiße, die bis auf eine Ausnahme (Polizistin) alle offensichtlich von ihrer Bekleidung Touristen waren.
Ich fand ein Antiquariat doch es war verriegelt und verrammelt wie auch viele andere Geschäfte. Nur einmal ging ich in ein Geschäftszentrum und hoffte dort einen Pullover zu finden. Es war Winter in Johannesburg und ich hatte nur wenig warme Kleidung dabei. Natürliche Fasern und Erdfarben fanden sich, aber es war sehr modisch geschnitten. Ich bevorzuge ewige Muster, Farben und Designs.
Zwei Männer die mit mir in das Geschäftszentrum kamen, hatten entweder das gleiche Ziel oder verfolgten mich. Ich war immer noch vom Überfall geprägt und verließ die Innenstadt bereits gegen 11 Uhr. Ein "Taxi" brachte mich zurück nach Midrand und damit zurück zum beschützten Umfeld der Boulder Mall.
Ich bummelte durch die Geschäfte, fand aber immer noch nichts. Mit einem Stapel von Zeitungen und zwei Postkarten ging es in ein chinesisches Schnell-Restaurant. Ich hoffte auf was Leckeres, die Mahlzeit war nicht mau, aber auch nicht berühmt. Der Hauptgang wurde in einer essbaren Schale serviert. Eine gute Idee, die ich bis dahin noch nicht kannte.
Als ich das Restaurant verließ, war immer noch viel Zeit bis zur verabredeten Rückfahrt. Auf die Schnelle wurden noch zwei Postkarten gefüllt, wo ich versuchte meinen Schock zu formulieren.
Und dann ging es ins Kino: Batman Forever. Ein Comic mit lebenden Schauspielern. Hier war nichts zu analysieren, sondern nur etwas zum Gucken. Der Ton war viel zu laut, aber ich wollte im Film verschwinden und vergessen und dass gelang.
Danach ging es mit meinen Vermietern zurück. Sie hatten noch etwas vor und so leerte ich am Abend alleine eine Flasche Sekt. Ein merkwürdiger Geburtstag.

Donnerstag, 4. Juli 2013

Freundschaft – taz-Perlen 5

"Wir angeln beide und zusammen, in den Gewässern unserer Existenzen. Wie sie sind, nicht wie sie sein sollen."
Wahre Worte des taz-Redakteurs Jan Feddersen über Gespräche mit einem guten Freund, die oftmals nur wenige Worte benötigen (Quelle: taz, 4. Juli 2013)

Montag, 1. Juli 2013

Hannover Wetter Juni 2013


Die Erinnerung an das Wetter des Vormonats wird von der Witterung der letzten Tage geprägt. Die Sonne zeigte sich wenig und es gab mehrmals leichten Niederschlag. Auch war es unangenehm kühl. Das ist die subjektive Sicht.
Der Juni 2013 war ein normaler Juni-Monat. Die Monatstemperatur lag mit 16,0° um 0,2° höher als der langjährige Mittelwert. Es war ein trockener Monat mit leicht überdurchschnittlich viel Sonne.

-Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats-


Dargestellt sind ausgewählte täglichen Messwerte der Wetterstation Hannover-Langenhagen, die dankenswerterweise vom DWD kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die linke Skala ist für die Maximal- und Minimaltemperatur und die rechte Skala für den Niederschlag (mm oder l/m²) und die Sonnenstunden.
Der Monat fing normal an, in zwei Wellenbewegungen stiegen die Temperaturen, dann wehte Luft aus Nordafrika bis nach Hannover und bescherte uns den 1. Tropentag des Jahres. Hierzu liegt ein eigener Bericht vor. Zum Monatsende brachte eine niederschlagsreiche Strömung aus Nordwest deutlich zu kühle Temperaturen.
Die höchste Temperatur wurde am 19. Juni mit 32,8° gemessen und die niedrigste Temperatur am 3. Juni mit 5,6°. Es gab fünf Sommertage (langjähriger Durchschnitt 6), wovon alleine drei herbei geweht wurden.

Aus den stündlichen Messungen errechnet der Deutsche Wetterdienst die Tagesmitteltemperatur.

Dargestellt ist die tägliche Tagesmitteltemperatur und der daraus von mir errechnete gleitende 5-Tage-Mittelwert. Die genannten zwei Wellen der Temperaturveränderungen der ersten Monatshälfte, werden durch die Mittelwertberechnung zu einem Plateau rund um den langjährigen Monatsmittelwert von 15,8°. Die Sahara-Episode ist so kurz, dass sich der Mittelwert zwar deutlich erhöht, aber der Spitzenwert heraus sticht.
Der wärmste Tag war entsprechend der 19. Juni mit 26,2° und der kühlste Tag der 2. Juni mit 10,9°.


Die dritte Abbildung mit den Abweichungen vom langjährigen Monatsmittelwert zeigt noch einmal deutlich das Extrem der Sahara-Tage und das gleich die gesamte letzte Juni-Woche zu kühl war.

Die letzte Abbildung zum Thema Temperatur vergleicht die Tagesmitteltemperatur mit mehreren Vergleichswerten.
Zu sehen sind zum einen die Durchschnittswerte für jeden Tag über 30-Jahre, die ich für die Perioden 1950-1979 (rote Linie) und 1980-2009 (grüne Linie) berechnet habe, und die Rekordwerte der letzten 67 Jahre (1946-2012). Die Werte des Jahres 2013 sind als blaue Balken eingetragen.
Plötzlich ist die Sahara-Episode nicht mehr ganz so ungewöhnlich, denn selbst am wärmsten Tag wurde kein neuer Tagesrekord aufgestellt.
Im Juni steigt die Tagesmitteltemperatur von 13,5-15,5° auf 16-17°. Wenn Abweichungen von -5 bis +5° von diesen Mittelwerten als "normal" definiert werden, dann fallen wieder nur die Tage vom 18. bis 20. Juni auf.

Doch der Deutsche Wetterdienst hat weitere Messwerte. Wie die Abbildung 1 bereits zeigte, fiel nur an 10 Tagen Niederschlag. Dies summierte sich zu 40,0mm, wovon am 13. Juni 16,0 und am 20. Juni 10,9mm fielen. Der Monat fing trocken an. Der Starkregen am 13. Juni war der erste Niederschlag. In der Summe waren es nur 55 Prozent des langjährigen Mittelwerts der Monatsniederschläge.
Hier lässt sich auch ein Trend feststellen, den ich unter den Titel Klimawandel regional führe. In den letzten 20 Jahren gab es nur zwei Juni-Monate (1998 und 2011) in denen mehr Niederschlag fiel, als im langjährigen Mittelwert (=Clino =72,8mm). Fünf Jahre (1996, 2000, 2005, 2008 und 2010) verzeichnen weniger als 50% des Mittelwerts und der gleitende 30-Jahres-Durchschnittswert (siehe hierfür rechte Skala liegt aktuell mit 56,2mm schon 23% unter dem Mittelwert.

Es war ein sonniger Monat. Es gab überhaupt nur zwei Tage, an denen sich die Sonne nicht zeigte. An elf Tagen wurden mehr als 10 Sonnenstunden registriert und am 6. Juni waren es sogar 15 Stunden. Über den ganzen Monat gerechnet summiert sich dies auf 211,5 Sonnenstunden. dies entspricht 102% des langjährigen Mittelwerts.

Es gab zwei Windereignisse. Am 15. Juni wurde ein Maximalwert von 17,7 m/s und am 23. Juni von 17,9 m/s gemessen. Beide Werte entsprechen der Definition von stürmischen Wind oder der Windstärke 8 der Beaufortskala.

Zum Schluss noch einmal der Hinweis, dass alle Originalwerte der kostenlosen Datenbank des DWD entnommen wurden. Die Berechnungen von Mittelwerten und die daraus resultierenden Vergleiche und Beschreibungen stammen vom Autor dieses Blogs.
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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Bericht:
2014
Wetter, Hannover, Juni 2014

2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern und aktuell einen Bericht über den Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten Darstellungen: