Aktualisierung: YALTA CLUB spielt am 5. September 2014 in Hannover in der Ruine der Aegi-Kirche
Der Musikclub GUT in der Königsworther Str. wurde im Sommer geschlossen, seitdem ist diese kulturelle Institution in Hannover unterwegs.
Der Yalta Club spielte am 25. Oktober im ehemaligen Getränkeladen in der Diekbornstraße in Linden. Fünf Franzosen und eine Deutsche zeigten ihre Virtuosität auf einer Vielzahl von Instrumenten. Popmusik mit einem Lächeln und einer ausgeprägten Spielfreude.
Jede Band schöpft aus einer Vielzahl von Quellen und wenn sie gut sind, dann klingen sie nicht wie (hier würde bei einer schlechten Band der Name des nach gespielten Vorbilds stehen). Yalta Club ist gut.
Neben eigenen Kompositionen gibt es auch Interpretationen. David Bowies Starman wird hier zu einem mehrstimmigen Lied mit einer an Mariachi-Klänge erinnernden Trompete im letzten Refrain. Yalta Club spielt Popmusik, die nur wenig Animation benötigte, um das Publikum zu Klatsch-Rhythmen und zum Tanzen zu motivieren. Die Musiker und die Musikerin spielen verschiedene Rollen. Der Trompeter, der auch ein anderes Blechblasinstrument, Gitarre, Keyboard, Percussion spielte und sang, stellte mehrmals einen Musikroboter dar. Starr wie eine Schaufensterpuppe wartete er auf seinen Einsatz, um dann zu Leben erwachend tanzend zu spielen. Oder die Sängerin (Keyboard, Electronica, Melodica, Percussion) versteckte hinter ihren Rücken das jeweilige Instrument, wenn sie zum Gesangsmikrofon ging. Eine Mundharmonica konnte sie verstecken, aber das große Blechblasinstrument dann doch nicht.
Gitarre und Mundharmonica standen für Folkmusik, die u.a. von Bob Dylan gespielt wurde. Ja, und dann wurde auch überzeugend I want you von Bob Dylan interpretiert.
Der Bassist mit einem Backenbart wie aus dem späten 19. Jahrhundert spielte sein Instrument sehr männlich. Doch dies waren Masken (der Schlagzeuger gab manchmal auch einen Roboter), die stets durch ein Lächeln oder Grinsen entfernt wurden.
Die möglichen Vorbilder sind vielfältig. Ich fühlte mich an die ganz frühen REM erinnert und als sie mit Golden Boy einen Western spielten dachte ich an den Klang von Calexico. In der Pause wurde sogar auf die scheinbare Leichtigkeit der Harmonien der Lennon/McCartney-Zeit verwiesen. Der Leadgitarrist spielte besonders bei den tanzbaren Liedern eine Zaire-Gitarre, die in Frankreich vermutlich bekannter ist, da viele der frankophonen Musiker aus Zentralafrika in Frankreich ihre Musik produzieren lassen.
Der Rhythmus-Gitarrist und Sänger bearbeitete so heftig die akustische Gitarre, dass irgendwann zwei Saiten fehlten. Der Gegensatz wurde erreicht, wenn er mit seinen großen Händen eine Ukulele spielte.
Einige der Lieder sind für das Radio. Treibend, Tempowechsel, einfacher Refrain und das alles in weniger als drei Minuten. Die Zugabe war ein besonderer Genuss. Die Band kam in die Mitte des Publikum und spielte nun wirklich komplett akustisch.
Vier Stücke werden nach dem Konzert auf der EP Highly Branded angeboten.
Der Titelsong kann hier auch als Musikvideo gesehen werden:
Siehe auch Webseite der Band
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Das GUT bleibt unterwegs. Das nächste große Konzert (Mine am 22. November) ist für das ehemalige Cinemaxx in der Nicolaistraße angekündigt.
Samstag, 26. Oktober 2013
Sonntag, 20. Oktober 2013
Blogcounter passierte die 100.000
Am 4. Juli 2013 hatte ich nach Zählung des Blogcounters den 100.000 Besucher auf meinem Blog und erst heute bemerkte ich es. Der Blogcounter zeigt nur die Tageszahlen der letzten elf und des laufenden Monats aus, da ich aber die Zahlen abschreibe und in einer Tabelle archiviere habe ich alle Zahlen seit dem Beginn am 19. Dezember 2006 und die heutige Aktualisierung zeigte den Sprung.
Sehr langsam hat sich die Leserschaft erweitert, aber seit Ende 2009 sind es stets mehr als 1.000 Besucher/Monat. Aus den Zugriffszahlen einzelner Seiten weiß ich, dass dies zu einem großen Teil Zugriffe auf meine monatlichen Wetterberichte (kontinuierlich seit Januar 2008) sind. Es werden mir im Blogcounter auch die Google-Fragen, die zu meinem Blog führten angezeigt und ich habe dort wirklich schon die Kombination "Ulaya, Wetter" gesehen. Das freut mich ungemein. Es werden dabei weniger die Texte, als meine graphische Umsetzung der Messwerte gesucht und gefunden (siehe Google: Hannover Wetter und dann die Kategorie Bilder).
Die obige Abbildung zeigt zwei deutliche Ausschläge. Der erste hängt damit zusammen, dass ein Bekannter von mir bei "Wer wird Millionär" die Million gewann und ich zeitnah darüber berichtete. Mehr als 1.000 Zugriffe erfolgen am Abend, als die Aufzeichnung der Quizzes gezeigt wurde.
Der zweite breitere Berg hat etwas mit meiner Berichterstattung über das Wachstum von Facebook zu tun. Bis ins Frühjahr 2013 konnte über socialbakers die Zahl der Konten je Land abgerufen werden und ich habe verschiedene Beiträge zum Wachstum von Facebook in Europa und Afrika publiziert. Die Datenquelle versiegte und damit auch meine Berichterstattung über die Verlangsamung des Wachstums und die Sättigung.
Meine erfolgreichsten Beiträge gehören zu den genannten Themen:
03.01.2011 Facebook in Europa 2011 8.577
20.04.2012 Facebook in Europa 2012 4.835
17.11.2012 EU-Bürgerinitiative F2020 – Der Schneeball rollt 2.621
10.02.2010 Das Wetter in Hannover im Jahre 2009 2.423
21.11.2010 Table-Quiz im Café K: RTL + Hannover 2.099
05.01.2008 Das Wetter in Hannover im Jahre 2007 2.021
05.03.2008 Wintertemperaturen in Hannover 1.975
03.10.2010 Facebook in Europa - Statistik 1.897
11.05.2008 Statistik der regionalen Facebook-Gruppen in Europa 1.711
02.04.2008 Hannover Wetter März 2008 1.479
(die FB Europa-Beiträge wandern ins Archiv und wurden deshalb nicht verlinkt)
Sehr langsam hat sich die Leserschaft erweitert, aber seit Ende 2009 sind es stets mehr als 1.000 Besucher/Monat. Aus den Zugriffszahlen einzelner Seiten weiß ich, dass dies zu einem großen Teil Zugriffe auf meine monatlichen Wetterberichte (kontinuierlich seit Januar 2008) sind. Es werden mir im Blogcounter auch die Google-Fragen, die zu meinem Blog führten angezeigt und ich habe dort wirklich schon die Kombination "Ulaya, Wetter" gesehen. Das freut mich ungemein. Es werden dabei weniger die Texte, als meine graphische Umsetzung der Messwerte gesucht und gefunden (siehe Google: Hannover Wetter und dann die Kategorie Bilder).
Die obige Abbildung zeigt zwei deutliche Ausschläge. Der erste hängt damit zusammen, dass ein Bekannter von mir bei "Wer wird Millionär" die Million gewann und ich zeitnah darüber berichtete. Mehr als 1.000 Zugriffe erfolgen am Abend, als die Aufzeichnung der Quizzes gezeigt wurde.
Der zweite breitere Berg hat etwas mit meiner Berichterstattung über das Wachstum von Facebook zu tun. Bis ins Frühjahr 2013 konnte über socialbakers die Zahl der Konten je Land abgerufen werden und ich habe verschiedene Beiträge zum Wachstum von Facebook in Europa und Afrika publiziert. Die Datenquelle versiegte und damit auch meine Berichterstattung über die Verlangsamung des Wachstums und die Sättigung.
Meine erfolgreichsten Beiträge gehören zu den genannten Themen:
03.01.2011 Facebook in Europa 2011 8.577
20.04.2012 Facebook in Europa 2012 4.835
17.11.2012 EU-Bürgerinitiative F2020 – Der Schneeball rollt 2.621
10.02.2010 Das Wetter in Hannover im Jahre 2009 2.423
21.11.2010 Table-Quiz im Café K: RTL + Hannover 2.099
05.01.2008 Das Wetter in Hannover im Jahre 2007 2.021
05.03.2008 Wintertemperaturen in Hannover 1.975
03.10.2010 Facebook in Europa - Statistik 1.897
11.05.2008 Statistik der regionalen Facebook-Gruppen in Europa 1.711
02.04.2008 Hannover Wetter März 2008 1.479
(die FB Europa-Beiträge wandern ins Archiv und wurden deshalb nicht verlinkt)
Freitag, 18. Oktober 2013
Zitat Douglas Adams 9
Paradoxe sind bloß das Narbengewebe. Zeit und Raum heilen um sie herum zusammen, und die Leute erinnern sich einfach nur noch an die Version der Ereignisse, die so plausibel ist, wie sie es von ihr verlangen.- - - - -
Das soll nicht heißen, dass, wenn man mit einem Paradox zu tun bekommt, einem nicht einige Dinge sehr merkwürdig vorkommen können.
(Douglas Adams (1987) Der elektrische Mönch, S. 276)
Weitere Zitate von Douglas Adams:
Idiotensicher, Redefluss, technische Entwicklungen, Komik / Comedy im Fernsehen, Religiösität, Schreibblockade, Fristen und Termine, verrückt werden, Problemlösung, Logik,
siehe auch die Lesung von Douglas Adams zum Thema Conservation basierend auf seinen Reisen zu aussterbenden Tierarten, genauer zu den vom "Raubtier Mensch" bedrohten Tieren.
Montag, 14. Oktober 2013
Kein Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften
Auch das ZDF liefert mal wieder falsche Informationen. Heute gab die schwedische Reichsbank die Preisträger ihres Sveriges Riksbanks pris i ekonomisk vetenskap till Alfred Nobels minne bekannt.
Es ist kein Nobelpreis! Alfred Nobel schrieb in einem Brief: „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“ (Quelle Wikipedia nach einem FAZ-Artikel von 2004)
Das ZDF phantasierte im heutejournal von einem Nobelpreis-Komitee, dass heute die US-Preisträger bekannt gab. Als Beleg wurde ein Schreiben der Reichsbank eingeblendet.
Auch SPIEGEL, Süddeutsche und ARD-Tagesschau sprechen vom Wirtschaftsnobelpreis.
Was ich von den so genannten Wirtschafts-"Wissenschaften" halte, wissen meine Freunde und Bekannten.
Siehe auch den gesamten Artikel zu diesem Preis in der Wikipedia.
Es ist kein Nobelpreis! Alfred Nobel schrieb in einem Brief: „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“ (Quelle Wikipedia nach einem FAZ-Artikel von 2004)
Das ZDF phantasierte im heutejournal von einem Nobelpreis-Komitee, dass heute die US-Preisträger bekannt gab. Als Beleg wurde ein Schreiben der Reichsbank eingeblendet.
Auch SPIEGEL, Süddeutsche und ARD-Tagesschau sprechen vom Wirtschaftsnobelpreis.
Was ich von den so genannten Wirtschafts-"Wissenschaften" halte, wissen meine Freunde und Bekannten.
Siehe auch den gesamten Artikel zu diesem Preis in der Wikipedia.
Sonntag, 6. Oktober 2013
Buchvorstellung B. Gaus - Amerika
Bettina Gaus
Auf der Suche nach Amerika. Begegnungen mit einem fremden Land
Frankfurt am Main: Eichborn, 2008
Bettina Gaus ist taz-Korrespondentin. Als sie im Herbst 2007 für drei Monate durch den ländlichen Raum der USA reiste, waren ihre Beobachtungen, Begegnungen und Gespräche vor dem Wahljahr 2008 in langen Reportagen als Serie in der Zeitung zu lesen. Dieses Buch dokumentiert die gesamte Reise.
Vorbild ist eine Reise des US-Schriftstellers John Steinbeck im Herbst 1960 (Travels with Charley: In Search of America). Er begann seine Rundreise während des Höhepunkts des Wahlkampfes zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon. Bettina Gaus folgt seinem Spuren und besucht viele der Orte, die im Reisebericht von Steinbeck erwähnt werden. Der Unterschied ist doppelt, zum einen reist sie vor den Vorwahlen, als auf Seiten der Republikaner und Demokraten noch keine Entscheidung für den Präsidentschaftskandidaten gefallen ist und zum anderen führt eine Frau andere Gespräche mit den Zufallsbekanntschaften.
Denn dies ist ein wesentliches Element der Reportagen und des Buches. Sie sucht die "Normalen" und versucht mit ihnen Gespräche über deren soziale, wirtschaftliche und politische Situation zu führen. Sie reist ohne Adressbuch und folgt damit keinen Empfehlungen von befreundeten US-Bürgern oder anderen Journalisten, sondern setzt auf den Zufall der Begegnungen mit Personal und anderen Gästen in Besuchszentren, Cafés und Motels, der dann zu längeren Gesprächen führt.
Es ist eine mutige und bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen, die das Bild der Menschen in den USA prägen. Sind diese wirklich so Waffen vernarrt, außenpolitisch unbedarft, religiös und freundlich oberflächlich.
Es ist Herz erfrischend, den optimistischer Tonfall zu lesen. Sie schreibt von einer Hochstimmung, die sie bewegt, als sie New York hinter sich lässt. Sie reflektiert bereits an den ersten Tagen über die Verklärung der Fremde, die speziell zu Mythen über den US-Amerikaner und sein Land führten. Doch es gibt natürlich auch Verhaltensformen, die in Europa und speziell in Deutschland nicht oft zu finden sind, wie Hilfsbereitschaft ohne Hintergedanken und Diskretion. Es wird einem geholfen und Ende des Kontakts.
Die Gespräche handeln auch immer wieder von Deutschland, denn wenn die Angesprochenen von ihrer Herkunft erfahren, werden Stereotypen und Vorurteile über unser Land nachgefragt, die ähnlich fremd sind, wie deutsche Beschreibungen der USA und seine Bewohner.
Bemerkenswert für jeden Reisenden mit offenen Augen sind die erheblichen sozialen Unterschiede. Ich spreche nicht von den Villen, die ob nun in Deutschland oder den USA oftmals nicht zu sehen sind, sondern die andere Seite, die bei uns in Sozialwohnungen lebt und in den USA in verrottenden Trailern, Slums oder Indianerreservaten. Die unrealistischen Träume oder manchmal sogar Hoffnungslosigkeit sind bemerkenswert. Migration ist wesentlich für die USA, aber es ist nicht nur eine Zuwanderung. Es gibt Regionen, die in der aktuellen Phase der Deindustrialisierung erst die Arbeitsplätze und dann die Hoffnungsvollen und gut ausgebildeten verlieren. Bettina Gaus passiert kleine und große Städte, die in den letzten 50 Jahren ein Drittel bis die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren haben.
Als Historiker fasziniert, wie Geschichte vor Ort erinnert und dargestellt wird. Es ist eine Geschichte der Sieger. Scheinbar wird jedem Weißen, der im Kampf gegen Indianer starb, gedacht, aber zur Geschichte der Indianer und der schwarzen Sklaven finden sich nur wenige Erinnerungsstätten. "Geschichte" kommt als kostenpflichtige Show mit Eintrittsgeld und zusätzlichen Kosten für jede "Attraktion". Disneysierung! Nicht nur negativen Episoden in den USA sondern auch im Ausland (Vietnam) werden verdrängt.
Die beschriebene Segregation nach Lebensentwürfen und vor allem nach sozialen Gruppen hat interessante Folgen. Die Seniorensiedlungen mit ihren spezifischen Angeboten für ihre Bürger haben nur wenige junge Familien. Die werden aber wiederum für eine gesellschaftliche Aufgabe wie die Freiwillige Feuerwehr benötigt. Oder Schulen werden mangels Kinder geschlossen und für die verbleibenden Familien bedeutet dies, lange Fahrwege für ihre Kinder in Kauf zu nehmen oder den Ort verlassen und damit die Segregation verstärken.
Alle Beschreibungen sind dabei stets selbstkritisch begleitet, denn John Steinbeck schrieb bereits in seinem Bericht: "Was ich hier niederschreibe, ist so lange wahr, bis ein anderer dieselbe Strecke fährt und die Welt nach seinen Vorstellungen neu arrangiert." (zitiert nach B. Gaus, "Auf der Suche nach Amerika" S.50)
Die Verteidigung des Waffenbesitzes in den USA ist für viele Menschen in Europa nur schwer nachzuvollziehen. Argumente wie, dass jährlich mehr als 3.000 Jugendliche und Kinder in den USA durch Schusswaffen getötet werden, werden Beiseite gewischt, da es nun mal Verrückte gibt und deren Fehlverhalten nicht Maßstab für die vernünftigen Waffenbesitzer sein sollte. Die Argumentationen zeugen davon, dass die "Waffennarren" (meine Wortwahl) zumindest den Waffenbesitz reflektieren.
Die fehlende Kritikfähigkeit vieler US-Amerikaner findet sich mehrmals auf der Reise. Sinclair Lewis, der wie auch John Steinbeck nur früher den Literatur-Nobelpreis verliehen bekam, hat den Ort seiner Jugend nicht positiv beschrieben. Das hat die Stadt selbst 80 Jahre später nicht verziehen.
Bettina Gaus hat einen angenehmen Humor. Ihre behutsam eingestreute Ironie, die manchmal auch in Polemik abgleitet, ist verständlich und ist stets mit sich wiederholenden Merkwürdigkeiten (zum Beispiel: "Hall of Fame", Missionskirchen) begründet. Kopfschüttelnd notiert sie Aussagen zu Genmais oder der Todesstrafe oder abfällige Bemerkungen von weißen Gesprächspartnern über Schwarze oder Indianer. Doch auch Indianer und Schwarze reden abfällig über die jeweils anderen.
Es wird ein Bild gezeichnet, in dem die Menschen nebeneinander aber nicht miteinander leben. Doch in diesen Punkt unterscheidet sich die USA nur wenig von Deutschland. Schon vor 25 Jahren sagte ein Freund, als die Gewerkschaften die Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit unter dem "mach meinen Kumpel nicht an" startete, sei realistisch und sage mir, wie viele ausländische Freunde du hast.
Patriotismus und generell der Glaube, dass die USA das beste Land der Welt ist, wird immer wieder thematisiert. Fragen nach den US-Flaggen vor Privathäusern oder den ständigen Absingen der Nationalhymne bei allen Gelegenheiten, werden nicht verstanden. Aber im positiven Gegensatz zu Europa wird die USA von vielen Gesprächsteilnehmern als eine Einheit verstanden. Wenn in einem Nachbarstaat oder am anderen Ende der USA etwas passiert, interessiert das viele Menschen. Hier in Europa ist der Mehrzahl der Menschen doch egal, was in Rumänien oder in Bulgarien passiert, auch wenn sie sich selbst als Europäer verstehen.
Drei Monate sind eine lange Zeit und wie auch ihr Vorbild John Steinbeck macht sich zum Ende eine Sättigung und Ermüdung bemerkbar. Die Muße ein Bundesstaat zu bereisen und hier und dort Gesprächspartner zu finden ist vorbei. So wie Bettina Gaus froh war, New York zu verlassen, ist sie nun froh wieder von dort das Land zu verlassen.
Ich könnte noch viel mehr nacherzählen und anmerken, aber es sollte dem Leser dieser Zeilen bereits klar sein, wie anregend dieses Buch ist.
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Aktuell (Herbst 2013) wird das Buch für 4,95 Euro von 2001 verkauft.
Auf der Suche nach Amerika. Begegnungen mit einem fremden Land
Frankfurt am Main: Eichborn, 2008
Bettina Gaus ist taz-Korrespondentin. Als sie im Herbst 2007 für drei Monate durch den ländlichen Raum der USA reiste, waren ihre Beobachtungen, Begegnungen und Gespräche vor dem Wahljahr 2008 in langen Reportagen als Serie in der Zeitung zu lesen. Dieses Buch dokumentiert die gesamte Reise.
Vorbild ist eine Reise des US-Schriftstellers John Steinbeck im Herbst 1960 (Travels with Charley: In Search of America). Er begann seine Rundreise während des Höhepunkts des Wahlkampfes zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon. Bettina Gaus folgt seinem Spuren und besucht viele der Orte, die im Reisebericht von Steinbeck erwähnt werden. Der Unterschied ist doppelt, zum einen reist sie vor den Vorwahlen, als auf Seiten der Republikaner und Demokraten noch keine Entscheidung für den Präsidentschaftskandidaten gefallen ist und zum anderen führt eine Frau andere Gespräche mit den Zufallsbekanntschaften.
Denn dies ist ein wesentliches Element der Reportagen und des Buches. Sie sucht die "Normalen" und versucht mit ihnen Gespräche über deren soziale, wirtschaftliche und politische Situation zu führen. Sie reist ohne Adressbuch und folgt damit keinen Empfehlungen von befreundeten US-Bürgern oder anderen Journalisten, sondern setzt auf den Zufall der Begegnungen mit Personal und anderen Gästen in Besuchszentren, Cafés und Motels, der dann zu längeren Gesprächen führt.
Es ist eine mutige und bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen, die das Bild der Menschen in den USA prägen. Sind diese wirklich so Waffen vernarrt, außenpolitisch unbedarft, religiös und freundlich oberflächlich.
Es ist Herz erfrischend, den optimistischer Tonfall zu lesen. Sie schreibt von einer Hochstimmung, die sie bewegt, als sie New York hinter sich lässt. Sie reflektiert bereits an den ersten Tagen über die Verklärung der Fremde, die speziell zu Mythen über den US-Amerikaner und sein Land führten. Doch es gibt natürlich auch Verhaltensformen, die in Europa und speziell in Deutschland nicht oft zu finden sind, wie Hilfsbereitschaft ohne Hintergedanken und Diskretion. Es wird einem geholfen und Ende des Kontakts.
Die Gespräche handeln auch immer wieder von Deutschland, denn wenn die Angesprochenen von ihrer Herkunft erfahren, werden Stereotypen und Vorurteile über unser Land nachgefragt, die ähnlich fremd sind, wie deutsche Beschreibungen der USA und seine Bewohner.
Bemerkenswert für jeden Reisenden mit offenen Augen sind die erheblichen sozialen Unterschiede. Ich spreche nicht von den Villen, die ob nun in Deutschland oder den USA oftmals nicht zu sehen sind, sondern die andere Seite, die bei uns in Sozialwohnungen lebt und in den USA in verrottenden Trailern, Slums oder Indianerreservaten. Die unrealistischen Träume oder manchmal sogar Hoffnungslosigkeit sind bemerkenswert. Migration ist wesentlich für die USA, aber es ist nicht nur eine Zuwanderung. Es gibt Regionen, die in der aktuellen Phase der Deindustrialisierung erst die Arbeitsplätze und dann die Hoffnungsvollen und gut ausgebildeten verlieren. Bettina Gaus passiert kleine und große Städte, die in den letzten 50 Jahren ein Drittel bis die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren haben.
Als Historiker fasziniert, wie Geschichte vor Ort erinnert und dargestellt wird. Es ist eine Geschichte der Sieger. Scheinbar wird jedem Weißen, der im Kampf gegen Indianer starb, gedacht, aber zur Geschichte der Indianer und der schwarzen Sklaven finden sich nur wenige Erinnerungsstätten. "Geschichte" kommt als kostenpflichtige Show mit Eintrittsgeld und zusätzlichen Kosten für jede "Attraktion". Disneysierung! Nicht nur negativen Episoden in den USA sondern auch im Ausland (Vietnam) werden verdrängt.
Die beschriebene Segregation nach Lebensentwürfen und vor allem nach sozialen Gruppen hat interessante Folgen. Die Seniorensiedlungen mit ihren spezifischen Angeboten für ihre Bürger haben nur wenige junge Familien. Die werden aber wiederum für eine gesellschaftliche Aufgabe wie die Freiwillige Feuerwehr benötigt. Oder Schulen werden mangels Kinder geschlossen und für die verbleibenden Familien bedeutet dies, lange Fahrwege für ihre Kinder in Kauf zu nehmen oder den Ort verlassen und damit die Segregation verstärken.
Alle Beschreibungen sind dabei stets selbstkritisch begleitet, denn John Steinbeck schrieb bereits in seinem Bericht: "Was ich hier niederschreibe, ist so lange wahr, bis ein anderer dieselbe Strecke fährt und die Welt nach seinen Vorstellungen neu arrangiert." (zitiert nach B. Gaus, "Auf der Suche nach Amerika" S.50)
Die Verteidigung des Waffenbesitzes in den USA ist für viele Menschen in Europa nur schwer nachzuvollziehen. Argumente wie, dass jährlich mehr als 3.000 Jugendliche und Kinder in den USA durch Schusswaffen getötet werden, werden Beiseite gewischt, da es nun mal Verrückte gibt und deren Fehlverhalten nicht Maßstab für die vernünftigen Waffenbesitzer sein sollte. Die Argumentationen zeugen davon, dass die "Waffennarren" (meine Wortwahl) zumindest den Waffenbesitz reflektieren.
Die fehlende Kritikfähigkeit vieler US-Amerikaner findet sich mehrmals auf der Reise. Sinclair Lewis, der wie auch John Steinbeck nur früher den Literatur-Nobelpreis verliehen bekam, hat den Ort seiner Jugend nicht positiv beschrieben. Das hat die Stadt selbst 80 Jahre später nicht verziehen.
Bettina Gaus hat einen angenehmen Humor. Ihre behutsam eingestreute Ironie, die manchmal auch in Polemik abgleitet, ist verständlich und ist stets mit sich wiederholenden Merkwürdigkeiten (zum Beispiel: "Hall of Fame", Missionskirchen) begründet. Kopfschüttelnd notiert sie Aussagen zu Genmais oder der Todesstrafe oder abfällige Bemerkungen von weißen Gesprächspartnern über Schwarze oder Indianer. Doch auch Indianer und Schwarze reden abfällig über die jeweils anderen.
Es wird ein Bild gezeichnet, in dem die Menschen nebeneinander aber nicht miteinander leben. Doch in diesen Punkt unterscheidet sich die USA nur wenig von Deutschland. Schon vor 25 Jahren sagte ein Freund, als die Gewerkschaften die Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit unter dem "mach meinen Kumpel nicht an" startete, sei realistisch und sage mir, wie viele ausländische Freunde du hast.
Patriotismus und generell der Glaube, dass die USA das beste Land der Welt ist, wird immer wieder thematisiert. Fragen nach den US-Flaggen vor Privathäusern oder den ständigen Absingen der Nationalhymne bei allen Gelegenheiten, werden nicht verstanden. Aber im positiven Gegensatz zu Europa wird die USA von vielen Gesprächsteilnehmern als eine Einheit verstanden. Wenn in einem Nachbarstaat oder am anderen Ende der USA etwas passiert, interessiert das viele Menschen. Hier in Europa ist der Mehrzahl der Menschen doch egal, was in Rumänien oder in Bulgarien passiert, auch wenn sie sich selbst als Europäer verstehen.
Drei Monate sind eine lange Zeit und wie auch ihr Vorbild John Steinbeck macht sich zum Ende eine Sättigung und Ermüdung bemerkbar. Die Muße ein Bundesstaat zu bereisen und hier und dort Gesprächspartner zu finden ist vorbei. So wie Bettina Gaus froh war, New York zu verlassen, ist sie nun froh wieder von dort das Land zu verlassen.
Ich könnte noch viel mehr nacherzählen und anmerken, aber es sollte dem Leser dieser Zeilen bereits klar sein, wie anregend dieses Buch ist.
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Aktuell (Herbst 2013) wird das Buch für 4,95 Euro von 2001 verkauft.
Freitag, 4. Oktober 2013
Hannover Wetter September 2013
Abgesehen von der sehr kurzen Rückkehr des Sommers in der ersten Septemberwoche war es ein durchschnittlicher September. Die Monatsmitteltemperatur lag mit 13,8 ° nur 0,1 ° über den langjährigen Mittelwert.
Die erste Abbildung zeigt die täglichen Messwerte des Deutschen Wetterdienstes an der Station Hannover-Langenhagen. Dargestellt sind die Maximum- und Minimumtemperatur (orange und hellblaue Linie). Diese Werte können von der linken Skala abgelesen werden. Sonnenstunden (gelbe Flächen) und Niederschlag (dunkelblaue Balken) können von der rechten Skala abgelesen werden.
Vom 5. bis zum 7. September kehrte der Sommer zurück und am 6. September wurde sogar ein Tropentag registriert. Dies ist ungewöhnlich, denn zwischen 1948 und 2004 gab es nur einen einzigen Tropentag im September. Seitdem gab es bereits 4 Tropentage. Die drei Sommertage waren nur gering über den langjährigen Mittelwert von 2, auch wenn sich hier klimatisch etwas tut, denn seit dem Jahr 1999 wurden im September durchschnittlich 4 Sommertage registriert.
Die höchste Temperatur wurde am 6. September mit 30,4° gemessen. Die tiefste Temperatur wurde am 27. September mit 0,6° gemessen.
Es gab keinen Frosttag und Frosttage sind im langjährigen Mittel auch unbekannt. Auffällig erscheint der Bodenfrost. Im langjährigen Mittel der CLINO-Periode 1961-1980 wurden durchschnittlich 0,37 Bodenfrosttage im September gezählt. 2013 gab es am 27. und 28. geringen Bodenfrost.
Aus den täglichen Messwerten berechnet der DWD die Tagesmitteltemperatur
Die Tagesmitteltemperatur ist als rote Linie dargestellt. Um die Extreme (besonders deutlich bei den Sommertage 5.-7.9. zu sehen) auszugleichen, wurden diese Werte über fünf Tage gemittelt (grüne Linie).
Der wärmste Tag war der 6. September mit 22,8° und der kühlste Tag der 27. September mit 8,3°.
Wenn die Tagestemperaturen mit dem langjährigen Monatsmittelwert von 13,7° verglichen werden, werden die beiden vorher genannte Extreme deutlich dargestellt.
Die warmen Tage des Monatsanfangs wurden weitgehend von den kühlen Tagen seit der Monatsmitte ausgeglichen. Dies erklärt warum die diesjährige Monatsmitteltemperatur trotz der sehr warmen Episode nur durchschnittlich war.
Der letzte Temperaturvergleich erfolgt zwischen der diesjährigen Tagesmitteltemperatur (dunkelblaue Balken) und den durchschnittlichen Tagesmitteltemperaturen für 1950-1979 und 1980-2009 (hellgrüne und rote Linie) sowie den Rekordwerten für jeden Tag (orange und hellblaue Linie).
Im September sinkt die Temperatur von 16 auf 12°. Nur der Tropentag stellte einen neuen Rekordwert dar.
Während der drei Sommertage lag die Temperatur um mehr als 5° über den Durchschnittswerten. Nach unten gab es keine so deutlichen Ausschläge. Es gab ingesamt vier Tage, an denen die Werte um mehr als 3° unter den Durchschnittswerten lagen.
An 28 Tagen schien die Sonne. Während der Sommertage und am Monatsende wurden täglich mehr als 10 Sonnenstunden registriert. Die Sonnenstunden des Monats summierten sich auf 113,6 Sonnenstunden. Dies entspricht 82% des langjährigen Mittelwerts und ist keine besondere Abweichung.
An 18 Tagen fiel Niederschlag. Dies summierte sich zu 55,1 mm Niederschlag. Dies entspricht 103% des langjährigen Mittelwerts und auch dies ist kein besonderer Wert.
Es gab kein nennenswertes Windereignis. Am 14. September wurde ein Windspitze von 14,3 m/s gemessen, das war dann steifer Wind oder Windböen der Stärke 7 der Beaufort-Skala.
Alle Messwerte stammen aus der kostenlosen Datenbank des DWD. Berechnungen, Vergleiche und Graphiken stammen vom Autor dieses Blogs.
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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Bericht:
2012
2011
2010
Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:
Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:
Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern und aktuell einen Bericht über den Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten Darstellungen:
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