Donnerstag, 27. November 2014

Interstellar 2014 Christopher Nolan

"Do not go gentle into that good night" (Dylan Thomas)
Interstellar (USA, UK 2014), 169 Minuten
Regie: Christopher Nolan

Science Fiction ist oftmals ein Vehikel um Themen außerhalb der technischen oder sozialen Weiterentwicklung der Wirklichkeit darzustellen. Amüsiert erinnere ich mich an Star Trek Voyager, denn mehrmals war der Kern eines Sprichworts das eigentliche Thema einer Folge.

Interstellar von Christopher Nolan beginnt als Dystopie auf der Erde und es wird nach einer Lösung für das Überleben der Menschen außerhalb der Erde gesucht. Es geht aber vor allem um die Familie, die Liebe eines Vaters für seine Kinder und die Frage, wie die Eltern ihre Kinder beeinflussen und wie diese ihre Eltern in Erinnerung behalten. Die Eltern werden zu Geistern in den Familien der Kinder. Die Werte, das Verhalten und die Worte aus der Kindheit werden immer wieder thematisiert und damit wirken sie über ihre Generation hinaus, auch wenn sie nicht anwesend sind.

Dieser SciFi handelt auf der Erde nur an wenigen Orten, aber dennoch wird von einer globalen Katastrophe erzählt. Die Dystopie in den USA (Ernteausfälle, Sandstürme) ist Quark und Christopher Nolan zeigt damit nur einen dramatischen Hintergrund für seine Familien, den Willen zum Überleben und seine Weltraumgeschichte.
In der Weltraumgeschichte werden verschiedene theoretische Konzepte und Theorien thematisiert. Ist Schwerkraft Teil einer 5. Dimension? Was ist Zeit? Gibt es Wurmlöcher und wie würden diese aussehen? Was für physikalische Phänomene sind im Umfeld eines Schwarzen Loches zu erwarten und was passiert in seinem Inneren?

Christopher Nolan hat hierfür großartige visuelle Ideen verwirklicht. Das sind diese Momente, wo man weiß, warum noch so gute private Unterhaltungselektronik kein Kino und seine Raum greifenden Bilder ersetzen kann. Beispielhaft ist die Darstellung des riesigen Raumschiffs als verschwindend kleines Objekt in der Nähe der Ringe des Saturns.
Das gleiche gilt für den Klang. Privat gebe es immer eine akustische Ablenkung, aber im Kino ist die Stille wie auch der Lärm beeindruckend. Dies zeigt sich besonders schön, wenn zwischen einer Außenansicht auf ein Raumfahrzeug und der Kabine hin und her geschnitten wird. Physikalische Belastungen führen zu ohrenbetäubenden Lärm in der Kabine und außen ist pure Stille. Doch leider wurde wie schon so oft im Cinemaxx der Ton deutlich zu laut gedreht. Selbst die normalen Sequenzen sind bereits lauter als notwendig.
Die Musik ist bemerkenswert. Ohne vorherige Informationen saß ich im Kino und ich dachte bei einem Teil der Minimalmusik, dass Philip Glass der Komponist sein müsste. Wie war ich erstaunt, als im Abspann Hans Zimmer genannt wurde.

Leider ist die letzte halbe Stunde nicht ausgegoren (Vater als Geist und Erwachen in der realen Welt der Cooperstation).

"Geh nicht gelassen in die gute Nacht."

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Der Film wird von mir mit 7 von 10 möglichen Punkten bewertet.

Freitag, 14. November 2014

Marc Elsberg 2014 ZERO - eine Buchempfehlung

Die Aktualität eines Buches fördert den Verkauf, kann aber auch dazu führen, dass bereits wenige Jahre nach dem Erscheinen, dass Buch unverständlich und uninteressant ist. Das ist bei diesem Buch zu erwarten.

Marc Elsberg schreibt über das Sammeln von digitalen Daten und mögliche Begehrlichkeiten und Konsequenzen. Visuelle und akustische Daten werden automatisch gesammelt, aber die einzugebenden Daten werden von den Menschen freiwillig zur Verfügung gestellt.

Facebook und andere sogenannte soziale Netzwerke, die alles außer sozial sind, leben davon, dass die Nutzer ein persönliches Profil anlegen, was sie durch Statusmeldungen und Ergänzungen erweitern. Doch es sind nicht nur diese öffentlichen Profile, sondern auch  weitere persönliche Informationen, die freiwillig abgegeben werden. Da sind zum Beispiel die Kundenkarten, die für einen marginalen Rabatt Menschen motivieren, Unternehmen zu zeigen, was sie wann und wo für Produkte und Dienstleistungen erwerben. Oder die verschiedenen Programme zur Selbstoptimierung, die immer mehr Menschen freiwillig verwenden. Zum Beispiel beim Sport (Laufleistung, Blutdruck, Puls), wo Daten nicht nur auf dem umgehängten Messgerät sondern auch gleich online gesammelt werden. Oder die Bewegungsprofile, die durch die Triangulation von Handys möglich sind oder noch schlimmer die Gesichtserkennungssoftware, die Bildern aus Überwachungskameras einzelnen Personen zuordnet.

Hier setzt der Roman ein. Er erzählt von einer Mutter und Journalistin, die kritisch registriert, dass ihre fast erwachsene Tochter einem Unternehmen über verschiedene Apps eine Vielzahl von Daten zur Verfügung stellt. Alle Daten werden freiwillig abgegeben, damit eine individualisierte Software durch die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten konkrete Tipps für Entscheidungen und Aktivitäten geben kann.
Diese neu entwickelten ActApps führen zu einem Unternehmen, dass in wenigen Jahren Hunderte von Millionen Nutzer gewinnt (siehe Facebook, WhatsApp und andere) und bei Regierungen und Geheimdienste Begehrlichkeiten schafft. Und dann gibt es die Gegenspieler, die vor dieser Macht über die Menschen, ihre Wünsche und Handlungen warnen (=ZERO).
Wer in den letzten Jahren die Entwicklung der digitalen Welt und den zunehmenden Datenmissbrauch verfolgt hat, wird Probleme haben, die Beschreibung der verschiedenen Ebenen des Datensammelns zu ertragen, aber nach etwa 50 Seiten ist alles in der sich entwickelnden Handlung erklärt.
ActApps manipulieren Menschen mit dem erklärten Ziel, ihr Leben zu verbessern. Doch damit wird natürlich auch Werbung (=Information) für einen bestimmten Lebensstil (=Konsumerismus) und Produkte betrieben.
Das erinnert an die Realität. Ich sage stets im Scherz, wenn sich die Modeindustrie einig ist, dass lila Zipfelmützen modisch sind, werden sich viele Menschen lila Zipfelmützen aufsetzen. Schöne Belege finden sich in den letzten Jahren, als junge Frauen anfingen, grob gestrickte "Kaffeewärmer" als Kopfbedeckung zu tragen.

Es wird im Roman immer wieder vor der Gefahr der Paranoia gewarnt, aber spätestens seit den Enthüllungen durch Edward Snowden sollte allgemein bekannt sein, dass Regierungen pauschal von allen Menschen und gezielt von vielen Millionen Menschen Daten sammeln und Profile anlegen.

Der Roman springt unvermittelt zwischen verschiedenen Ebenen und Akteuren. Da ist die britische Journalistin, die zunehmend und immer schneller das Ende der Privatsphäre erlebt. Da ist die Tochter und ihre Freunde, die zunächst selbstverständlich mit jeder ihnen gebotenen Software arbeiten, aber schließlich auch Zweifel bekommen. Die jungen Menschen leben in der realen Welt, sind aber praktisch die gesamte Zeit online und liefern rund um die Uhr Daten, damit die ausgewählten Apps immer genauere Handlungsvorschläge machen können. Dann sind da der Gründer des expandierten Unternehmens und seine Führungskräfte, sowie sein Sicherheitsteam, dass die gesammelten Daten gegen die Menschen einsetzt. Und da ist die Polizei mit ihrem scheinbaren Überblick (in London gibt es mehr als 100.000 öffentliche Kameras) und die Geheimdienste, die über Leichen gehen. Und die Gruppe ZERO, die immer wieder die Firma, die Medien und die Geheimdienste/Regierungen bloßstellen und jedes Statement mit Paraphrase nach Cato dem Älteren enden lässt "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Datenkraken zerschlagen werden müssen."

Mehr will ich über die Geschichte nicht erzählen. Marc Elsberg hat einen rasanten Erzählstil, der zum Ende so sehr an Tempo aufnimmt, dass ich als Leser eine Pause einlegen musste, weil mein Puls unangenehm anstieg. Das Ende ist dann wieder ruhig und bei diesem Thema kein Happy End. Es ist ein Kriminalroman mit sehr wenigen Elementen des Science Fiction.

Lest das Buch! Lest es jetzt! Acht Tage einer Entdeckung der digitalen Überwachungsmöglichkeiten und ihrer Konsequenzen.

Marc Elsberg "ZERO - Sie wissen, was du tust", Blanvalet Verlag München, 2014, 480 Seiten.
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Ein Gespräch mit Marc Elsberg und Thomas Hillenbrand (Autor von Drohnenland, 2014) findet sich in der taz vom 2. August 2014

Dienstag, 11. November 2014

Katalonien und die Unabhängigkeit

Haben sie oder haben sie nicht?

In Katalonien fand eine Volksbefragung zu einer möglichen Unabhängigkeit statt. In dem Jubel über eine 80-prozentige Zustimmung mischen sich Zweifel.
Diese sind nicht in der Idee einer Unabhängigkeit begründet, denn die Autonome Region Katalonien ist wirtschaftlich so stark, dass sie auch als eigener Staat existieren könnte.

Katalonien hat eine wahlberechtigte Bevölkerung von 5,4 bis 6,2 Millionen. Dieser große Unterschied in der Definition, wer wahlberechtigt ist und wer nicht, resultiert aus der Frage, ab welchem Alter man ins Wahllokal darf und welche "Katalanen" abstimmen dürfen. Dies war nur eine Abstimmung in Katalonien, aber mehrere hunderttausend Katalanen leben außerhalb von Katalonien.

Bei der letzten Wahl zum Regionalparlament von Katalonien am 25. November 2012, gab es 3,7 Millionen Wählende (Wahlbeteiligung von 68%) und 3,6 Millionen gültige Stimmen.
Nun haben 1.861.753 für die Unabhängigkeit gestimmt, dass wäre 2012 eine Zustimmungsrate von 52% gewesen. Wenn die höhere Zahl von Wahlberechtigten angenommen würde, wären dies aber nur 44%.
Die Gegner einer Unabhängigkeit haben mit den Füßen abgestimmt und sind nicht zu dieser Abstimmung gegangen. Wenn es tatsächlich eine Volksabstimmung geben würde, dann würden diese Gegner
  • um Stimmen werben und 
  • auch zur Wahl gehen.
Schottland hat gezeigt, dass mit einer Angstkampagne (Katalonien würde durch seine Unabhängigkeit die EU und den Euro-Raum verlassen und ein neuen Antrag auf Aufnahme kann von Rest-Spanien über Jahre verzögert werden), Zweifel gesät werden können und diese zusammen mit den überzeugten Gegnern könnten dazu führen, dass eine Mehrheit für einen Verbleib in Spanien votiert.

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Siehe auch Wikipedia.

Dienstag, 4. November 2014

Hannover Wetter Oktober 2014


Und wieder ein warmer Oktober. Die Monatstemperatur im Oktober unterliegt seit 2000 erheblichen Schwankungen. Im Jahre 2003 betrug diese nur 6,2° und sowohl 2001 als auch 2006 erreichte sie 13,5°, was gleichzeitig die derzeitige Rekordtemperatur ist. Im Oktober 2014 betrug die Monatstemperatur 13,1° und lag damit 3,4° über den langjährigen Monatsmittelwert. Es war ein nasser Monat mit einer durchschnittlichen Anzahl von Sonnenstunden.
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-Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats-

Die erste Abbildung zeigt die täglichen Originalmesswerte der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (=DWD) in Hannover-Langenhagen, die kostenfrei im Internet zur Verfügung gestellt werden. Auf der linken Skala sind die Temperaturen und auf der rechten Skala sind die Sonnenstunden sowie der Niederschlag in mm entsprechend Liter/Quadratmeter abzulesen.
Einem goldenen Oktober folgten heftige Regentage, die aber nicht zu einem Temperaturabfall führten. Erst mit der zweiten Regenperiode seit dem 19. Oktober sanken die Temperaturen, aber immer wieder strömte angewärmte Luft aus dem Südwesten Europas bis nach Norddeutschland.
Die monatliche Höchsttemperatur wurde am 19. Oktober mit 22,8° erreicht. Sommertage mit mehr als 25,0° sind im Oktober unwahrscheinlich. Im Durchschnitt gibt es nur alle fünf Jahre einmal einen Sommertag im Oktober, zuletzt im Jahre 2011. Die tiefste Temperatur wurde am 29. Oktober mit dem einzigen Frosttag (-0,1°) gemessen. Am Boden wurde sogar -2,7° gemessen. Im langjährigen Mittel gibt es im Oktober bereits 2-3 Frosttage und 1 bis 8 Tage mit Bodenfrost.

Aus den stündlichen Messungen berechnet der DWD die Tagesmitteltemperatur.
Tagesmitteltemperatur
Die Tageswerte zeigten den zunächst langsamen und sich dann beschleunigenden Abschwung der Temperatur. Der wärmste Tag war der 19. Oktober mit 17,3° und der kälteste Tag der 29. Oktober mit 6,8°.

Die Tagesmitteltemperatur wird zunächst mit der langjährigen Monatsmitteltemperatur verglichen.
Tagesmitteltemperatur, Klimanormalwert, CLINO
Es gab überhaupt nur drei Tage an denen die Tagestemperatur niedriger als die langjährige Monatsmitteltemperatur von 9,7° war. Bemerkenswert ist, dass bis zum 21. Oktober die Temperatur jeden Tag mehr als 2° wärmer und an sieben Tagen es sogar mindestens 5° zu warm war .

Im zweiten Schritt werden die Tagestemperatur mit dem langjährigen Mittel für jeden Tag und den Rekordwerten verglichen.
Tagesmitteltemperatur, Rekordtemperaturen
Im Oktober sinkt die Tagesmitteltemperatur eigentlich von 11 bis 12° auf 7 bis 8° ab (langjährige Mittelwerte 1950-2009, rote und grüne Linie). Im Oktober 2014 gab es nur einen einzigen Tag an den die Temperatur sichtbar unter dieser Doppellinie lag. Die Abweichungen nach oben (=wärmer) waren viel signifikanter und der 19. Oktober brachte sogar einen neuen Wärmerekord.

Die Zahl der Sonnenstunden war durchschnittlich. Im Oktober reduziert sich die Tageslänge von 11,5 Stunden auf wenigen als 10 Stunden. Ein sonniger Tag ist nach meiner Definition erreicht, wenn mindestens die Hälfte des Tages die Sonne scheint. Danach gab es neun sonnige Tage. Insgesamt wurden 104,2 Sonnenstunden registriert. Das entspricht 100,2% des langjährigen Mittelwerts.

Einleitend wurde darauf verwiesen, dass es ein nasser Monat war. Gleich viermal fielen mehr als 10 Liter je Quadratmeter (=mm Niederschlag). Im gesamten Monat waren es 73,6mm oder 175% des langjährigen Mittelwerts. Dies ist noch nicht einmal ein besonderer Wert und dieser Oktober reiht sich ein in einem Trend zu feuchteren Oktoberwerten..
Es wurde hier bereits mehrmals über den Klimawandel, wie er sich auf der regionalen Ebene zeigt, geschrieben (Klimawandel am Beispiel des April, Temperaturanstieg). Der langjährige Mittelwert (=Klimanormalwert / CLINO) umfasst 30 Jahre einer international vergleichbaren Referenzperiode (1961-1990). Der Niederschlag im Oktober in Hannover ist seit mehreren Jahren im gleitenden 30-Jahresdurchschnitt (aktuell entsprechend die Werte von 1985-2014) mehr als 20% über den CLINO.

Der erste Herbststurm wehte an der Nordseeküste. Es waren dies die Ausläufer des Sturmtiefs bzw. Ex-Hurrikan GONZALO. Hier in Hannover kamen davon am 22. Oktober Windböen bis 17,3 m/s an. Das war stürmischer Wind oder Windstärke 8 der Beaufort-Skala.

Alle Messwerte stammen wie jeden Monat vom Deutschen Wetterdienstes.
Berechnungen, Abbildungen und Vergleiche stammen vom Blogautor.

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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Monatsbericht:
2015
2014
2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Neben diesen monatlichen Berichten habe ich bisher dreimal zum Klimawandel am Beispiel von Hannover gebloggt: 2007 schaute ich auf Monatswerte der 2000-er Jahre, 2013 untersuchte ich speziell den Monat April, der langfristig immer sonniger, trockener und wärmer wird, und nochmals 2013 in langen Zeitreihen den Temperaturanstieg seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. Es gibt einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern, ein Vergleich zwischen den Winter 1985/86 und 2011/12 und aktueller zum langen Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten, noch sehr einfach gehaltenen Wetter-Darstellungen: