Regelmäßig schüttele ich meinen Kopf, wenn im SPIEGEL die Prognosen für die US-Wahl für die gesamte USA in Prozent angegeben werden. Das Prinzip der Delegierten für das Electoral College scheint nach meiner der Redaktion wohl zu schwierig zu sein. Denn was bringt es der Kandidatin, wenn 60% der Wahlberechtigen in Kalifornien für sie stimmen, aber sie die 55 Delegierten auch mit 48% der Stimmen bekommen würde. Diese Darstellung der USA-Wahl, die sich am deutschen Wahlsystem orientiert, ist sinnlos.
Für die USA muss wirklich auf alle 51 staatlichen Einheiten geschaut werden und für jeden Bundesstaat (plus Washington D.C.) die Prognose eingesehen werden, wer die Wahl gewinnt und seine Delegierten zum Electoral College sendet.
In der englischen Wikipedia werden die Umfrageergebnisse für alle staatlichen Einheiten täglich erneuert und unterschieden zwischen sicheren Staaten für Clinton bzw. Trump und den Einheiten in denen die Unsicherheit höher ist, als der Abstand zwischen den beiden wichtigsten Kandidaten.
Die New York Times hat eine ähnliche Zusammenstellung und geht von Wahrscheinlichkeiten aus. In fast allen Staaten gibt es bereits eine mehr als 80%-Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung gefallen ist, wer die Delegierten bekommt. Dadurch reduziert sich die Zahl der unentschiedenen Bundesstaaten erheblich und die New York Times erwartet, dass Hillary Clinton knapp die Mehrheit gewinnt.
Die Zahlen der ersten Abbildung habe ich auch noch mal als Linien-Diagramm mit den absoluten Zahlen der Delegierten dargestellt:
Ein weiteres populistisches Statement von Donald Trump oder weitere E-Mails von Hillary Clinton können die eigentliche Wahl noch einmal spannend machen.
Wenige Stunden vor der Öffnung der Wahllokale sind die aktuellen Zahlen:
Hillary Clinton: 213 Stimmen (plus 7 weitere)
Donald Trump: 162 Stimmen (plus 6 weitere)
Unentschieden: 150 Stimmen
Die Zahlen in den Klammern beziehen sich auf staatliche Einheiten in denen keine Umfragen erfolgen, da dort eindeutige Ergebnisse für die Demokraten (Hawaii und District of Columbia) bzw. Republikaner (Mississippi) erwartet werden.
Die nicht eindeutigen Staaten sind nach der Wikipedia-Darstellung: Alaska, Arizona, Colorado, Florida, Georgia, Iowa, Maine, Michigan, Mississippi, Missouri, Nevada, New Mexico, North Carolina, Oregon und Virginia .
Die New York Times sieht nur noch Unsicherheiten in: Arizona, Colorado, Florida, Georgia, Iowa, Mississippi, Nevada, New Hampshire, North Carolina, Ohio und Utah und erwartet 268 Delegierte für Clinton und 151 für Trump. Von den 119 unsicheren Delegiertenstimmen gehen weitere 45 mit hoher Wahrscheinlichkeit an Trump und weitere 4 an Clinton.
Das Projekt FiveThirtyEight sieht für Clinton 302 Delegierte im Electoral College.
Zur Wahl als US-PräsidentIn werden 270 Stimmen benötigt.
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Die USA hat "Saturday Night Live" und "The Daily Show", um Politik satirisch zu begleiten, bei uns gelingt dies Jan Böhmermann vom "Neo Magazin Royale". Er besuchte die USA kurz vor der Wahl und darüber ein Lied gemacht: