Montag, 28. April 2014

Militärbeobachter in der Ukraine

(Foto: OSCE.org)
Mehrere Bundeswehrsoldaten werden von Separatisten in Slawjansk im Osten der Ukraine gefangen gehalten. Da taucht die Frage auf, was machen NATO-Soldaten dort. Die Ukraine ist nicht Mitglied der NATO und wird es nicht werden.

Als diese Frage im Facebook gestellt wurde, wurde sofort darauf hingewiesen, dass es neben den diplomatischen Missionen auch Waffenkontrollen und Militärreform und -kooperation als erklärte Programme der OSZE gibt.
In der deutschen Presse werden die gefangenen Soldaten als OSZE-Militärbeobachter (Der Spiegel, taz) oder europäischen Militärinspekteure (FAZ) bezeichnet.

Die FAZ ist korrekt, aber Spiegel und taz irren und folgt den Verlautbarungen der Nebelwerfer vom Auswärtigen Amt. Es gibt keine OSZE-Militärmission in der Ukraine. Die Militärs sind im Rahmen von bilateralen Verträgen zwischen der Ukraine und den Herkunftsländern der Soldaten vor Ort.
Die OSZE führt in der Ukraine eine Beobachtungsmission durch. Die folgenden Informationen sind alle von der OSZE-Webseite:
OSCE Special Monitoring Mission to Ukraine

Who we are

The Mission consists of over 100 civilian unarmed monitors from OSCE participating States; they are supported in their work by local staff from Ukraine. The team works on a shift basis to ensure cover on the ground 24 hours a day, seven days a week. The Mission’s Head Office is in Kyiv; monitors have been deployed to Kherson, Odessa, Lviv, Ivano-Frankivsk, Kharkiv, Donetsk, Dnepropetrovsk, Chernivtsi, and Luhansk.
(Quelle)

Mandate
The monitors are mandated to contribute to reducing tensions and to help foster peace, stability and security. The Mission engages with authorities at all levels, as well as civil society, ethnic and religious groups and local communities to facilitate dialogue on the ground. The Mission will gather information and report on the security situation, establish and report facts in response to specific incidents, including those concerning alleged violations of fundamental OSCE principles.
(Quelle)

What we do
Conflict prevention and resolution
Developments in Ukraine since November 2013 have resulted in tension and unrest in parts of the country. The Mission is being deployed following a request to the OSCE by Ukraine’s government and a consensus agreement by all 57 OSCE participating States. The monitors are to contribute to reducing tensions and fostering peace, stability and security. They also help to monitor and support the implementation of all OSCE principles and commitments.
(Quelle)
In vier Tweets der OSCE, die auch auf der eigenen Webseite wiederholt werden, wird der Status der Soldaten betont:
1/4 Comms with military observers in Donetsk region lost.Team not OSCE monitors but sent by States under Vienna Doc on military transparency
2/4 All members of the OSCE Special Monitoring Mission and OSCE/ODIHR election observers are safe and accounted for
3/4 Military verification team - led by Germans – and composed of 8 members – 4 Germans, 1 Czech, 1 Danish, 1 Polish, 1 Swedish
4/4 Military verification team sent following invitation from Ukraine under terms of Vienna Document 2011
19:35 - 25. Apr. 2014
(Quelle)

Die Soldaten stammen aus OSCE-Ländern, aber deshalb ist es noch keine OSCE-Mission. (Wenn ich als Bürger eines Staates, der Mitglied der UN ist etwas mache, ist dies schließlich auch UN-Mission.)

Als Teilnehmer einer OSZE-Mission in Zenica, Bosnien (Kommunalwahl 1997) habe ich damals in langen Gesprächen erlebt, dass keiner von uns für zwei Herren im Einsatz war. Wir wurden von der OSZE bezahlt und nur die erhielten unsere Berichte zur Situation in den Dörfern.

Die OSZE verspielt in der Ukraine ihren guten Ruf, wenn sie akzeptiert, dass ihre Mitgliedsstaaten statt "civilian unarmed monitors" (Siehe oben: WHO WE ARE) NATO-Soldaten zum Einsatz bringen und diesen unwidersprochen als OSZE-Mission akzeptiert.
Militärs können in dieser bürgerkriegsähnlichen Situation keine politische Beruhigung bringen.
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Damit es kein Missverständnis gibt. Ich verachte den Kriegstreiber Putin und seine Marionetten im Osten und Süden der Ukraine.

Sonntag, 27. April 2014

EU-Gegner im europäischen Parlament

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Neuwahl des europäischen Parlaments. In den Medien wird immer wieder betont, dass EU-Gegner bei dieser Wahl in mehreren Ländern einen großen Stimmanteil erreichen werden (siehe zum Beispiel LE MONDE diplomatique)

Wer sind diese EU-Gegner?
Front National (FR), Alternative für Deutschland, NPD (beide DE), Unabhängigkeitspartei (UK), Partei für Freiheit (NL), Morgenröte (GR), Freiheitlichen (AT) und Jobbik (HU) sind wohl die bekanntesten Vertreter, die nicht nur gegen die EU polemisieren, sondern die EU in der jetzigen Form ablehnen und bekämpfen.
Das Europäische Parlament veröffentlicht Prognosen für die Wahl und ordnet die genannten EU-Gegner drei verschiedenen Fraktionen und den Fraktionslosen zu. Dies basiert zum einen auf der jetzigen Zuordnung zu einer Fraktion oder im Fall einer Partei, die noch nicht im Parlament vertreten ist, der von der Partei erklärten Zuordnung zu einer Gruppe. Election.de oder PollWatch2014 geben Details und Wikipedia hilft bei der Identifizierung der Parteinamen und Dutzenden von Abkürzungen.

Es gemahnt an den von George Orwell im Roman 1984 eingeführten Begriff des Neusprech, wenn man die Namen dieser Fraktionen hört.

"Europa der Freiheit und Demokratie" (EFD). Zu dieser Fraktion gehören die Unabhängigkeitspartei (UK), 5-Sterne-Bewegung (IT) und neben der Volkspartei (DK) weitere kleine Parteien.

In der "Europäischen Allianz für Freiheit" (EAF) finden sich die Front Nation (FR), Lega Nord (IT), Partei für Freiheit (NL), Flämische Interessen (BE), Freiheitliche Partei (AT) und die Schweden Demokraten und eine estnische Partei.

Die nächste Gruppe nennt sich "Fraktion Europäische Konservative und Reformisten" (ECR). Aus Deutschland würden die Alternative für D, die ÖDP und die Freien Wähler sich dieser Gruppe anschließen. Hinzu kommen die Torys (UK), die Kaczyński-Partei (PL), die Demokratische Bürgerpartei (CZ) und weitere kleine Gruppen.

Bei den Fraktionslosen finden sich als EU-Gegner die NPD (DE), die von Ian Painsley gegründeten DUP (UK), Morgenröte (GR), Ataka (BG) und weitere auch in ihren jeweiligen Ländern relativ unbedeutende Parteien.

Den offenen EU-Gegner von EFD und EAF werden mehr als 10% der Sitze des Europaparlaments zugetraut.

In der folgenden Karte stelle ich den Anteil der erwarteten Sitze der EU-Gegner an der Gesamtzahl der Sitze eines Landes dar. Hierfür haben ich die Zahlen für die Fraktionen EFD und EAF zusammengefasst und um bekannte EU-Gegner aus den Fraktionen Konservative + Reformisten (wie zum Beispiel AfD) und Fraktionslose (zum Beispiel NPD, Morgenröte, Jobbik, Ataka) hinzugezählt.
EU-Gegner, AfD, NPD, Jobbik, UKIP, PVV, Europäisches Parlament, EP, EP14 Die Karte basiert auf den oben genannten Quellen (Stand Ende April). Den EU-Gegner werden summarisch 107 der 751 Sitze im Parlament prognostiziert.
Die Karte gibt Grund zur Freude und zur Enttäuschung. Es gibt mehrere Länder, wo es keine Partei gibt, die einen Wahlkampf gegen die EU macht, aber eben auch die Sorgenkinder Italien (34% der prognostizierten Sitze für EU-Gegner), Großbritannien (30%) Frankreich (28%) und die Niederlande (27%) um nur die Länder mit mehr als 25 Sitzen im EP zu nennen.
X X X X X X X X X X   UPDATE 20.05.14  X X X X X X X X X X X
EU-Gegner, Rechtsextreme, Nationalparteien, Europaparlament, Europawahl
PollWatch2014 hat eine letzte Zusammenstellung aktueller Prognosen vor der Wahl veröffentlicht. Danach würden sowohl in Kroatien, als auch in Slowenien die EU-Gegner nicht ins Parlament gewählt werden. In Ungarn scheint Jobbik auch schwächer zu werden, dafür ist in Dänemark der Einfluss der gewachsen. Nun wird auch den EU-Gegnern aus Tschechien eine Vertretung im Europa-Parlament zugetraut.
Nachdem nunmehr gleich in mehreren Länder den EU-Gegnern mehr als 30% vorhergesagt werden, habe ich in der Karte eine neue Kategorie eingeführt.
Im Folgenden die Prognosen für alle Länder mit 20 oder mehr Sitzen im zukünftigen Europa-Parlament:
  • Belgien: 1 Sitz für Vlaams Belang, entsprechend 4,8% der belgischen Sitze
  • Deutschland: 6 Sitze für AfD und 1 Sitz für NPD, entsprechend 7,3%
  • Frankreich: 23 Sitze für Front National und 1 Sitz für Debout la République, entsprechend 32,4%
  • Griechenland: 2 Sitze für Chrysi Aygi und 1 Sitz für Anexartitoi Ellines, entsprechend 14,3%
  • Italien: 19 Sitze für Movimento a 5 Stelle und 4 Sitze für Lega Nord, entsprechend 31,5%
  • Niederlande: 4 Sitze für Partij voor de Vrijheid und 3 Sitze für ChristenUnie/SGP, entsprechend 26,9%
  • Polen: 5 Sitze für Nowa Prawica, entsprechend 9,8%
  • Portugal: 0 Sitze für EU-Gegner
  • Rumänien: 0 Sitze für EU-Gegner
  • Schweden: 1 Sitz für Sverigedemokraterna, entsprechend 5%
  • Spanien: 0 Sitze für EU-Gegner
  • Tschechien: 2 Sitze für Úsvit přímé demokracie Tomia Okamury, entsprechend 9,5%
  • Ungarn: 4 Sitze für JOBBIK, entsprechend 19,0%
  • Vereinigtes Königreich: 24 Sitze für UK Independent Party und 1 Sitz für Democratic Unionist Party, entsprechend 34,2% der britischen Euroaparlamentssitze.
Nach dieser Prognose werden EU-Gegner mit 117 Sitze im Europaparlament vertreten sein. Das sind 15,6% aller Abgeordneten in Brüssel und Strasbourg.

Wenn die Freunde der EU einen mit Sinn gefüllten Wahlkampf führen würden, könnte eine erhöhte Wahlbeteiligung dieses Problem reduzieren. Denn es ist nun mal bekannt, dass Gegner besser mobilisieren als Befürworter.
Doch wer sich den Wahlkampf und die Plakate in Deutschland anschaut, erkennt das die ökologischen Sozialchristen CDU/CSU-SPD-GRÜNE kein wirkliches Interesse an dieser Wahl haben. Dümmliche Sprüche ohne wirklichen Bezug zur europäischen Politik dominieren und wäre ein guter Grund nicht zur Wahl zu gehen.

Doch alle sollten zur Wahl gehen oder Briefwahl machen.

Samstag, 26. April 2014

Bürger schaffen Wissen - citizen science

Das Konzept ist simpel. Viele Menschen beteiligen sich an Forschungsprojekten ohne Fachwissenschaftler zu sein.
Ich kannte dies bisher schon bei der Erforschung der deutschen Sprache (Atlas zur deutschen Alltagssprache) (mein Blog-Beitrag), zur Ausbreitung der Influenza (mein Blog-Beitrag) und die verschiedenen Aktionen von Naturschutzverbänden zur Zählung von Vögeln (NABU Wintervögel oder allgemeiner Singvögel).
Das Museum für Naturkunde in Berlin hat mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums bürgerwissenschaftliche Projekte zur Lichtverschmutzung, zur Schmetterlingszählung und zu acht weiteren Themen gebündelt.

Ich kann mich noch an die 1970-er Jahre erinnern, in denen ich viele verschiedene Schmetterlinge im Laufe eines Sommers gesehen habe oder bei Waldspaziergängen die mächtigen Ameisenhaufen mit ihrem Gewimmel bewunderte. Beide Anblicke sind selten geworden. Wie auch der Blick auf die Sterne. "Damals" (es möge bitte nicht so antiquiert klingen) war am Nachthimmel von Brauel nur Richtung Hamburg und Bremen so ein Leuchten zu sehen, aber über mir war die Milchstraße. Diese sah ich in den letzten Jahren nur noch auf dem Land in Finnland und Ungarn.
(Lichtverschmutzung: Vordergrund Licht von Teneriffa lässt Wolke leuchten, Hintergrund Lichter von Gran Canaria und ihre Widerspieglung auf dem Meer)
Erst mit den Ergebnissen von vielen Menschen an vielen Orten wird deutlich, wie die Welt sich verändert. Es macht Spaß sich an solchen Projekten zu beteiligen.
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Dieser Beitrag wurde angeregt von einem Artikel von Manfred Ronzheimer in der taz vom 25. April 2014
Deutschsprachiger Artikel in der Wikipedia zu citizen science .

Critical Mass - Fahrradverkehr (auch in Hannover)

Gehört hatte ich schon davon. Freunde aus Budapest berichteten von den dortigen Aktionen mit mehreren 10.000 Teilnehmenden. Nun war es Titelthema und -kommentar in der taz und eine Recherche ergab, dass es auch in Hannover seit mehr als einem Jahr monatliche Fahrradfahrten der "critical mass"-Bewegung gibt.
Die Idee für Critical Mass stammt aus Kalifornien. Radfahrer nehmen sich das Recht Straßen zu benutzen. Das klingt banal, aber auch in Deutschland gibt es eine lange Tradition, Radfahrer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen und sie so zu behandeln. Wir sind eine Auto-Republik.
Für Fahrten der Critical Mass-Bewegung bietet die Straßenverkehrsordnung einen Freiraum.
§ 27 Verbände
(1) Für geschlossene Verbände gelten die für den gesamten Fahrverkehr einheitlich bestehenden Verkehrsregeln und Anordnungen sinngemäß. Mehr als 15 Rad Fahrende dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren.
(Quelle: StVO §27)
(Viele Radtypen waren in Hannover dabei,
aber natürlich kein Laufrad)
Alle Straßen sind damit offen, auch mehrspurige Hauptstraßen. Die mindestens 15 Fahrzeuge eines Verbands sind eine geschlossene Gruppe. Wenn beim Überqueren einer Ampelkreuzung, die Ampeln auf Rot schalten, dürfen auch die letzten Radfahrer der Gruppe noch bei Rot in die Kreuzung einfahren und diese Überqueren. Ein Verband belegt eine Fahrspur, d.h. er kann bei einspuriger Verkehrsführung nur über die Gegenfahrbahn überholt werden.
Am letzten Freitag im Monat treffen sich immer mehr Menschen in vielen Städten, um nach dem Überschreiten der kritischen Masse von 15 Teilnehmenden die Straßen wieder für sich zu nutzen.

Am Freitag, dem 25. April 2014 war wieder so ein Treffen und ich bin zum Neuen Rathaus in Hannover gefahren, um an dieser Aktion teilzunehmen. Knapp 50 Personen waren erschienen und nur wenige Minuten nach der vereinbarten Zeit fuhren wir los.

Es war ein seltsames, manchmal erhebendes und zweimal beängstigendes Erlebnis auf den Hauptstraßen durch meine Stadt zu fahren. Familien mit Kindern, Studierende und Fahrradenthusiasten und -lobbyisten (ADFC) fuhren gemeinsam. Es gibt keine Slogans, keine Fahnen, sondern einfach freundliche Fahrradfahrende. In knapp über einer Stunde legten wir mehr als 10km zurück. Es ging vom Rathaus über die Südstadt zum Maschsee, dann zurück in die City, einmal entlang des Innenstadtrings und schließlich zum Klagesmarkt. Es gibt keine offiziellen Veranstalter und so ging es los, weil mehrere riefen, "lass uns losfahren" und die Tour endete am Klagesmarkt, weil dort kurz darauf eine weitere Fahrradveranstaltung begann.

Beängstigend war die sechsspurige Hamburger Allee mit ihrer Hochstraße am Raschplatz. Selber durften wir diese Hochstraße nicht benutzen, da diese als Autostraße gekennzeichnet ist. Doch brausten hier die Autos bei der Brückenauffahrt mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei. Noch heftiger war es an der Abfahrtseite der Brücke, wo die Geschwindigkeit noch höher war und die Autos auf unseren Pulk auf der rechten Spur trafen.

Erhebend war es auf einer mittleren Spur über eine Großkreuzung wie dem Aegidientorplatz zu rollen. Stress gab es nur, wenn in der Mitte der Gruppe die Situation einer Rot werdenden Ampel erlebt wurde und die Mitfahrenden sich nicht immer sicher waren, dass sie trotz roter Ampelphase einfach weiterfahren dürfen. Da fehlt vielen von uns noch die Routine.

Mit Interesse stellte ich fest, dass während der gesamten Tour nicht einmal ein Polizeiauto oder -motorrad uns begleitete. Wir waren eben nur ein normaler Fahrzeugverband.

Das werde ich auf jeden Fall wiederholen und vor allem hier in Hannover Werbung für eine Teilnahme machen.
(Glücklicherweise hat ein Ritual der critical mass Hannover noch nicht erreicht. Das man vor oder nach der Tour sein Rad über den Kopf mit den Rädern nach oben stemmt. Mit einem der soliden Räder aus der Niederlande wäre das ein Kraftakt)

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Deutschsprachiger WIKIPEDIA-Artikel zur critical mass

Fotos vom 25. April 2014 in Hannover
Blog der Critical Mass Hannover natürlich auch bei Facebook
dort auch Verhaltensregeln im Verkehrsverband
taz-Schwerpunktartikel von Gereon Asmuth "Nur das Rauschen der Ketten" (25.04.2014)
taz-Titelseite-Kommentar "Lebensraum Straße" (25.04.2014)

Zitate Douglas Adams 10 - Problemlösung

Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.
(Douglas Adams (in den posthum erschienen autobiographischen Fragmenten und Notizen) 2003 „Lachs im Zweifel", S. 266)
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Weitere Zitate von Douglas Adams:
Idiotensicher, Redefluss, technische Entwicklungen, Komik / Comedy im Fernsehen, Religiösität, Schreibblockade, Fristen und Termine, verrückt werden, Objektivität und Paradoxe, Logik,
siehe auch die Lesung von Douglas Adams zum Thema Conservation basierend auf seinen Reisen zu aussterbenden Tierarten, genauer zu den vom "Raubtier Mensch" bedrohten Tieren.

Donnerstag, 17. April 2014

2000 Afrikanische Hochschullandschaft

Baobab in NO-Tanzania (1987)
Im Wintersemester 1999-2000 arbeitete ich in einer Studiengruppe am Historischen Seminar der Universität Hannover. Wir erstellten ein Schulbuch für die Oberstufe zur außereuropäischen Geschichte.
In diesem Kontext erhielt ich eine Einladung, meine Studienerfahrung von der University of Dar es Salaam als persönliche Anmerkung zu einem Text über die afrikanische Hochschullandschaft zu verwenden.
Zum Sommersemester 2000 erschien die Hochschulzeitzeitschrift Nachlese mit dem Schwerpunkt "Afrika im 21. Jahrhundert". Auf vier Seiten beschrieb ich die Geschichte und Entwicklung der Universitäten in Afrika.
Da diese Publikation nur sehr schwierig zu erreichen ist, habe ich meinen Text nunmehr als pdf auf der Unterseite Wissenschaft verlinkt und das Dokument dort hinterlegt.

Der Text ist 13 Jahre alt und sollte auch so gelesen werden. Doch meine Aussagen zur Entwicklung der Hochschullandschaft ist immer noch gültig.


Hier kann das pdf-Dokument geöffnet und gelesen werden.

Dienstag, 15. April 2014

Bahn und Bus zwischen Hannover und Berlin

Am zweiten Aprilwochenende habe ich erstmals eine der "neuen" Buslinien für eine Fahrt nach Berlin genutzt. Erst mit dem Ablaufen meiner BahnCard50 habe ich als überzeugter Bahnfahrer nun probehalber das Verkehrsmittel gewechselt.

Ich fuhr mit dem ADAC-Postbus, der täglich mehrere Male aus dem Westen kommend über Hannover nach Berlin fährt. Der reguläre Preis für die einfache Strecke Hannover-Berlin beträgt 24 Euro. Doch für Frühbucher gibt es auch Tickets für 19 und sogar für 14 Euro. Ich habe fünf Tage vor Reiseantritt gebucht und obwohl meine Hinreise an einem Freitag und meine Rückreise an einem Sonntag waren, konnte ich noch Tickets für jeweils 14 Euro kaufen.
Zum Vergleich: eine reguläre Bahnfahrkarte nach Berlin kostet mit einem Regional-Express 46,90 Euro, für den zuschlagspflichtigen IC sind es 54 und für den ICE sogar 68 Euro. Wenn eine Woche vorher gebucht wird, kostet es mit dem RE 44, dem IC 39 und dem ICE 59 Euro. Wirklich billiger wird es erst bei langfristiger Vorbuchung und beim Kauf einer Hin- und Rückfahrkarte. Für den Bus zahlte ich Hin- und zurück 28 Euro. Mit der Bahn mit zwei Wochen Vorlauf kosten es mit einem RE 88, dem IC oder ICE jeweils 64 Euro.

Ich höre andere Bahn-Fans schon sagen; "aber im Zug ist es bequemer, leiser und vor allem wäre ich deutlich schneller am Ziel."
Die Fahrzeit mit dem RE beträgt 4:11. Ein Bus sollte eigentlich auch nur mit einem Regionalexpress verglichen werden. Der IC benötigt laut Fahrplan 1:54 und mit dem ICE sind zwischen 1:39 bis 1:47. Jedoch muss ich anmerken, dass in meiner langjährigen Erfahrung mit der Bahn, der ICE bei jeder zweiten Fahrt deutlich verspätet abfährt und ankommt. Die Busfahrt über Wolfsburg dauert laut Fahrplan 3:50.
Die modernen Busse sind genauso bequem wie die Sitze im Zug. OK, es ist lauter vor allem im hinteren Teil eines Busses (Hinfahrt saß ich vorne und da war es nicht laut), doch die hohen Sitze verhindern, dass ständig Telefonate zu hören sind.

Im Bus besteht Anschnallpflicht, auch wenn ich auf der Hinfahrt, wo ich fünf Personen vor und neben mir sehen konnte, keiner außer mir den Gurt anlegte.
Auf der Autobahn von Hannover nach Berlin ist die rechte Spur von einer nicht endenden Reihe von LKWs blockiert. Fahrbahnverengungen vor Baustellen führen dann schnell zum STOP + GO, was glücklicherweise nur einmal passierte, aber natürlich die Fahrt verlängerte. Nur am Wochenende scheint eine störungsfreie Fahrt möglich zu sein.

Gepäck wird abgegeben und dafür gibt es eine Marke, die später bei der Ausgabe gezeigt werden muss. Für den Kauf einer Fahrkarte muss Name und Adresse angegeben werden und vorm Besteigen des Busses, wird der Ausweis mit dem Namen auf den Ticket abgeglichen. Gepäck und Ticket erinnern damit an eine Luftreise.

Im ADAC Postbus gibt es kostenfrei eine schnelle, stabile WLAN-Verbindung und gleichzeitig Zugriff auf eine Mediathek mit Musik, Büchern, Zeitschriften, TV- und Kino-Filmen. Aktuell wurden Filme wie Hobbit 1, Harry Potter 7.1 und 7.2, Inception und viele andere Filme kostenfrei angeboten. Auf der Rückfahrt habe ich diesen Service genutzt und ich hatte nur ein einziges Mal den Eindruck, dass der Film für eine halbe Sekunde stehen blieb.
Im hinteren Busteil gibt es einen Kaffeeautomaten, der für wenig Geld Heißgetränke bietet. Kaltgetränke gibt es vorne beim Fahrer.

Abschließend meine Zusammenfassung und Bewertung.
ADAC-Postbus, Buslinie Hannover-Berlin, Buslinie Berlin-Hannover, Vergleich Bus und Bahn

Dies war meine erste Busfahrt, aber sicherlich nicht meine letzte. Die Bahn muss sich anstrengen, um nicht einen Stammkunden auf den längeren Strecken zu verlieren.
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Ein weiterer Bericht über eine Fahrt mit dem Postbus findet sich hier (11. April 2016)

Ausflugsschifffahrt auf der Spree

Ich ging die Spree entlang. Es ging vom Haus der Kulturen der Welt zum Hauptbahnhof. Der Blick auf das Wasser ließ mich an einen großen Flughafen wie Frankfurt oder Heathrow denken. Dort sah ich gleichzeitig zwei oder drei Flugzeuge im Landeanflug.
Hier an der kanalisierten Spree sah ich ständig zwei oder drei gut gefüllte Ausflugsschiffe, die manchmal nur wenige Schiffslängen voneinander entfernt, Richtung Reichstag fuhren oder von dort kamen. 2-3 in jeder Richtung!
Da die heutigen Lautsprecher so klar und deutlich die Worte übertragen, gab es auch schon mal eine Kakophonie, wenn mehr als eine Stadtbilderklärung zu hören war. Hinzu kommt das ständige dumpfe Brummen der großen Motoren, welche die Massen auf den Wasser bewegen. Es war also keine Spree-Idylle.
Ausflugsschifffahrt, Spree, Reichstag, Kanzleramt
Mir fällt noch ein anderes Bild zu dieser nicht enden wollenden Kette von Ausflugsschiffen ein. Im Zoo Hannover gibt es einen Kanalrundkurs. Besuchern erhalten von kleinen Booten aus einen anderen Blick auf die Gehege für afrikanische Tiere. Diese Boote haben keinen eigenen Antrieb und werden stattdessen an einer Kette durch diesen Rundkurs gezogen.
Von den Schiffen auf der Spree gibt es einen Blick auf die hohen Tiere im Kanzleramt und Bundestag.

Montag, 14. April 2014

Messepreise in Hannover - Teil 2

(Kein Hotel in Berlin)
Ich lebe in einer Messestadt und immer wieder höre ich von Messepreise, ohne das mich diese höheren Preise tangieren. Hochkultur, edle Restaurants, aber vor allem Hotels praktizieren echte Marktwirtschaft. Sprich, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Der Mangel an Hotelzimmern während der CeBIT und der noch größeren Hannover Messe hat zu einem grauen Wohnungsmarkt für Messezimmer und ganze Messewohnungen in der Stadt geführt. Gleichzeitig sollen in Braunschweig und Wolfenbüttel, die jeweils fast eine Stunde Autofahrt vom Messegelände entfernt sind, viele der besseren Hotels gut ausgelastet und sogar ausgebucht sein.


Vor knapp zwei Jahren habe ich erstmals ein Preis erfahren und es war ein Messezuschlag von mindestens 75% für ein Hotelzimmer.
Aktuell bin ich an der Organisation einer Konferenz beteiligt und kenne entsprechend einige Hotelpreise. Bei einem Planungsgespräch in einem 4-Sterne-Hotel sah ich den Hinweis, dass während der Hannover Messe ein Einzelzimmer 306 Euro kostet. Das sind 326% des Normalpreises. Später sah ich dann auch noch den Aushang eines 1-Stern-Hotels. Hier waren es 119 Euro und damit 305% des Normalpreises.

Jetzt verstehe ich die vor Jahren gelesene Notiz, dass die beiden genannten Messen in einer Woche jeweils einen durchschnittlichen Monatsumsatz erwirtschaften.


Rückkehr zu gutem Kaffee

Für mich ist The Coffee Shop das interessanteste Café in Berlin. Die Hektik und die Massen der Metropole sind durch eine 30 Meter breite und 20 Meter hohe Glaswand ausgeschlossen. Es sind Gespräche von den wenigen anderen Tischen des Cafés zu hören, deren Geräusche sich aber in der Größe des Raumes verlieren. Im Hintergrund rauscht ein Wasserspiel und der Blick durch den Innenhof zur Straße, auf der Touri-Busse und Gruppen vorbeiziehen, wird von sechs großen Bäumen erfreut, die in einem zwei Meter hohen Beet wurzeln.
Die dunkelblau gekleideten Sicherheitskräfte mit den sieben großen Buchstaben auf dem Rücken sorgen dafür, dass dieses besondere Ambiente erhalten bleibt.
Es ist ein öffentlicher Ort, aber nur wenige nutzen ihn.
The Coffee Shop, Auswärtige Amt, AA, Öffentlicher Raum
(Blick auf das Glasdach des Innenhofs an einem bewölkten Tag im April 2014)

Und es gibt wohlschmeckenden Kaffee, was in Berlin leider nicht mehr die Regel ist. Habe gleich zweimal in anderen Cafés erlebt, dass trotz der Bestellung eines Kaffees mir diese mediterrane, tiefschwarze, bitter geröstete Flüssigkeit serviert wurde, die halt Café oder Caffè ist, aber eben kein Kaffee, wie auf der Karte ausgewiesen.
The Coffee Shop ist innerhalb des AA-Gebäudes umgezogen, draußen steht nicht mehr der werbende Namenszug, den ich bei meinem ersten Besuch fotografierte.

Donnerstag, 10. April 2014

Hannover Wetter März 2014


Und wieder ein Monat, der im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten zu trocken, zu sonnig und zu warm war. Die Monatsmitteltemperatur lag mit 7,6° deutlich über den Referenzwert 4,0°.
-Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats-

Die erste Abbildung zeigt für jeden Tag die höchste und tiefste Temperatur (Werte der linken Skala) sowie die Sonnenstunden und den Niederschlag (Werte der rechten Skala). Im Gegensatz zum warmen Februar gab es im März 11 Frosttage. Am 14. sank das Thermometer bis auf -2,7°. Im langjährigen Mittel sind für den März 11 bis 15 Frosttage verzeichnet. Nach der Statistik wäre auch ein Eistage zu erwarten, aber die Höchsttemperatur sank nie unter +8°.
Es gab gleich drei warme Perioden, in denen Höchsttemperatur bereits die 20°-Marke erreichte. Die höchste Temperatur wurde am 10. März 21,0° registriert. Bereits an neun Tagen fühlte es sich mit mehr als 15° wie Frühling an.
Das Ende der kalten Jahreshälfte wurde neben den Frosttagen war vor allem durch Tage mit Bodenfrost zu bemerken. An 19 Tagen gab es Bodenfrost, womit das obere Ende der "Norm" (60% Median der CLINO-Periode) von 11 bis 21 Bodenfrosttagen im März erreicht wurde.

Aus den Messungen eines Tages errechnet der DWD die Tagesmitteltemperatur.
Dargestellt ist die Tagesmitteltemperatur und der gleitende 5-Tage-Durchschnittswert.
Auch hier sind die drei warmen Perioden deutlich zu erkennen. Wie auch in den Vorjahren steigt die Temperatur in Wellen. Die dritte Welle stieg bis Anfang April auf 12°. Der kälteste Tag war der 25. März mit 3,3° und der wärmste vorher am 20. März mit 14,2°.

Abweichungen der Tagesmitteltemperatur vom langjährigen Monatsmittelwert von 4,0° sind in der nächsten Abbildung zu sehen.
Nur drei Tage waren unter dem langjährigen Monatsmittelwert. Immerhin 10 Tage waren mehr als 5° zu warm.

Abschließend wie jeden Monat der Vergleich der Tagesmitteltemperatur mit den jeweiligen langjährigen Mittelwerten für jeden Tag und den Rekordwerten für jeden Tag.
Im März steigt die Tagestemperatur von 1-3° auf 5-8°. Die drei warmen Perioden sind auch bei diesen dynamischen Referenzwert (grüne und rote Linie) zu sehen. Nach so vielen Aussagen über warme Tage, ist es nicht verwunderlich, dass sogar drei neue Wärmerekorde im März 2014 erreicht wurden. Besonders der 20. März fällt auf. Es war 2,6° wärmer als der bisherige Rekordwert.

War der März 2014 nun etwas Besonderes? Hierfür habe ich zwei Abbildungen angefertigt. 2013 war besonders kalt, doch 2012 und 2014 waren "warm".
Die letzte Abbildung zeigt, dass 2013 der 3.-kälteste und 2014 der 4.-wärmste März der Periode 1946-2014 war.

Wie die erste Abbildung bereits zeigte, war der März 2014 ein trockener Monat. An 10 Tagen wurde Niederschlag registriert und summierte sich auf 16,9mm. Dies sind nur 35% des langjährigen Mittelwerts von 48,3mm für den März. Dennoch ist dies noch kein extremer Wert. Es gab in den letzten Jahrzehnten noch trockenere März-Monate.

Die erste Abbildung zeigt auch, dass es ein sonniger Monat war. Nur an zwei Tagen war die Sonne überhaupt nicht zu sehen, aber an fünf Tagen schien sie mehr als 10 Stunden. In der Monatssumme waren es 156,9 Sonnenstunden. dies entspricht 148% des langjährigen Mittelwerts und ist der 3.-höchste Wert der letzten Jahrzehnte.

Es gab zwei Windereignisse. Am 15. März erreichte die Spitzenböen 17,5 m/s und am 21. März sogar 17,7 m/s. Dies wird als stürmischer Wind definiert und entspricht Windstärke 8 der Beaufort-Skala.

Zum Abschluss die monatliche Erinnerung, dass die Ausgangszahlen für jeden Tag aus der kostenfreien Datenbank des Deutschen Wetterdienstes stammen. Berechnungen, Vergleiche und Graphiken stammen vom Autor dieses Blogs.

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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Monatsbericht:
2014

Wetter, Hannover, Juni 2014


2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Neben diesen monatlichen Berichten habe ich bisher dreimal zum Klimawandel am Beispiel von Hannover gebloggt: 2007 schaute ich auf Monatswerte der 2000-er Jahre, 2013 untersuchte ich speziell den Monat April, der langfristig immer sonniger, trockener und wärmer wird, und nochmals 2013 in langen Zeitreihen den Temperaturanstieg seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. Es gibt einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern, ein Vergleich zwischen den Winter 1985/86 und 2011/12 und aktueller zum langen Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten Darstellungen: