Donnerstag, 29. Mai 2014

Europawahl 2014 in Hannover

Im dritten Teil meiner Betrachtung der Wahlergebnisse der Europawahl 2014 schaue ich auf Hannover und seine Stadtteile. (1. Teil Deutschland / 2. Teil Niedersachsen) Alle folgenden Zahlen stammen von der Wahlseite der Stadt Hannover - Sachgebiet Wahlen und Statistik.
Es geht noch einmal um die Frage, ob die Wahlbeteiligung einen Einfluss auf das Wahlergebnis extremistischer Parteien hat. Hannover hat eine extreme Varianz der Wahlbeteiligung. In den beiden großbürgerlich geprägten Stadtteilen Isernhagen-Süd und Waldheim gab es eine Wahlbeteiligung von 61,3%. In den eher "sozial schwachen" Stadtteilen Hainholz (20,7%) und Mühlenberg (22,7%) gaben weniger als ein Viertel der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
In der ganzen Stadt waren es nur 39%, womit Hannover zu den Regionen mit einer schlechten Wahlbeteiligung in Niedersachsen und Deutschland zählt.
Die erste Abbildung zeigt die Wahlbeteiligung in den Stadtteilen. Die genannten Stadtteile sind mit kräftigen Farben markiert. Weitere Stadtteile mit einer deutlich überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung (hell grüne Farbe) sind Seelhorst, Heideviertel, Waldhausen, Bult, Zoo und Linden-Mitte. Mit der Ausnahme des zuletzt genannten Stadtteils sind die anderen Stadtteile auch als bürgerlich bis großbürgerlich geprägt zu bezeichnen. Linden-Mitte ist a) hoch politisiert und b) hier lebt die grün-alternative Bourgeoisie, also das "neue" Bürgertum.
Weniger als ein Drittel der Wahlberechtigten (orange Farbe) der Stadtteile Limmer, Wülfel, Vahrenheide, Sahlkamp, Leinhausen, Wülferode, Ricklingen, Ledeburg, Nordhafen, Stöcken, Mitte, Vahrenwald, Badenstedt und Kleefeld gingen zur Wahl. Einige der genannten Stadtteile haben Großwohnanlagen, in denen sich sozial Probleme konzentrieren (viele HARTZ-IV-Empfänger) und die nicht nur an der Europawahl wenig Interesse zeigen.

Die Frage ist nun, sind diese orange und roten eingefärbten Stadtteile auch die Basis für rechtsextreme Parteien.

Es wurden die Wahlergebnisse von NPD, REP und Pro NRW zusammengefasst. Alle drei Parteien sind erklärter Maßen ausländerfeindlich, anti-islamisch und gegen die EU und überhaupt alles was sie nicht verstehen. Es ist schon auffällig, dass viele der Stadtteile mit niedriger Wahlbeteiligung auch überdurchschnittlich oft rechtsextreme Parteien wählten. Die Farbgebung entspricht der Wahlanalyse für die Stadt Hannover zur Landtagswahl 2013.
In einer Kreuztabelle wurden die Wahlbeteiligung mit dem Wahlergebnis der Rechtsextremen korreliert.
Es ist eine Korrelation zu sehen, auch wenn es Ausreißer gibt. So hat hat das großbürgerlich geprägte Isernhagen-Süd die höchste Wahlbeteiligung, aber gleichzeitig wählten auch 0,9% rechtsextrem.

Eine weitere Kreuztabelle wurde für Wahlbeteiligung und den Stimmenanteil der Eurogegner von der AfD erstellt.
Hier gibt es keine signifikante Korrelation! Die beiden höchsten Wahlergebnisse wurden in Leinhausen (Wahlbeteiligung 29,7%, AfD 9,4% der Stimmen) und Isernhagen-Süd (61,3% Wahlbeteiligung, AfD 9,3% der Stimmen) festgestellt.

Zum Abschluss meiner Betrachtung noch einen Blick auf Extreme und Kuriosa:
  • Im Wahllokal Hainholz 2 gingen von 1.536 Wahlberechtigten nur 150 zur Wahl. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 9,9%. Kann hier überhaupt noch von einer Beteiligung gesprochen werden? Von diesen wenigen wählten 3,4% Rechtsextreme und 6,7% AfD.
  • Im Wahllokal Linden-Nord 10 gab es eine Wahlbeteiligung von 45,6%. Von den gültigen Stimmen entfielen 37,2% auf die Grünen, 28,3% auf die SPD, 14,2% auf die Linke, 6,7% auf die CDU, 4,5% auf die PARTEI und 3,7% auf die Piraten. Die FDP erhielt eine Stimme (=0,2%).

Europawahl 2014 in Niedersachsen

Ein Blick auf die Ergebnisse der Wahlen zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014 in Niedersachsen zeigt einige Besonderheiten zu früheren Wahlen.
Die Aufhebung der Sperrklausel durch das Bundesverfassungsgericht hat eine deutliche Auswirkung. Die Wahlberechtigten sind nicht mehr gezwungen, das geringere Übel zu wählen.

Am Beispiel der "grünen" Wähler lässt sich dies erläutern:
Wähler, die konsequent ökologisch orientiert sind, brauchen nicht mehr die Grünen zu wählen, sondern können nun auch entweder die Partei Mensch Umwelt Tierschutz oder die Ökologisch Demokratischen Partei wählen. In Deutschland verloren die Grünen 56.000 Stimmen, die Tierschutzpartei gewann 77.000 Stimmen hinzu und die ÖDP weitere 50.000. Es war bestimmt keine direkte sogenannte Wählerwanderung, aber diese drei Parteien schöpfen aus der gleichen ideologischen Quelle.
Dies lässt sich ähnlich für Niedersachsen feststellen (prozentualer Verlust der Grünen, Gewinn der Tierschutzpartei und der ÖDP).

Ähnliche Aussagen lassen sich mit den ideologischen Gruppen "konservativ" (CDU-FDP-AfD) und "irgendwie links" (SPD-Linke) feststellen.

Vor der Wahl wurde vehement zur Wahl aufgerufen. Die treibende These ist dabei: Eine hohe Wahlbeteiligung reduziert den prozentualen Anteil der populistischen Parteien . Diese Populisten haben eine absehbare Wählerschaft und bei höherer Wahlbeteiligung reduziert sich deren Anteil. Soweit die These.

Ich habe diese These für Niedersachsen überprüft. Es wurden die Wahlbeteiligung mit verschiedenen Parteien oder ideologischen Gruppen (Rechtsextreme) korreliert. In Niedersachsen gab es zwischen den Landkreisen eine sehr große Varianz der Wahlbeteiligung. In Emden gingen nur 35,9% der Wahlberechtigten zur Wahl. Für ganz Niedersachsen wurde eine Quote von 49,1% erreicht. Positiver Ausreißer war der Landkreis Rotenburg / Wümme mit 55,5%.
Für keine der etablierten Parteien (CDU-SPD-GRÜNE-LINKE-FDP) lässt sich ein Zusammenhang feststellen. Für die Euro-Gegner AfD zeigt sich auch keine Korrelation:


Selbst für die radikale Linke (DKP-MLPD) und Rechte (NPD+REP+ProNRW) ist keine Korrelation zu erkennen.
Der negative Rekordwert bei den Rechtsextremen liegt bei 1,6% im Landkreis Helmstedt bei einer Wahlbeteiligung von 42,4%. Der positive Wert bei 0,4% in der Grafschaft Bentheim bei einer Wahlbeteiligung von 51,1%. Doch Helmstedt ist ein schlechtes Beispiel, weil es dort verfestigte Nazi-Strukturen gibt. Wie in der Darstellung des Landtagswahlergebnis 2013 festgestellt wurde, muss der Blick auf die Ebene der Wahlbezirke und zum Teil der Wahllokale fokussiert werden, um eindeutige Korrelationen zwischen Wahlbeteiligung und Wahlergebnisse von extremistischen Parteien zu sehen.

In einen weiteren Beitrag beantworte ich diese Frage für Hannover.

Europa und Europawahlen

Wahlergebnisse können wirklich lustig sein. Fast jedem Parteivertreter gelingt es aus einem Ergebnis, mag es auch noch so schlecht sein, etwas Positives zu ziehen. Da wird dann der "Genosse" Trend zitiert und darauf verwiesen, dass Prognosen noch schlechtere Werte erwarten ließen. Oder es wird ein Vergleich zur "???"-Wahl (die letzte Wahl im Land oder Bund) gezogen. Oder man vergleicht seinen Verlust mit den viel höheren Verlusten eines politischen Gegners. Doch die Vergleichsebene sollte natürlich die vorherige Wahl zum gleichen Parlament sein.

Wirtschaftliche Krisen in mehr als einem EU-Staat oder eben die Europawahl lassen aber auch ernsthafte Gedanken zu. Die Krise in Griechenland führte zu interessanten Essays über den (Zu-)Stand der EU. Der französische Philosoph Étienne Balibar schrieb aktuell in der LE MONDE diplomatique ein Plädoyer für Europa.

Doch zurück zum deutschen Wahlergebnis (Bundeswahlleiter). Die Kombination von Europawahl und Kommunalwahl bzw. Volksabstimmungen in einigen Bundesländern hat die Wahlbeteiligung erhöht. Obwohl sich die Zahl der Wahlberechtigten um mehr als 200.000 reduzierte, gingen mehr als 2,91 Millionen mehr von Ihnen zur Wahl. Die Wahlbeteiligung stieg auf immer noch traurige 48,1 Prozent. Da fast 100.000 weniger ihre Stimme ungültig machten, wurden 3 Millionen Stimmen (oder 11,4 Prozent) mehr Stimmen unter den Wahlvorschlägen zu verteilen. Von den etablierten Parteien erhielten nur SPD, CDU und Linke mehr Stimmen als 2009. Die FDP hat ihren Sinn (=Macht!) verloren und verlor Zweidrittel oder 1,9 Millionen ihrer Wahlstimmen. Die beiden anderen Verlierer waren die CSU und die Grünen.
Wenn die 3 Millionen zusätzlichen Stimmen als Maßstab für den Erfolg der Wählermobilisierung genommen wird, dann hat tatsächlich nur die SPD mit 2,5 Millionen zusätzlichen Stimmen gewonnen.

Der andere Sieger ist die AfD mit ihrem xenophoben, antifeministischen, chauvinistischen und EURO-kritischen Wahlkampf (2 Millionen Stimmen).
Ausgehend von einer Mindeststeigerung der eigenen Stimmen von 11,4 Prozent gab es nur wenige "Gewinner" unter den ehemals sonstigen Parteien: Die Piraten steigerten ihre Stimmenanzahl um 85 Prozent, Die Tierschutzpartei um 26 Prozent und die ÖDP um 37 Prozent. Hinzu kommen weitere Parteien, die 2009 nicht zur Europawahl angetreten waren, wie die Nazi-Partei und die Spaßpartei. Parteien unter 100.000 Stimmen werden bei dieser Betrachtung außen vor gelassen. Der Wahlerfolg der Nazis (301.000 Stimmen, 1 Sitz im Europaparlament) relativiert sich dadurch, dass die konkurrierenden REP 238.000 Stimmen verlor.

Nach der alten Sperrklausel von 5% wären nur 25,7 der 29,3 Millionen gültigen Stimmen im Europaparlament berücksichtigt wurden (entsprechend 87,7% der abgegebenen Stimmen). Nach der vom Bundesverfassungsgericht einkassierten reduzierten 3% Sperrklausel hätte sich die Quote auf 91,1% erhöht. Tatsächlich wurden nun 98,2% der gültigen Stimmen für die Sitzverteilung berücksichtigt. Die etablierten Parteien jammern, denn die CDU/CSU hätte nach dem alten Wahlrecht fünf Sitze mehr im Parlament. Auch der Block SPD-Grüne-Linke hätte fünf Sitze mehr.

Meiner Meinung nach ist es aber wichtiger, dass jeder Wahlberechtigte die Chance hat, dass die Partei seiner Wahl auch im Parlament vertreten ist.

Freitag, 23. Mai 2014

Erste Sommertage 2014 in Hannover

Es brauchte mal wieder eine Luftströmung aus dem Süden, die erwärmte Luft aus dem Mittelmeerraum bis nach Norddeutschland transportierte, um dann hier von viel Sonnenschein weiter erwärmt zu werden.
Sommertag, Tropentag, DWD, Hannover-Langenhagen, Höchsttemperatur
Die Abbildung zeigt den Temperaturverlauf vom 19. bis 23. Mai. In Rot markiert sind die stündlichen Messungen, die an der DWD-Wetterstation Hannover-Langenhagen 25,0° oder mehr erreichen. Dies ist der Grenzwert für die Definition eines Sommertags.
Der höchste Wert wurde am 21. Mai um 16 Uhr mit 28,2° gemessen.

Im letzten Jahr habe ich in einem Beitrag über den ersten Tropentag 2013 (≥ 30,0°) darauf verwiesen, dass für den dicht bebauten Teil von Hannover dem gemessenen Werten aus Langenhagen 2-4° hinzugefügt werden können. Städte sind sogenannte Wärmeinseln, nehmen mehr Wärme auf und geben wenigen Wärme ab. Dies dokumentiere ich in der Abbildungen durch die gelbe Farbe.
Es war damit nicht nur eine kurze Temperaturspitze über 25°, sondern am 20. Mai waren 9 Stunden über 25° (11 über 22°). Am 21. Mai waren es wieder 9 Stunden über 25° (14 Stunden über 22°) und am 22. Mai 8 Stunden über 25° und 12 über 22°).
Wenn die Wärmeinsel berücksichtigt wurde, dann wurde in der Stadt Hannover sogar an allen drei Tagen der Grenzwert für einen Tropentag erreicht. In der Stadt Hannover gab es danach vermutlich bereits am 25. und 26. April die ersten Sommertage. An der Wetterstation am Flughafen Hannover-Langenhagen wurde an diesen beiden Tagen eine Höchsttemperatur von 22,4 bzw. von 22,0° registriert

Diese durch erwärmte Luft aus dem Süden unterstützten Sommertage bauten sich relativ schnell auf. Die stündlichen Angaben zeigen, das die leichte bis mäßige Brise (Beaufort-Skala 2-3) zunächst aus vielen Richtungen gemessen wurde, wobei östliche überwogen. Ab dem 20. Mai kamen südliche Winde hinzu. Die Sommertage endeten mit einer frischen Brise (Beaufort 5), Gewitter und heftigem Regen in der Nacht vom 22. auf dem 23. Mai.
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Nachtrag: Die Temperaturen des Sommers 2014 sind Thema in einen eigenen Beitrag.

Montag, 19. Mai 2014

Schnorcheln vor Zanzibar 1989

Ein scharfer Schmerz wie von einer Schnittverletzung war am Oberarm zu spüren. Mein lauter Schrei beendete für mich die Idylle an der Ostküste von Unguja (=Zanzibar Hauptinsel).
Der Schmerz vervielfachte sich als ich panisch in einer rudernden Bewegung meinen Arm von der unsichtbaren Quelle weg riss. Ich sah es noch nicht, aber ich hatte die Nesseln einer Tentakel einer Qualle berührt und mit der drehenden Bewegung die Nessel um meinen Oberarm gewickelt.
Der Schnorchel wurde ausgespuckt und ich rief um Hilfe. einer meiner amerikanischen Freunde kam angeschwommen, sah die Ursache und entfernte die Ursache der Schmerzen. Ich bewegte mich zu dem kleinen Ruderboot, und kam mit der Hilfe des lokalen Fischers ins Trockene. Ein roter Streifen lief um meinen Arm herum und schmerzte so sehr, dass ich mich jetzt wunderte, wie ich trotzdem damit zum Boot geschwommen und ins Boot gekommen war. Die Nerven waren so überreizt, dass der Arm nicht zu gebrauchen war.
(Blick vom Wasser auf unsere Unterkunft)
Wir waren eine kleine Gruppe von ausländischen Studierenden der University of Dar es Salaam, die im März 1989 einen Kurzurlaub auf der Insel machten. Wir waren zunächst in Stone Town gewesen und hatten von dort eine Bootstour nach Changuu gemacht und dort die Aldabra-Riesenschildkröten bewundert.
(Stone Town, Zanzibar, Unguja, März 1989)
In der Stadt hatten wir den Busbahnhof mit seinem Dala Dala-Fahrzeugen gesehen und da kam die Idee auf, die Stadt zu verlassen und einige Nächte an der Ostküste zu verbringen. Ein Dala Dala war damals ein sehr robuster kleiner LKW mit deutlich sichtbaren Blattfedern, auf dessen Ladefläche vier Bankreihen befestigt waren. Eine Abdeckung schützte vor der Sonne und auf der Ladefläche wurden neben den Menschen auch Waren transportiert. Es gab nur einen Dala Dala am Tag, der in einem Bogen über den Süden der Insel zur Ostküste fuhr.
Bereits kurz hinter der Stadt endete der befestigte Weg und der LKW schaukelte und sprang vollbesetzt über sandige Pisten. Der Weg war so schlecht, dass das Fahrzeug nie wirklich schnell fahren konnte. Dagegen wurden die Holzbänke schnell unbequem.
Unser Ziel war irgendwo bei Bwejuu. Wir wollten an der Ostküste Baden und die Schönheiten eines Korallenriffs erleben. Jemand hatte den Tipp bekommen, dass an unserm Ziel einige Fischer ein Gasthaus anbieten. 1989 gab es noch keinen nennenswerten Tourismus weder auf Zanzibar noch in Tanzania. Wazungu (=weiße Menschen) waren in der Regel Entwicklungshelfer, Missionare, Entwicklungsexperten, Diplomaten, Händler oder eben wie wir im akademischen Austausch (als Dozenten oder Studierende).
(Unguja, Zanzibar Ostküste kurz nach Sonnenaufgang, März 1989)
Der Dala Dala hielt und wir verließen mit unserm Gepäck Richtung Küste die Sandpiste. Heute klingt es wie eine Idylle. Das Geräusch vom LKW entschwand nach Norden und gingen unter Palmen auf die wenigen weißen Häuser zu. Der Indische Ozean im Hintergrund leuchtete im Sonnenschein. Einer der US-Freunde konnte leidlich Kiswahili und fragte nach einer Unterkunft. Eine Reservierung oder Buchung war undenkbar, wir waren an einem Ort, wo es kein Telefon gab und der tägliche Dala Dala auf seiner Hinfahrt und Rückfahrt das einzige Motorfahrzeug war.
Wir fanden eine Unterkunft und verteilten uns auf die drei oder vier Zimmer der einfachen gekalkten Unterkunft. Der Fischer kassierte vorab und fragte gleich, was wir denn Essen und Trinken wollten. Natürlich Fisch und Reis statt des immer wieder in der UNI-Mensa servierten Ugali na Maharage (rote Bohnen mit fester Maispampe und ein-zwei Stücken Fleisch).
(Kokospalme an der Ostküste von Unguja, Zanzibar, März 1989
Wir waren glücklich in dieser absoluten Ruhe und vor dem Abend auch das erste Mal am Strand und im Wasser. Auch dort ein einziges Postkartenbild. Weißer Sandstrand, kleinen Wellen (wegen des vorgelagerten Riffs) und große Kokos-Palmen, die sich zum Strand neigten.

Der Fischer fragte uns am nächsten Morgen, was wir denn an diesen Tag essen wollten und wir fragten nach Hummer. Er sagte dazu, dass er den wirklich im Wasser suchen muss und so dieses Speise teurer sein würde. Doch was war teuer im Jahre 1989 in Ostafrika. Für uns nichts und wir waren arme Studierende mit kleinen Stipendien und wenig Taschengeld. Doch wir hatten Geld und waren alleine schon deshalb relativ reich. Der Fischer bot auch an, dass wir bei ihm Schnorchel und Taucherbrillen leihen könnten und er mit uns am Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr gefährlich ist, mit uns zum Riff raus fahren könnte.

Es war bis zu dem Vorfall mit dem Nesseln einer Qualle ein wunderbares Erlebnis. Wir wurden vor den scharfen Kanten des Riffs gewarnt. Die Kraft der Wellen brach sich hier und so war wirklich manchmal das Riff zu spüren. Was jeder von uns mit den Taucherbrillen gesehen hat, kann nicht in Worte gefasst werden. Es gibt unbeschreibliche Schönheit.
Am Ende unserer Tour hatten alle rote Stellen. Ich am Arm von der Qualle und wir alle am Oberkörper und den Beinen von der Sonne.

Sonntag, 18. Mai 2014

Filmkritik Grand Budapest Hotel

Was macht einen großartigen Film aus?
Das Grand Budapest Hotel könnte hier ein Vorbild sein.
Humor, Konsequenz, mehr Humor, Imagination und noch mehr Humor.

Filme von Wes Andersen passen in kein Schema und sind deshalb so schwer zu fassen. Der Einstieg ist ein Meisterwerk der Imagination. Da ist zunächst nur ein Hotel als Zeichnung, dann auf der ersten Erzählebene als baufällige Sozialismus-Ruine, die erst mit der nächsten Erzählebene zur dekadenten Schönheit der vergangenen Adelsherrschaft aufwacht.
Wes Anderson ist dabei konsequent anachronistisch. Es werden Daten genannt, es werden Jahre genannt, aber diese können nicht stimmen. Die Anspielungen auf historische Ereignisse (imperiale Zeiten, Kolonialkrieg, zwei Kriege im eigenen Land, preußische Influenza, Übereignung des Hotels an das Volk) lassen Assoziationen zu, die aber früher oder später als Geschichte stattfanden. Diese Anspielungen auf die Geschichte sind oftmals von bitteren Witzen begleitet.

Die Actionszenen sind eine Farce. Ob eine Verfolgungsjagd oder eine Schießerei, alles ist überdreht und erinnert an den Humor, wie er seit den Laurel & Hardy-Filmen bekannt ist.
Die Ausstattung ist pompös und Kamerafahrten machen das Große, Feine, Edle größer, feiner und edler. Der Schnitt spielt mit Überraschungen, wenn plötzlich ein Szene 90° versetzt weiter geht und dieser Perspektivwechsel eine Absurdität einer Situation offenbart.
Die Charaktere und ihre Physiognomien haben etwas von Karikaturen. Seien es die Größenverhältnisse der Personen, ein Muttermal in der Form von Mexiko (Land der Hoffnung für viele Menschen im frühen 20. Jahrhundert), die Frisuren, die Bärte. Der Film spielt manchmal mit Elementen und Möglichkeiten einer Graphic Novel.
Der Humor ist oftmals schwarz. Es sterben Menschen, es werden Menschen ermordet, es werden Menschen verletzt und dennoch werden in diesen Szenen witzige Situationen erzählt. Die Ständegesellschaft (reicher Adel und Bedienstete, aber auch Handwerksmeister/Vorgesetzter und Untergebene) und der Rassismus zwischen Imperium und Kolonie werden durch Verwaltung und Erzählungen erklärt, die für einen modernen Menschen ein schlechter Witz sind.
Es bleibt dabei aber ein warmherziger Film. Es gibt auch Liebe, es gibt bedingungslose Loyalität, die noch mehr als Freundschaft die Verhältnisse prägt.
Filmhistorisch wird auch auf den seit Jahren gepflegten Stil der falschen Fährten in Kriminalfällen verwiesen. Zwei Handlungsstränge werden in kurzen Szenen scheinbar zu einer Handlung, die aber nach einem monströsen Mord sich final als Spiel des Regisseurs mit den Zuschauern herausstellt.

Das ist eigentlich auch die einzige wirkliche Kritik an diesem Film. Es gibt einige Brutalitäten, die nicht wesentlich für die Handlung sind. Ja Mörder, Militärs und Nazis sind brutal, aber da gibt es dann so abstoßende Bilder, welche die Leichtigkeit des Films zerkratzen.

Es ist eine Freude zu sehen, wer alles - zum Teil in sehr kurzen Sequenzen - in diesem Film mitwirkt. Der Film wurde auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären / Großen Preis der Jury ausgezeichnet und gehört zu den inzwischen seltenen Filmen, die zehn oder mehr Wochen im Kino laufen.
Der Film erhält von mir 8-9 von möglichen 10 Punkten auf meiner persönlichen Filmbewertungsskala.
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The Grand Budapest Hotel (UK, D 2014, 100 Minuten)
Regie und Drehbuch: Wes Anderson
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Robert D. Yeoman
Schnitt: Barney Pilling
Mit: Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Tom Wilkinson, Bill Murray, Edward Norton, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Owen Wilson u.v.m.

Testbericht - Alkoholfreier Gerstensaft

Zusatz: Dieser Testbericht wird immer dann ergänzt, wenn ich eine weitere Sorte probiert habe (10.6.2014 Störtebeker)

Polemiken gegen veränderte Lebens- und Genussmitteln sind populär. Dies gilt besonders, wenn das neue Produkt mit Hinweisen auf die Gesundheit beworben wird. Kaffee ohne Koffein, fettreduzierter Käse, zuckerfreie US-Brause oder eben ein alkoholfreies Hopfen und Malz-Produkt. Letzteres wird bewusst nicht als Bier bezeichnet und das erste ist eigentlich auch nur ein schwarzes Heißgetränk mit Kaffeegeschmack.

Als überzeugter und bewusster Biertrinker wurde aktuell alkoholfreier Gerstensaft verkostet. Es ist immerhin zwanzig Jahre her, dass zuletzt auf einer Party mehrere Flaschen von diesem Getränk probiert wurden. In meiner Erinnerung war dies ein schmackhafter Gerstensaft. Seitdem registrierte ich über die Werbung, dass viele Brauereien dieses Produkt in ihre Palette aufgenommen haben.
Die Qualität soll sich verbessert haben. Doch das war nur von Bekannten zu hören, die selbst nur Gerstensaft und kein Bier trinken.

alkoholfrei, Gerstensaft, Bier, Franziskaner Weißbier, Clausthaler, König Pilsener, KöPi, Einbecker Brauherren, Jever Fun, Pilsener, Becks Blue, Warsteiner, KrombacherHier mein Testergebnis der letzten Wochen:

  • Franziskaner Weißbier alkoholfrei: Wi---der---lich!
    Die Geruchs- und Geschmackskombination erinnert an Produkte, die mit künstlichen Aroma- und Geschmacksstoffen, einem Original nacheifern.
  • Clausthaler classic: Na ja, es gibt schlechtere Biere (die sind dann aber aus der Dose), aber ein gutes Pils ist in einer anderen Kategorie. Aber vielleicht vergleiche ich es auch nur mit den falschen Bieren. Es gibt schließlich Millionen Menschen, die der Werbung glauben und KöPi für ein gutes Bier halten.
  • König Pilsener, alkoholfrei: Da halte ich mein Lästermaul. Ein erstaunlich wohlschmeckender Gerstensaft.
  • Einbecker Brauherren alkoholfrei: Das perlende Gefühl am Rand der Zunge ist unangenehm. Ob nur zu viel Kohlensäure dafür verantwortlich ist, kann ich nicht beurteilen.
  • Jever Fun Pilsener, alkoholfrei: Gut, lecker.
  • Becks Blue, alkoholfrei: Gut.
  • Warsteiner, alkoholfrei: laaang---weilig.
  • Krombacher, alkoholfrei: Hopfig mit leichter Süße.
  • Störtebeker Frei-Bier, alkoholfrei: Sehr interessant und lecker, als Bier aus dem Ökosupermarkt leider teuer.

Becks und noch mehr Jever haben ihr spezielles Publikum. Es gibt viele Biertrinker, welche dieses leicht bitteren, in der Werbung als "herb" bezeichneten, Biermarken nicht mögen. Der alkoholfreie Gerstensaft der beiden Brauereien wird unter den Markennamen Fun und Blue vertrieben. Diese Namensgebung ist erschreckend (dämlich). Es gibt immer noch Werbefirmen, die ihren Kunden erfolgreich weismachen, dass ein englischer Name ein neues Getränk für das Publikum interessant macht. Das Konsumenten auf diesen Blödsinn reinfallen, ist dann noch wieder eine andere Idiotie.

Die Preise für Gerstensaft sind unerfreulich. Apfelsaft gibt es in einer Glas-Mehrwegflasche bereits ab 0,99€/Liter. Gerstensaft von KöPi, Warsteiner, Einbecker und Jever kostete jeweils 2,07€/Liter, Becks Blue sogar zwischen 2,37 und 2,67€/Liter und das Ökobier von Störtebeker war für 2,38€/Liter zu haben. Unser lokales Herri gibt es bereits ab 1,33€/Liter.

Ganz zum Schluss mein Gesamturteil: Ja, es gibt guten alkoholfreien Gerstensaft von KöPi, Jever, Becks und Störtebeker, aber Bier ist einfach besser.

Samstag, 17. Mai 2014

Augen-Blicke

Lächeln und Lachen können so falsch sein. Es sind die Augen, die ehrlich etwas ausdrücken. Ich sehe manchmal einen Widerspruch zwischen dem was eine Person um ihren Mund ausdrücken möchte, und dem was die Augen signalisieren.
Kleine Kinder haben noch nicht gelernt, sich zu verstellen. Hier habe ich noch keinen Widerspruch im Gesicht erkannt. Gefühle sind ursprünglich und tief.
Das konnte ich mal wieder mit einem der von mir betreuten Jungs erleben. Ich war neun Stunden mit ihm unterwegs und habe viel in seinem Gesicht gelesen. Da war einmal Mitleid, als er bei mir ein Pflaster sah und er nach dem "Aua" fragte. Er schaute wirklich traurig auf diese sonst verdeckte Stelle und ich beruhigte ihn mit dem Hinweis, dass dies nur ein kleines "Aua" war.
Und dann war da die Erschöpfung in der Mittagszeit, wenn er normalerweise zu seinem Mittagsschlaf kommt. Doch nach einer halben Stunde war da wieder der wache Blick.
Ich sah seine Angst in seinen Augen, als wir an einem künstlichen Hügel auf einer Treppe höher und höher stiegen, die Menschen und Bäume unter uns zurück blieben. Und immer wieder seine Zufriedenheit, wenn wir etwas gemeinsam machten, zum Beispiel beide das gleiche Essen und Trinken zu uns nahmen.

Augen können strahlen, können funkeln und glücklicherweise können nur wenige Menschen diese extremen Signale vorspielen.

Taschenspielertrick am Aegi in Hannover

Vor Taschendieben wird regelmäßig gewarnt. Am Anfang der Woche versuchte ein Krimineller bei mir sein Glück.

Die Situation:
Eine U-Bahnstation, auf der viele Menschen die Linien wechseln. Ich war gerade angekommen, kontrollierte die Anzeige und setzt mich, da mein Zug erst in sechs Minuten kommen würde. Ein schlecht gekleideter Mann, etwa in meinem Alter kam auf mich zu und fragte mich mit österreichischer Sprachmelodie, ob ich ihn eine 2-Euro-Münze in kleinere Münzen wechseln könnte. Ich entgegnete, dass ich erst in meiner Geldbörse nachschauen müsste, die ich aus meiner Jackeninnentasche zog. Es war kein passendes Geld vorhanden, ich sah nur eine 1-Euro-Münze, einen 50-er und weitere kleinere Münzen. Der Mann war sehr nah an mich herangetreten. Ich verneinte meine Hilfe und machte meine Geldbörse wieder zu. Er sagte, er brauche dringend kleine Münzen und würde auch die gesehenen Münzen im Tausch akzeptieren. Ich öffnete wieder meine Geldbörse.
Während dieser Minute war auf dem anderen Gleis eine weitere U-Bahn eingefahren und viele Fahrgäste waren ausgestiegen und auf die gleiche Seite, auf der ich saß, für einen Linienwechsel gegangen.
Ich griff in meine Börse, holte das Geld raus, doch fiel mir dann ein, dass ich auch noch Münzen in meiner Hosentasche habe. Also nur 1,50 Euro rausgeholt, Geldbörse wieder zu, aufgestanden und nach den Münzen gesucht. Ich gab dem Mann 2 Euro und nahm sein 2-Euro-Stück. Er sagte sofort, dass er bitte die kleineren Münzen, die er in der Geldbörse gesehen hatte, stattdessen hätte.
Hier intervenierte nun ein jüngerer Mann mit lauter Stimme. "Seien sie vorsichtig, der Mann will sie abziehen, der Mann versucht Geldscheine aus ihrer Börse zu angeln." Viele schauten nun auf uns. Ich sagte, dass bisher nichts passiert ist. Ich hatte 2 Euro erhalten und 2 Euro gegeben. Der junge Mann kam direkt zu uns und wiederholte die Warnung und verwies darauf, dass der Mann links ein rotes Taschentuch hält, womit er einige Finger verdeckt und diese Hand nah an meiner Geldbörse war, während er mit rechts mir eine Münze anbot.
Es gab einen Adrenalin-Stoss; ich griff in die vordere Hosentasche des Mannes und fühlte dort nur wenige Münzen. Hand raus und zu seiner linken Hand, dort war kein Geldschein zu sehen. Der junge Mann schaute die ganze Zeit zu. Ich öffnete einmal mehr meine Geldbörse, um zu sehen, ob meine Geldscheine (ich wusste mit Sicherheit von einem 50-er, einem 20-er und 10-er-Geldschein) noch vorhanden sind. Alle Scheine waren im Fach, aber aus meiner zerdrückten, alter Geldbörse, ist auch nicht so einfach ein Schein zu ziehen.
Der Blick ging wieder hoch und eine weitere Person sprach davon, dass vor diesem Trick auf Bahnhöfen aktuell gewarnt wird. Für mich unbemerkt hatte sich der Taschenspieler entfernt. Meine Bahn fuhr ein und mit Adrenalin geflutet dankte ich den Menschen und stieg ein. Im Zug merkte ich ein leichtes Zittern in den Knien.

Also wenn der Taschenspieler erfolgreich gewesen war, dann hat er vielleicht einen weiteren 10-Euro-Schein gezogen. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen oder rekonstruieren, ob ich nur den einen oder mehrere von diesen Geldscheinen dabei hatte. Ich vermute mal, dass der Taschenspieler bei mir gescheitert war.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Tatauierung

Früher war ein Mensch angesehen,
wenn er belesen war -

heute werden Menschen bewundert,
wenn sie beschrieben sind.


(Gedanke beim Betrachten von professionellen Sportlern)

Sonntag, 11. Mai 2014

Der ökologische Fußabdruck

"Von der bedrohlichen zur bedrohten Natur" war 2006 das Thema beim Europa-Kolleg. Im Seminar und in Gesprächen während und nach der Veranstaltung wurde auch der ökologische Fußabdruck diskutiert. Die Frage, wie weit jeder von uns die Ressourcen unserer Welt übermäßig nutzt und damit seinen persönlichen Beitrag zu bestehenden und kommenden Umweltproblemen zu verantworten hat, bleibt aktuell.
Der Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche hat wie viele andere Anbieter vor ihm einen Test zur Bestimmung des ökologischen Fußabdrucks vorgelegt. Mit 13 Fragen zur Ernährung, zum Wohnen, zur Mobilität und zum Konsum wird der persönliche Wert berechnet und in einem Verhältnis zum Durchschnittswert für Deutschland und die Welt gesetzt.
Maßeinheit ist dabei der globale Hektar (gha), welche die biologisch produktive Fläche darstellt, die jeder individuell für seinen Lebensstil verbraucht.
Wir leben über unseren Verhältnissen. Seit den 1970-er Jahren wird dies von der Umweltbewegung bekannt gemacht. Doch die gha-Ziffer wächst immer weiter. Jeder Erdenbürger hat statistisch 1,8 gha für sich, aber der Durchschnitt für die Weltbevölkerung liegt bei 2,7 gha und für Deutschland bei 4,6 gha. Ich habe den Test zweimal gemacht. Einmal mit optimistischen und einmal mit pessimistischen Annahmen. Danach habe ich selbst einen Wert von 3,5 bis 4,4 gha.

Wie problematisch die Situation ist, wird vielleicht deutlich, wenn bekannt ist, dass selbst ein armes Land wie Nicaragua bereits einen durchschnittlichen gha von 1,5 erreicht hat.

Bei den 13 Fragen gibt es jeweils die Möglichkeit auf einer Skala seinen Eigenverbrauch zum Beispiel bei tierischen Produkten oder der Kilometerleistung verschiedener Verkehrsmittel anzugeben.
Ich kann nur dazu einladen, doch selbst einmal diesen kurzweiligen Test zu machen und über das Ergebnis nachzudenken.
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Die Webseite: Brot für die Welt - Der ökologische Fußabdruck

Montag, 5. Mai 2014

Hannover Wetter April 2014


Der April 2014 hatte in Hannover eine Monatstemperatur von 11,5° und lag damit um 3,7° über den langjährigen Mittelwert (Klimanormalwert / CLINO) für die Stadt.
Es war der 4.-wärmste April seit 1946 und wenig überraschend sind die drei wärmeren Aprilmonate alle nach dem Jahr 2000. Es ist dies bereits der dritte Monat im Folge mit einer deutlich erhöhten Monatstemperatur (Februar 2014 4,9° zu warm, März 2014 3,6° zu warm) und seit Juni 2013 sind alle Monate über den jeweiligen Referenzwerten. So eine deutliche Erwärmung gab es in den letzten Jahrzehnten erst einmal, als zwischen September 2006 und April 2007 acht Monate um mindestens 3° zu warm waren.
Der Monat hatte außerdem leicht überdurchschnittlich viel Sonne und leicht unterdurchschnittlich wenig Niederschlag.
Hannover Wetter, Klima, Klimawandel lokal, Klimawandel regional, April2014, April14, Temperaturen, Maximaltemperaturen, Minimumtemperaturen, Tagesmitteltemperaturen, Frosttage, Sommertage, Eistage, Niederschlag, Niederschläge, Sonne, Sonnenstunden, Sonnenschein, Windereignisse, Sturm, stürmischer Wind, Aprilwetter, Deutsches Wetterdienst, DWD - Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats -
Die drei Merkmale (sonnig, trocken und warm) sind ein markantes Zeichen für einen regionalen Klimawandel, wie bereits im letzten Jahr in einem Beitrag dargestellt.

Die erste Abbildung zeigt für jeden Tag die Minimum- und Maximumtemperatur (linke Skala), sowie die Sonnenstunden und den Niederschlag (rechte Skala). Die Werte stammen von der Webseite des Deutschen Wetterdienstes.
Die kalte Jahreszeit zeigte sich noch, wenn mit nordwestlichen bis nordöstlichen Strömungen polare bzw. kontinentale Kaltluft einströmte. Die zunächst für die Jahreszeit zu warme Nordsee, zunehmende Tageslänge und wachsende Wärme der Sonne ließen selbst nach Frostnächten am Tag auf deutlich über 10° steigen. Wärme wurde auch durch südliche Strömungen herangeführt, besonders markant ist dies am 7. April zu sehen, als die Nachttemperatur nur auf 14° sank und es damit nachts wärmer blieb als die Maximaltemperatur an mehreren Apriltagen.

An zehn Tagen stieg die Temperatur über 20° und am 25. April wurde die Höchsttemperatur von 22,3° erreicht. Es gab zwei Frosttage und die tiefste Temperatur wurde am 16. April mit -2,4° gemessen. Im langjährigen Mittel sind 5-6 Frosttage verzeichnet. Deutlich unterdurchschnittlich war auch die Zahl der Nächte mit Bodenfrost mit 5 statt des Normalwerts von 7 bis 14.

Aus den Messungen des Tages berechnet der DWD die Tagesmitteltemperatur.

Dargestellt ist die Tagesmitteltemperatur (rote Linie) und der von mir berechnete gleitende 5-Tagesdurchschnittswert dieses Werts.  Es wurde bereits auf die ungewöhnlich Minimaltemperatur am 7. April verwiesen, was zum wärmsten Tag mit 16,9° führte. Da die warme Luftströmung nur kurz wirkte, verschwindet dieser Wert im gleitenden Durchschnitt. Deutlich ist stattdessen der Wechsel zwischen kühler und  warmer Witterung zu erkennen, wobei die zweite Welle wärmer ist. Der kälteste Tag war der 15. April mit 6°.

Die folgende Abbildung zeigt die relative tägliche Temperatur zum Klimanormalwert für den Monat April

Es gab überhaupt nur vier Tage, an denen die Tagesmitteltemperatur unter den Wert von 7,8° sank. Die Abbildung zeigt, dass seit dem 20. April dieser Wert beständig um 4° überschritten wurde.

Der letzte Blick auf die Temperaturen vergleicht die Tagesmitteltemperatur mit vier Werten für jeden Tag. Temperaturen, Maximaltemperaturen, Temperaturrekorde, Minimumtemperaturen, Tagesmitteltemperaturen, Aprilwetter
Dargestellt sind die langjährigen Durchschnittstemperaturen für jeden Tag in einer alten und einer neuen Zeitreihe (rote und grüne Linie), die positiven und negativen Rekordwerte der letzten 60 Jahre und natürlich die aktuellen Tageswerte.
Im April steigt die Durchschnitts-Temperatur von 5-8° auf 10-12°. Im Gegensatz zu dem Vergleich mit dem CLINO-Monatswert relativieren sich damit die "warmen" Tage am Monatsende und gleichzeitig erscheinen die Erwärmung zu Monatsbeginn noch ausgeprägter.
Es gab zwei neue Wärmerekorde und der vom 7. April war gleich mehr als ein Grad höher als der bisherige Rekordwert.

An 19 Tagen fiel Niederschlag. Im gesamten Monat waren es 44,9 mm, davon am 27. April 14,4 mm. Dies entspricht 90% des langjährigen Monatsmittelwerts.

An 27 Tagen zeigte sich die Sonne, davon an vier Tagen für mehr als 10 Stunden. Für den gesamten Monat waren es 157,9 Sonnenstunden oder 105% des langjährigen Monatsmittelwerts.

Es gab zwei Windereignisse. Am 8. April erreichte der Wind Spitzenwerte von 18,2 m/s, entsprechend Windstärke 8 (stürmischer Wind) und am 14. April wurden in Böen sogar Sturm der Windstärke 9 mit 20,9 m/s. erreicht.

Alle Tageswerte basieren auf den kostenlosen Service des Deutschen Wetterdienstes. Berechnungen, Vergleiche und Abbildungen stammen aus der Hand des Autors dieses Blogs.

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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Monatsbericht:
2014

Wetter, Hannover, Juni 2014


2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:

Neben diesen monatlichen Berichten habe ich bisher dreimal zum Klimawandel am Beispiel von Hannover gebloggt: 2007 schaute ich auf Monatswerte der 2000-er Jahre, 2013 untersuchte ich speziell den Monat April, der langfristig immer sonniger, trockener und wärmer wird, und nochmals 2013 in langen Zeitreihen den Temperaturanstieg seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. Es gibt einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern, ein Vergleich zwischen den Winter 1985/86 und 2011/12 und aktueller zum langen Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten, noch sehr einfach gehaltenen Wetter-Darstellungen: